CHRONIK
PUSTERTALER VOLLTREFFER
OKTOBER/NOVEMBER 2015
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halben Kasten für unser Gewand
leer. Wir hatten ja nicht viel.
Einen kleinen Koffer und einen
Rucksack für drei Wochen Ur-
laub“, schmunzelt er. Mittler-
weile haben sich die Zeiten na-
türlich sehr verändert. „Jetzt sind
wir auf dem Brunnerhof in einer
schönen Ferienwohnung unter-
gebracht“, so Stehlik. Die heuti-
gen Betriebsführer sind Anni
und Peter Paul Guggenberger.
„Vererbte“
Verbundenheit
Der treue Urlaubsgast konnte
später auch seine Frau Ulrike
(62, pens. Lehrerin) vom Pus-
tertal und Heinfels überzeugen.
„Meine Frau war jetzt schon
das 38. Mal hier“, erzählt er
stolz. Diese Pustertal-Verbun-
denheit „erbten“ auch die ge-
meinsamen drei Kinder Ange-
lika (36), Cornelia (34) und Flo-
rian (30), die inzwischen fast
jedes Jahr mit ihren eigenen
Familien ihren Sommerurlaub in
der Region verbringen. „Wäh-
rend deren Pubertät hieß es na-
türlich schon: Müssen wir jetzt
schon wieder dorthin fahren?
Aber jetzt ist Osttirol ein Muss
für sie. Auch die vier Enkelkin-
der haben eine Gaudi hier.
Heuer fuhr unser Sohn sogar
mit dem Radl von Mödling
nach Gschwendt“, lacht Stehlik.
Natürlich wich und weicht die
Familie auch auf andere Quar-
tiere aus, wenn auf dem Brun-
nerhof Mal kein Platz ist.
„Meine zweite Heimat“
Inzwischen kennt Stehlik die
gesamte Gastgeberfamilie bis in
die vierte Generation. „Eine
große Anzahl von einheimi-
schen Freunden, wie auch Gäste,
die ungefähr zur selben Zeit in
Gschwendt Urlaub machen, ge-
hören jedes Jahr zu dieser netten
Begegnung. Wir lachen viel ge-
meinsam, trauern aber auch ge-
meinsam um Verstorbene.
Gschwendt wurde einfach zu
meiner zweiten Heimat“, ver-
sichert er.
Martina Holzer
nehme.“ Also machte sich die
Familie dorthin auf den Weg.
„Auf dem Brunnerhof war ein Jahr
zuvor der Bauer gestorben. Er
war von einem Baum erschlagen
worden. So trafen wir die alte
Mena Trojer schwarz gekleidet
auf dem Feld an. Mit dabei
waren auch noch die Ziehtochter
und zwei junge Knechte. Mein
Vater und ich schnappten so-
gleich die Heugabeln und halfen.“
Familie Stehlik erhielt dann
auf dem Brunnerhof eines von
damals zwei Zimmern. „Das
eine Zimmer war schon mit
Gästen aus Wien besetzt.“
Einfach, aber gemütlich
„Damals war die Unterkunft
sehr einfach, jedoch gemütlich
und urig gehalten“, betont Steh-
lik, der sich auch noch gut an
das Plumpsklo und an den
Waschtisch im Zimmer erinnert.
„Das heiße Wasser kam aus
einem Kupferkessel vom Herd.
Mena Trojer räumte uns einen
V. l.: Bei der Ehrung für die Urlaubstreue in der Stube des Brunnerhofs: das Gastgeberpaar Peter Paul
und Anni Guggenberger, Gerald Stehlik mit Gattin Ulrike, Franz Theurl (Obmann TVBO), Josef Senf-
ter (Obmannstellvertreter von Urlaub am Bauernhof) und LA Josef Schett. Foto: Anni Guggenberger
Trotz wandelndem Urlaubsverhaltens (jedes Jahr ein anderes Urlaubsziel)
gibt es noch etliche Gäste, die das Pustertal seit Jahrzehnten besuchen.
Ein herausragendes Beispiel ist Gerald Stehlik aus Mödling (NÖ), der seit
60 Jahren in der Gemeinde Heinfels seine Ferien verbringt.
Gerald Stehlik (2. v. l.) im Jahr 1960 als junger Mann in Heinfels mit dem damaligen Knecht Franz
Rauter (stehend), Sepp Waldner (2. Ziehkind von Mena Trojer), Pepi Trojer (Stockerhof), einer Ur-
lauberin und den Eltern Theresia und Josef Stehlik.
Die Liebe zum Pustertal
besteht seit 60 Jahren
Mittlerweile ist Gerald Stehlik
73 Jahre alt, aber immer noch ein
begeisterter Pustertal-Urlauber.
„Es war Mitte der 50er-Jahre, als
ich erstmals mit meinen Eltern
Theresia und Josef mit dem Zug
nach Heinfels fuhr“, erzählt der
pensionierte Gymnasiallehrer
(Latein und Geschichte) und
Schuladministrator in Mödling.
„Die Mutter war Hausfrau, der
Vater ein Sparkassenangestellter
und ich ein Einzelkind.“ Auf
Heinfels als Urlaubsdomizil kam
die kleine Familie, als sie eine
Österreich-Rundreise machte.
„Wir pausierten in Sillian. Da
meinten meine Eltern, dass es
hier sehr schön wäre, und wir im
nächsten Jahr in dieser Region
Urlaub machen könnten.“
Auf den Brunnerhof
Gesagt, getan. „Als wir im
darauffolgenden Jahr in Sillian
aus dem Zug ausstiegen und nach
einer Übernachtungsmöglichkeit
auf einem Bauernhof fragten,
meinte eine gewisse Frau Ortner,
dass sie glaube, dass man auf
dem Brunnerhof zu Gschwendt
(1.200 m, Heinfels) Fremde