WIRTSCHAFT
PUSTERTALER VOLLTREFFER
OKTOBER/NOVEMBER 2015
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Seit 24. August laufen die
Arbeiten für den Bau der Kraft-
werke am Kalkstein- und
Stallerbach, Ende 2016 soll der
Probebetrieb beginnen. Die
Laufzeit beträgt 50 Jahre, die
Ausleitungsstrecke ist gesamt
ca. 4 km lang. Bgm. Josef Lus-
ser widerspricht der Kritik von
Umweltschützern: „Alle Be-
scheide sind rechtskräftig. Das
Projekt ist wirtschaftlich.“ Seit
zehn Jahren kämpft er mit
seinen Gemeinderäten um die
Durchführung.
Kraftwerks-Planer Dipl.-Ing.
Gottfried Steinbacher liefert
Zahlen: „Die Amortisationszeit
der Kraftwerke beträgt
13 Jahre. Zudem gilt der Öko-
strom-Einspeistarif für 13
Jahre. Nach Ablauf dieser Zeit
kann die Gemeinde mindestens
200.000 € pro Jahr (Ertrag) für
Projekte freimachen, sofern die
Strompreise dann ähnlich sind
wie heute. „Im Verhältnis zum
Gemeindebudget wäre dies ein
wirklich großer Betrag“, betont
er. Das Gemeindebudget
beträgt derzeit 2 Mio €.
Investitionskosten sinken
Die angesetzten Projekt-
kosten von 6,8 Mio € fallen laut
Steinbacher zudem wesentlich
niedriger aus. Die Kraftwerke
werden zu 100 % mit Fremd-
kredit finanziert, Inhaber ist die
Gemeinde. Er geht davon aus,
dass man den Betrieb der
Werke gar nicht spürt. „Denn es
gibt immer genug Restwasser.
Im Sommer haben wir allein im
Stallerbach noch eine Restwas-
sermenge von über 1.000 Litern
pro Sekunde.“ Er widerspricht
auch dem Vorwurf von Kraft-
werksgegnern, dass im Winter
nicht produziert werden könne.
„Die Kraftwerke werden mit
hundertprozentiger Sicherheit
immer in Betrieb sein. Denn sie
können auch noch mit zehn
Liter pro Sekunde betrieben
werden.“ Die unterirdischen
Triebwasserleitungen sollen
nach zwei, drei Jahren auch
nicht mehr sichtbar sein. „Sicht-
bar ist dann nur mehr das Kraft-
haus, das am Zusammenfluss
der beiden Bäche errichtet und
so groß wie ein mittleres land-
wirtschaftliches Gebäude sein
wird“, versichert Steinbacher.
8,6 Mio kWh
Der jährliche Stromertrag ist
mit 8,6 Mio kWh berechnet.
„Damit könnte man die Inner-
villgrater Haushalte sechs Mal
mit Strom versorgen oder zu
10 % alle Osttiroler Haus-
halte.“
Zugleich kritisiert er: „Pro-
teste und Einsprüche haben
das Projekt über mehrere
Jahre verzögert. Das hat meh-
rere 100.000 € gekostet –
durch Ertragsentgang.
Zudem verzeichneten wir
150.000 € an Verfah-
renskosten.“ Er, Lusser
und seine Gemeinde-
räte wollen sich zu-
dem nicht als Natur-
zerstörer darstellen
lassen, die auch die
Gemeinde in den Ruin
treiben. Sie reagieren
damit auf Äußerungen von
LA Josef Schett (Impuls), Ge-
meinderat Benjamin Schaller,
Alpenverein und Mag. Gerhard
Heiligbrunner. „Wir bewegen uns
mit den Kraftwerken außer-
dem nicht im Hochgebirge,
wie uns vorgeworfen wurde,
sondern im Siedlungsgebiet.
Wir stauen zudem kein Tal ein,
es gibt überhaupt keinen
Rückstau.“
Martina Holzer
Kraftwerksbau Innervillgraten:
Planer und Gemeindeführung gehen von
gutem Ertrag aus
Die Errichtung der Kraftwerke in Innervillgraten läuft seit August. Gemeindeführung
und Planer lassen sich nicht als Naturzerstörer bezeichnen und sind weiterhin von
der Wirtschaftlichkeit der Ökostrom-Kleinwasserkraftanlagen überzeugt.
Die Bauarbeiten laufen auf Hochtouren. Bgm. Josef Lusser freut sich.
Fotos: Martina Holzer
Der strategische Fonds für
Gebietsinvestitionen der
Region war 2012 geschaffen
worden, um die Entwicklung
infrastrukturschwacher Gebiete
in Südtirol und im Trentino
voranzutreiben. Nun beriet die
Landesregierung über die Auf-
teilung des Südtiroler Anteils
von 85 Mio € und einigte sich
auf ein Einsatzprogramm. Dem-
nach soll der Löwenanteil von
25,7 Mio € in den Bereich
Zivil- und Brandschutz fließen.
17 Mio € sind für die Landwirt-
schaft bestimmt, 2 Mio € für die
Berglandwirtschaft, 9,3 Mio €
für den Schulbau, 2,5 Mio € für
Sportanlagen und 2,3 Mio € für
die Jugendarbeit.
Mit insgesamt 5,4 Mio € sol-
len Verkehrsinfrastrukturmaß-
nahmen finanziert werden:
4,3 Mio € wurden für die
Elektrifizierung der Vinschger-
bahn zweckgebunden und
1,1 Mio € für Aufstiegs-
anlagen. Schließlich wird der
Rotationsfonds zur
Ankurbelung der Wirtschaft
mit 20,7 Mio € gespeist.
„Die Mittel sind für Investi-
tionen in die ländliche Ent-
wicklung bestimmt, in die
Landwirtschaft, den Handel,
das Handwerk und den Touris-
mus, das Wegenetz, die Dorf-
lifte, die Jugendzentren und
den Schulbau“, fasste Lan-
deshauptmann Kompatscher
die Entscheidung zusammen.
Sie ermöglicht es, bereits vor-
liegende Förderungsansuchen
abzubauen.
Für Gebietsentwicklung 85 Mio €
aus dem Regionalfonds
Mit 85 Mio € will das Land Südtirol die Entwicklung
der Peripherie vorantreiben. Es handelt sich dabei um
Finanzmittel aus dem strategischen Fonds für
Gebietsinvestitionen der Region.