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27. Dezember 2024, Thorsten Osterhagen

Kaputte Küchengeräte: Ein pragmatischer Ratgeber

Was tun, wenn die Helfer streiken?

Es passiert unter Garantie immer dann, wenn du es am wenigsten erwartest und gebrauchen kannst.

stock.adobe.com/Foto: O.PASH
stock.adobe.com Foto: O.PASH

Kaum ein Küchengerät geht kaputt, wenn du einfach nur mit Ruhe ein neues Rezept für dich allein ausprobieren möchtest.

Nein, es macht meistens dann schlapp, wenn du das neue Rezept Gästen vorsetzen willst oder eine ganze Einkaufswagenladung erntefrischer Lebensmittel darauf wartet, von dir zum Einkochen bereitgemacht zu werden. Im allerschlechtesten Fall sind sogar jede Menge Zutaten in Gefahr, weil das Gerät mitten im Zubereitungsprozess versagt und du nicht weitermachen kannst.

Sich darüber ärgern, ist völlig normal und legitim. Doch über das, was anschließend kommt, solltest du dir mit Ruhe Gedanken machen. Denn dabei spielt dein Geldbeutel ebenso eine Rolle wie unsere Umwelt.

Du und deine elektrischen Helfer – eine schwierige Kombination

Die allermeisten Küchengeräte sind elektrische oder elektromechanische Systeme. Hier gibt es einen elektrischen Antrieb (alternativ ein Heizelement) und vielleicht eine ebensolche Steuerung, dazu mechanische Komponenten – etwa ein Rührgetriebe. Neuerdings kommen bei immer mehr Geräten noch (mikro-)elektronische Bauteile hinzu. Die sind komplexer, aber können auch mehr. Beispielsweise sehr unterschiedliche Steuerungszustände.

Das heißt, wir haben es mit durchaus aufwendigen technischen Geräten zu tun. Geräte, bei denen zudem längst nicht immer auf den ersten (oder zweiten) Blick klar ist, warum sie überhaupt den Dienst versagen. Auf der anderen Seite stehst du. Sofern du nicht gerade einen passenden beruflichen Background hast oder wenigstens ein erfahrener Heimwerker bist, dann bist du (wertneutral) ein Laie. Das bedeutet:

  • Rein rechtlich betrachtet untersagen es dir die österreichischen Gesetze, daran irgendetwas an der Elektrik/Elektronik zu machen, was nicht in der Bedienungsanleitung steht. Bekommt vielleicht niemand mit. Begehst du jedoch einen Fehler und entsteht dadurch beispielsweise ein Brand, werden Nachforschungen angestellt. Dann könnte dich beispielsweise deine Versicherung in Regress nehmen.
  • Du hast mutmaßlich keine Erfahrungen mit dem oftmals arg verbauten Inneren von Küchengeräten und den vielen technischen Bausteinen. Das wiederum heißt, die Fehlersuche würde sich bei dir lange hinziehen und es bestünde das Risiko, irrtümlich weitere Schäden anzurichten.
  • Falls du nicht nebenbei noch Heimwerker bist, fehlt dir wahrscheinlich zumindest ein Teil des Werkzeugs, das für Fehlersuche und Reparatur nötig ist. Vielleicht ein Multimeter, um ein beschädigtes elektronisches Bauteil zu finden.

Allerdings hast du bei all dem einen Vorteil: Das Gerät ist kaputt. Noch „kaputter“ kannst du es vielfach kaum machen. Gleichsam hast du den Luxus, nur deine Zeit in die Waagschale werfen zu müssen. Du musst keinen Handwerker für eine womöglich vielstündige Arbeit bezahlen.

Doch was solltest du nun aus ganz pragmatischer Sicht tun? Das zeigen wir dir jetzt.

stock.adobe.com Foto: Andriu

Frag dich, wie sehr der Schaden stört

Wenn dein Einkochautomat kein Wasser mehr auf Kochtemperatur bringt, dann ist das natürlich ein ebenso kapitaler Fehler wie ein Handrührgerät, das die Rührwerkzeuge nicht mehr hält. Da gibt es keine Zweifel. Allerdings existieren bei vielen Geräten deutlich feinere Abstufungen hinsichtlich des Schweregrades.

Als erstes solltest du dich deshalb stets fragen, wie schwerwiegend der Ausfall für dich überhaupt ist. Ist es eine Funktion, die elementar für die Nutzung ist? Oder eine, auf die du bei realistischer Betrachtung verzichten kannst? Beispielsweise bleibt ein Dampfgarer ja weiterhin nutzbar, wenn der Timer es nicht mehr tut – oder ein Wasserkocher, wenn das Bedienfeld nicht mehr beleuchtet ist.

Schau auf Restwert und Wiederbeschaffungskosten

Du kannst den Fehler nicht ignorieren? Dann solltest du handeln. Doch schon dabei musst du erneut ein Urteil fällen. Natürlich bekommst du im Netz mit hoher Wahrscheinlichkeit immer irgendwelche Ersatzteile für deine Küchenhelfer. Vielleicht fändest du im Notfall sogar einen Elektriker, der nicht abwinkt, weil sich schon die Fehlersuche nicht rechnen würde. Dennoch solltest du immer kritisch schauen, was du da reparieren (lassen) möchtest.

  • Ist es ein Gerät, dessen Neubeschaffung ein Vielfaches von Reparatur und Ersatzteilen kosten würde? In dem Fall wäre zumindest ein Reparaturversuch sicherlich angebracht.
  • Wäre ein Neugerät nur wenig teurer und/oder würde es mit mehr Leistung, weniger Verbrauch usw. aufwarten? Dann solltest du eher über eine Neuanschaffung nachdenken.

Das zumindest, wenn du wirklich nur aufs Geld blickst, mit dem Küchenhelfer keine Emotionen zusammenhängen – und es solche Werkzeuge noch zu kaufen gibt.

stock.adobe.com Foto: glebcallfives

Informiere dich so genau wie möglich

Ein Haushaltsgeräteelektriker kennt vielleicht nicht dein spezielles Küchenmaschinenmodell. Aber er weiß zumindest, wie diese Helfer grundsätzlich aufgebaut sind – und kennt vielleicht allgemeine Besonderheiten des Herstellers. Du hingegen weißt erst einmal nur, dass die Maschine kaputt ist.

Sowohl aufgrund der Gefahren durch Elektrizität (die meisten Küchengeräte in Österreich werden wenigstens eingangsseitig mit 230 Volt Wechselstrom versorgt) als auch für den Erfolg der Reparatur solltest du daher gar nichts dem Zufall überlassen. Wenn wir beim Beispiel der kaputten Küchenmaschine bleiben, bedeutet das:

  1. Beschaffe dir eine detaillierte Anleitung für exakt dein Gerät (genaue Modellbezeichnung/-nummer) zur Fehlersuche und Reparatur im Internet – und halte dich daran.
  2. Lies dich umfassend in den Umgang mit Elektrik sowie den dahinterstehenden Sicherheitsmaßnahmen ein, damit du dir über die Gefahren bewusst bist.
  3. Wenn du weißt, was kaputt ist, dann suche bei einem professionellen Fachhändler abermals anhand von Herstellername und Modellbezeichnung nach den passenden Ersatzteilen. Nimm nichts aus „Ausschlachtgeräten“ oder ähnlich dubiosen Quellen.

Ganz wichtig: Wenn du an irgendeinem Punkt nicht mehr weiterweißt, dann handle keinesfalls aufs Geratewohl. Suche dir stattdessen entweder Hilfe oder noch bessere Informationen.

Überlege, was du dir überhaupt zutraust

Wenn bei deiner Küchenmaschine der Antriebsmotor durchgebrannt ist, dann ist das zwar definitiv ein veritabler Schaden. Doch einerseits ist er vergleichsweise einfach zu diagnostizieren und andererseits ist der Motor in aller Regel mit nur wenigen Schrauben und Kabelsteckern mit dem Gerät verbunden.

Bloß: So leicht ist es nicht immer. Manche Geräte wurden von den Herstellern mit Absicht so konstruiert, dass sie sich kaum zerlegen lassen, ohne Schäden anzurichten. Dann sind beispielsweise Kabel zu kurz oder es gibt Schrauben, die sich nicht lösen lassen. Dazu muss man nicht einmal auf „geplante Obsoleszenz“ eingehen – genau so gut können die Hersteller es aus Kostengründen machen. Drei Zentimeter Kabel pro Gerät weniger bedeuten schließlich bei einigen Zehntausend Stück eine Menge Ersparnis.

Was wir damit ausdrücken möchten: Du solltest dich schon zu Beginn und auch während der Arbeit immer wieder fragen, ob du dir den nächsten Schritt zutraust. Falls nicht, so ist das nicht schlimm. Du bist eben höchstwahrscheinlich kein Küchengerätehandwerker. Das solltest du nicht nur zu deiner eigenen Sicherheit tun. Sondern ebenso, weil es frustrierende, da erfolglose, Reparaturversuche und unnötige Ausgaben verhindert.

Gehe nötigenfalls ins nächste Repair Café

Oft sind es bloß Kleinigkeiten, die ein teures Küchengerät schachmatt setzen. Dennoch sei nochmals betont: Gerade bei Elektronik kann es Stunden dauern, diese Kleinigkeit zu finden, weil allein auf einer Platine so viele Bauteile zu prüfen sind. Das ist es, was den Gang zu Profis so teuer macht – und Neugeräte oft zur günstigeren Alternative.

Es muss jedoch nicht so kommen. Denn in Österreich hast du an vielen Orten seit einigen Jahren immer noch die Möglichkeit, in ein Repair Café zu gehen. Das ist für dich kostenlos. Wohl gibt es keine Reparaturgarantie. Außerdem erhältst du dort nur „Hilfe zur Selbsthilfe“. Es kann jedoch erfahrungsgemäß genügen, um deine Schwierigkeiten mit Hilfe Dritter zu überwinden – ohne mehr Kosten als die Fahrt zum Café zu verursachen.

stock.adobe.com Foto: kravik93

Wenn du neu kaufst, wähle mit Bedacht

Du würdest nicht glauben, wie gut es sich anfühlt, ein kaputtes Küchengerät mit oder ohne fremde Hilfe wieder repariert zu haben. Leider ist dieses Ideal aber nicht immer möglich. Gründe dafür gibt es zuhauf, angefangen damit, dass es wirtschaftlich einfach keinen Sinn mehr macht – nicht einmal mehr dann, wenn du niemandem einen Arbeitslohn zahlen musst.

Das heißt aber nicht, du solltest jetzt wahllos neu kaufen. Halte dich besser an folgende Kniffe:

  1. Egal ob beim Händler oder deinem örtlichen Wertstoffhof: Das Gerät gehört fachmännisch recycelt. Falls es ein besonderes alter Helfer mit „Vintage-Charm“ ist, könntest du sogar versuchen, ihn im Internet zu verkaufen. Vielleicht machst du damit ja einen versierten Bastler oder Sammler glücklich (ja, es gibt wirklich Menschen, die alte Küchengeräte sammeln).
  2. Schreibe alles auf, was dich am alten Gerät gestört hat, was du besonders gut fandest, was sich bewährte und was nicht. Mache das zur Grundlage deines Neukaufs. Du willst schließlich nicht einfach nur einen Nachfolger, sondern ein Gerät, das mindestens ebenbürtig ist.
  3. Sofern auf deinem Konto keine völlige „Ebbe“ herrscht, lasse dich nicht dazu hinreißen, ein erheblich billigeres Gerät zu kaufen, selbst wenn es vergleichbare Features hat. Küchenhelfer sind eine jener Gerätegruppen, bei denen mit dem Preis ebenso die Qualität, Reparierbarkeit und Ersatzteilverfügbarkeit steigt. Ein Billiggerät erhöht nur das Risiko, bald wieder vor dem gleichen Problem zu stehen.

Falls dein bisheriges Gerät recht komplex war, solltest du zudem überlegen, wieder auf dessen Hersteller zu setzen. Solche Bedienkonzepte werden oft über mehrere Generationen beibehalten. Das macht es dir einfacher, dich schnell zurechtzufinden und so damit wieder in der Küche zu arbeiten, wie du es vom Vorgänger gewohnt warst.

Autor: Thorsten Osterhagen

Thorsten ist ein leidenschaftlicher Techniker mit über 10 Jahren Erfahrung im Reparieren und Warten von Haushaltsgeräten. Schon als Kind zeigte er großes Interesse an Technik und begann früh, Geräte auseinanderzunehmen, um zu verstehen, wie sie funktionieren. Nach seiner Ausbildung als Elektroniker für Haushaltsgeräte arbeitete er in verschiedenen Reparaturwerkstätten und erlangte umfangreiche praktische Kenntnisse.

 Neben seiner Tätigkeit als Techniker und Autor ist Thorsten auch als freier Redakteur für mehrere Fachzeitschriften und Online-Portale aktiv. Dort verfasst er regelmäßig Artikel zu Reparaturthemen, neuen Technologien und DIY-Projekten, die sowohl Anfänger als auch erfahrene Technikbegeisterte ansprechen.