Was tun, wenn die Helfer streiken?
Es passiert unter Garantie immer dann, wenn du es am wenigsten erwartest und gebrauchen kannst.
Kaum ein Küchengerät geht kaputt, wenn du einfach nur mit Ruhe ein neues Rezept für dich allein ausprobieren möchtest.
Nein, es macht meistens dann schlapp, wenn du das neue Rezept Gästen vorsetzen willst oder eine ganze Einkaufswagenladung erntefrischer Lebensmittel darauf wartet, von dir zum Einkochen bereitgemacht zu werden. Im allerschlechtesten Fall sind sogar jede Menge Zutaten in Gefahr, weil das Gerät mitten im Zubereitungsprozess versagt und du nicht weitermachen kannst.
Sich darüber ärgern, ist völlig normal und legitim. Doch über das, was anschließend kommt, solltest du dir mit Ruhe Gedanken machen. Denn dabei spielt dein Geldbeutel ebenso eine Rolle wie unsere Umwelt.
Du und deine elektrischen Helfer – eine schwierige Kombination
Die allermeisten Küchengeräte sind elektrische oder elektromechanische Systeme. Hier gibt es einen elektrischen Antrieb (alternativ ein Heizelement) und vielleicht eine ebensolche Steuerung, dazu mechanische Komponenten – etwa ein Rührgetriebe. Neuerdings kommen bei immer mehr Geräten noch (mikro-)elektronische Bauteile hinzu. Die sind komplexer, aber können auch mehr. Beispielsweise sehr unterschiedliche Steuerungszustände.
Das heißt, wir haben es mit durchaus aufwendigen technischen Geräten zu tun. Geräte, bei denen zudem längst nicht immer auf den ersten (oder zweiten) Blick klar ist, warum sie überhaupt den Dienst versagen. Auf der anderen Seite stehst du. Sofern du nicht gerade einen passenden beruflichen Background hast oder wenigstens ein erfahrener Heimwerker bist, dann bist du (wertneutral) ein Laie. Das bedeutet:
Allerdings hast du bei all dem einen Vorteil: Das Gerät ist kaputt. Noch „kaputter“ kannst du es vielfach kaum machen. Gleichsam hast du den Luxus, nur deine Zeit in die Waagschale werfen zu müssen. Du musst keinen Handwerker für eine womöglich vielstündige Arbeit bezahlen.
Doch was solltest du nun aus ganz pragmatischer Sicht tun? Das zeigen wir dir jetzt.
Frag dich, wie sehr der Schaden stört
Wenn dein Einkochautomat kein Wasser mehr auf Kochtemperatur bringt, dann ist das natürlich ein ebenso kapitaler Fehler wie ein Handrührgerät, das die Rührwerkzeuge nicht mehr hält. Da gibt es keine Zweifel. Allerdings existieren bei vielen Geräten deutlich feinere Abstufungen hinsichtlich des Schweregrades.
Als erstes solltest du dich deshalb stets fragen, wie schwerwiegend der Ausfall für dich überhaupt ist. Ist es eine Funktion, die elementar für die Nutzung ist? Oder eine, auf die du bei realistischer Betrachtung verzichten kannst? Beispielsweise bleibt ein Dampfgarer ja weiterhin nutzbar, wenn der Timer es nicht mehr tut – oder ein Wasserkocher, wenn das Bedienfeld nicht mehr beleuchtet ist.
Schau auf Restwert und Wiederbeschaffungskosten
Du kannst den Fehler nicht ignorieren? Dann solltest du handeln. Doch schon dabei musst du erneut ein Urteil fällen. Natürlich bekommst du im Netz mit hoher Wahrscheinlichkeit immer irgendwelche Ersatzteile für deine Küchenhelfer. Vielleicht fändest du im Notfall sogar einen Elektriker, der nicht abwinkt, weil sich schon die Fehlersuche nicht rechnen würde. Dennoch solltest du immer kritisch schauen, was du da reparieren (lassen) möchtest.
Das zumindest, wenn du wirklich nur aufs Geld blickst, mit dem Küchenhelfer keine Emotionen zusammenhängen – und es solche Werkzeuge noch zu kaufen gibt.
Informiere dich so genau wie möglich
Ein Haushaltsgeräteelektriker kennt vielleicht nicht dein spezielles Küchenmaschinenmodell. Aber er weiß zumindest, wie diese Helfer grundsätzlich aufgebaut sind – und kennt vielleicht allgemeine Besonderheiten des Herstellers. Du hingegen weißt erst einmal nur, dass die Maschine kaputt ist.
Sowohl aufgrund der Gefahren durch Elektrizität (die meisten Küchengeräte in Österreich werden wenigstens eingangsseitig mit 230 Volt Wechselstrom versorgt) als auch für den Erfolg der Reparatur solltest du daher gar nichts dem Zufall überlassen. Wenn wir beim Beispiel der kaputten Küchenmaschine bleiben, bedeutet das:
Ganz wichtig: Wenn du an irgendeinem Punkt nicht mehr weiterweißt, dann handle keinesfalls aufs Geratewohl. Suche dir stattdessen entweder Hilfe oder noch bessere Informationen.
Überlege, was du dir überhaupt zutraust
Wenn bei deiner Küchenmaschine der Antriebsmotor durchgebrannt ist, dann ist das zwar definitiv ein veritabler Schaden. Doch einerseits ist er vergleichsweise einfach zu diagnostizieren und andererseits ist der Motor in aller Regel mit nur wenigen Schrauben und Kabelsteckern mit dem Gerät verbunden.
Bloß: So leicht ist es nicht immer. Manche Geräte wurden von den Herstellern mit Absicht so konstruiert, dass sie sich kaum zerlegen lassen, ohne Schäden anzurichten. Dann sind beispielsweise Kabel zu kurz oder es gibt Schrauben, die sich nicht lösen lassen. Dazu muss man nicht einmal auf „geplante Obsoleszenz“ eingehen – genau so gut können die Hersteller es aus Kostengründen machen. Drei Zentimeter Kabel pro Gerät weniger bedeuten schließlich bei einigen Zehntausend Stück eine Menge Ersparnis.
Was wir damit ausdrücken möchten: Du solltest dich schon zu Beginn und auch während der Arbeit immer wieder fragen, ob du dir den nächsten Schritt zutraust. Falls nicht, so ist das nicht schlimm. Du bist eben höchstwahrscheinlich kein Küchengerätehandwerker. Das solltest du nicht nur zu deiner eigenen Sicherheit tun. Sondern ebenso, weil es frustrierende, da erfolglose, Reparaturversuche und unnötige Ausgaben verhindert.
Gehe nötigenfalls ins nächste Repair Café
Oft sind es bloß Kleinigkeiten, die ein teures Küchengerät schachmatt setzen. Dennoch sei nochmals betont: Gerade bei Elektronik kann es Stunden dauern, diese Kleinigkeit zu finden, weil allein auf einer Platine so viele Bauteile zu prüfen sind. Das ist es, was den Gang zu Profis so teuer macht – und Neugeräte oft zur günstigeren Alternative.
Es muss jedoch nicht so kommen. Denn in Österreich hast du an vielen Orten seit einigen Jahren immer noch die Möglichkeit, in ein Repair Café zu gehen. Das ist für dich kostenlos. Wohl gibt es keine Reparaturgarantie. Außerdem erhältst du dort nur „Hilfe zur Selbsthilfe“. Es kann jedoch erfahrungsgemäß genügen, um deine Schwierigkeiten mit Hilfe Dritter zu überwinden – ohne mehr Kosten als die Fahrt zum Café zu verursachen.
Wenn du neu kaufst, wähle mit Bedacht
Du würdest nicht glauben, wie gut es sich anfühlt, ein kaputtes Küchengerät mit oder ohne fremde Hilfe wieder repariert zu haben. Leider ist dieses Ideal aber nicht immer möglich. Gründe dafür gibt es zuhauf, angefangen damit, dass es wirtschaftlich einfach keinen Sinn mehr macht – nicht einmal mehr dann, wenn du niemandem einen Arbeitslohn zahlen musst.
Das heißt aber nicht, du solltest jetzt wahllos neu kaufen. Halte dich besser an folgende Kniffe:
Falls dein bisheriges Gerät recht komplex war, solltest du zudem überlegen, wieder auf dessen Hersteller zu setzen. Solche Bedienkonzepte werden oft über mehrere Generationen beibehalten. Das macht es dir einfacher, dich schnell zurechtzufinden und so damit wieder in der Küche zu arbeiten, wie du es vom Vorgänger gewohnt warst.
Autor: Thorsten Osterhagen
Thorsten ist ein leidenschaftlicher Techniker mit über 10 Jahren Erfahrung im Reparieren und Warten von Haushaltsgeräten. Schon als Kind zeigte er großes Interesse an Technik und begann früh, Geräte auseinanderzunehmen, um zu verstehen, wie sie funktionieren. Nach seiner Ausbildung als Elektroniker für Haushaltsgeräte arbeitete er in verschiedenen Reparaturwerkstätten und erlangte umfangreiche praktische Kenntnisse.
Neben seiner Tätigkeit als Techniker und Autor ist Thorsten auch als freier Redakteur für mehrere Fachzeitschriften und Online-Portale aktiv. Dort verfasst er regelmäßig Artikel zu Reparaturthemen, neuen Technologien und DIY-Projekten, die sowohl Anfänger als auch erfahrene Technikbegeisterte ansprechen.