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FODN - 60/02/2015
GESCHICHTE & KULTUR
Von Isolde Hausner
D
as Kalser Tal zählt zu jenen Re-
gionen, die sowohl von ihrer im-
posanten Naturumgebung als
auch von ihrer alten Siedlungskultur
ungemein begünstigt sind. Im Kalser
Tal finden sich archäologische Spuren
einer steinzeitlichen Bevölkerung, his-
torisch besser nachweisbar sind jedoch
die nachfolgenden Völkerschaften der
Römer, Slawen und schließlich der
Deutschen, deren Sprache sich letzt-
endlich auch durchsetzte. Sie alle haben
das Kalser Tal urbar gemacht und durch
einige Jahrhunderte hier zusammen ge-
lebt und gewirtschaftet. Spuren dieser
alten Kulturgemeinschaft finden sich
in den Namen des Tales, seien es Berg-,
Flur-, Gewässer-, Gletscher-, Hof- oder
Familiennamen.
Die sprachliche Sonderstellung des
Tales wurde schon früh erkannt, als die
Professoren Karl Odwarka (†) von der
University of Iowa (USA), Heinz-Dieter
Pohl und Willi Mayerthaler (†) von der
Universität Klagenfurt im Jahre 1986
die Kalser Namenkundlichen Symposi-
en ins Leben riefen, um diesen sprach-
wissenschaftlichen Schatz weiter zu er-
forschen. Jegliche Unterstützung gab es
dafür von der Kalser Bevölkerung, vom
damaligen Pfarrer Franz Hofmann und
dem Mesner Rupert Rainer, ferner von
der Wirtsfamilie Sigi und Irma Oberl-
ohr und vor allem von der Familie Un-
terweger. Bürgermeister Klaus Unter-
weger ist bis heute der mentale Förderer
der Kalser namenkundlichen Tagungen.
Die Kalser Namenkundlichen Sym-
posien erfüllen mit ihrem Schwerpunkt
der Sammlung und Speicherung der
topographischen Namen des Tales ein
Anliegen der Alpenkonvention und der
dazu gehörigen Ministerdeklaration
Bevölkerung und Kultur, die im Kapitel
II/4 mit dem Titel Materielles, immate-
rielles Kulturerbe, die „…Anerkennung
der Bedeutung und des Werts des topo-
nomastischen Erbes (insbesondere Orts-
und Flurnamen) im Alpenraum auch
im Hinblick auf seine kulturhistorische
Bedeutung sowie seine Aufwertung …“
einfordert.
In den vergangenen 30 Jahren wurde
eine Anzahl von etwa 1400 Namen-Da-
ten gesammelt und sprachwissenschaft-
Einweihung der Horchstation am Kirchplatz in Kals am Großglockner am 12. Juni 2015
Drei Völker - ...Ein Tal
30 Jahre Namenforschung im Kalser Tal
Enthüllung der Horchstation, Bgm. Klaus Unterweger und Dr. Isolde Hausner