Hochalpine Ökosysteme sind sehr sensible Lebensgemeinschaften, in denen sich teils hochspezialisierte Anpassungsstrategien ausgebildet haben. Zu diesen Spezialisten gehören auch Aasfresser, wie z.B. Geier-Arten, welche im Hochgebirge die unschätzbar wichtige Aufgabe als „Gesundheitspolizei“ und Endverwerter übernehmen, heißt es in einer Aussendung des Nationalparks.
Zu Unrecht verfolgt und ausgerottet
Die Bejagung der Bartgeier aufgrund falscher Verdächtigungen und Schauermärchen als „Lämmergeier“ führten einst zu dessen Ausrottung im Alpenraum und zur starken Dezimierung der restlichen Geier-Arten. Diese Fehlinformationen kursieren aktuell wieder vermehrt in den Sozialen Medien. Die Aasfresser werden teilweise als gefährliche Beutegreifer und Bedrohung für das Weidevieh auf den Almen dargestellt.
Keinerlei Gefährdung für die Weidetierhaltung in den Alpen
In ihrer Rolle als Aasverwerter bilden Bart- und Gänsegeier jedoch erwiesenermaßen keinerlei Gefährdung für die Weidetierhaltung in den Alpen.
Während sich Gänsegeier vom Fleisch und den Organen verendeter Wild- und Nutztiere ernähren, setzt sich die Nahrung des Bartgeiers zu über 90 Prozent aus Knochen zusammen.
Aufgrund ihres Körperbaus sind Geier auf die Kadaverzerlegung spezialisiert und gar nicht dazu in der Lage, selbst Tiere zu jagen oder zu erlegen.
Seit 1986 bemühen sich internationale Artenschutzprojekte darum, den Geiern im Alpenraum wieder eine Heimat zu geben, damit sie ihre wichtige Rolle im Ökosystem wahrnehmen können.
Welche Geier-Arten kommen in den Hohen Tauern vor?
In den Hohen Tauern kommen in der Regel zwei Geier-Arten vor. Während Bartgeier das ganze Jahr im (Hoch-)Gebirge leben, befliegen Gänsegeier nur im Sommer die Hohen Tauern, bevor sie im Herbst in ihre Heimat, größtenteils in Südosteuropa zurückkehren, wo sie den Winter verbringen. Monitoringdaten zeigen, dass sich Gänsegeier völlig ungebunden und über zahlreiche Ländergrenzen hinwegbewegen und kein festes Revier besiedeln. Aussagen, dass sich Gänsegeier nur auf ein spezielles Gebiet konzentrieren sind falsch, jedoch kann es durch verendete Tiere kurzfristig über einige Tage zu Konzentrationen aufgrund des Nahrungsangebotes kommen, streicht der Nationalpark Hohe Tauern weiters in einer Aussendung hervor.