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03. November 2025, Karin Stangl

Lückenlose Aufklärung als Basis für Neuanfang

Jetzt gibt es auch Vorwürfe gegenüber dem SOS Kinderdorf in Osttirol zu Vorfällen aus den 1990er Jahren. Standortleiter Guido Fuß will vollständige Aufarbeitung.

Guido Fuß leitet das integrative SOS-Kinderdorf in Nußdorf-Debant seit 13 Jahren. Foto: Stangl

Seit Montag sind auch konkrete Vorwürfe gegen das SOS Kinderdorf in Nußdorf-Debant bekannt. Nach den Medienberichten und auch den damit verbundenen Aufrufen, haben sich zwei Frauen an die APA, die Austria Presseagentur gewandt. Sie sind in den 1990er Jahren im Kinderdorf Debant aufgewachsen und berichten ebenfalls von Gewalterfahrungen. U.a. durch den damaligen Dorfleiter, es habe Ohrfeigen und andere Bestrafungen mit körperlicher Gewalt gegeben, außerdem seien jüngere Mädchen von älteren Buben in den Hausgemeinschaften sexuell belästigt worden. Obwohl die Mädchen davon erzählt hätten, habe es keine Konsequenzen und auch keine Unterstützung von Erwachsenen gegeben.

Reformkommission arbeitet an Aufklärung

Solche und andere Vorwürfe wurden auch aus anderen Kinderdörfern in Österreich bekannt. Besonders schwerwiegend auch der Verdacht von sexuellem Missbrauch durch Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner und einen Großspender. Damit befasst sich nun eine eigene Reformkommission.

 Situation für MitarbeiterInnen sehr belastend

Die lückenlose Aufarbeitung ist grundlegend für einen Neustart, sagt Guido Fuß. Er ist seit 13Jahren Standortleiter im SOS Kinderdorf Nußdorf-Debant. Dieses ist das zweitälteste in Österreich und feierte heuer das 70jährige Bestehen. Derzeit werden hier von rund 80 MitarbeiterInnen 55 Kinder und Jugendliche betreut, sowie etwa 30 Familien mobil begleitet.

Die aktuelle Situation ist für alle sehr belastend, sagt Fuß, und man müsse die Vorwürfe von damals von der gegenwärtigen Arbeit trennen. Es gibt regelmäßige Kontrollen und eine enge Zusammenarbeit mit Sozialbehörden und der Tiroler Kinder- und Jugendanwaltschaft.

Karin Stangl hat für Radio Osttirol mit dem Leiter des SOS-Kinderdorf Nußdorf-Debant, Guido Fuß gesprochen:

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SOS Kinderdorf Österreich
 

Kommentare

Keine Kommentare
  • Exiltiroler
    Dass Kinder mit Zuneigung und Aufmerksamkeit betreut werden, gehört zu den selbstverständlichen Pflichten der Betreuer und bedarf keiner gesonderten Erwähnung. Schlimm wäre es, wenn durch unnötige Lobhudeleien, der Missbrauch relativiert und dadurch die Empörung darüber untergehen würde.
    +6
    -19
    • Annelies
      Es sind keine Lobhudeleien sondern Erfahrungen. Viele ehemalige Kinderdorfkinder pflegen noch bis heute einen guten Kontakt mit ihren ehemaligen Kinderdorfmüttern. Ich bin felsenfest der Meinung, dass es wichtig ist, die Vorwürfe einzeln und differenziert zu betrachten. Das SOS Kinderdorf hat bereits vor Jahren die Betreuungskonzepte verändert.
      Es ist wichtig, ruhig und besonnen zu betrachten, durch welche zusätzlichen Maßnahmen Kinderschutz generell in einer Fremdbetreuungssituation sichergestellt werden kann.
      Hetze und Skandalisieren sind dabei sicher nicht hilfreich.
      +29
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  • Annelies
    Es stimmt mich nachdenklich, dass der Kontext, in welchem die Vorfälle angeblich passiert waren, nicht erwähnt wird.
    Ich hatte jahrelang beruflich mit dem SOS Kinderdorf zu tun. Aus diesem Grund möchte ich eine Lanze brechen für die damaligen MitarbetierInnen des SOS Kinderdorfes in Osttirol. Der Kinderdorfleiter und auch die Mütter haben mit Zuneigung und Aufmerksamkeit viel für die Entwicklung der Kinder getan und ich finde es schade, dass dies in der allgemeinen Empörung untergeht.
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  • Hans Peter
    Daß ist wohl die größte Schande,und der größte Skandal aller Zeiten!!!
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    • Grissmann
      Wenn das vertraute gute Verhältniss aller Betreuer,auch die Kinderdorf Mütter so gut gewesen wäre,,,,
      So hätten die Kinder sich ihnen anvertraut!!!
      Daß die Kinder erst erwachsen werden müssen um den Skandal ins Rollen zu bringen sagt einfach alles!!!
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