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08/2015
Bischöflichen Mensalwaldes, verschie-
dene Fraktions- und Privatwälder ent-
lang der Drau waren nicht mehr da.
Nicht anders gelagert war die Situation
entlang des Kristein- und Wilferner
Baches talaufwärts. Unmengen Nutz-
holz, aus Fraktions- und Privatwäldern
stammend, lagen kreuz und quer in den
Geröllmassen der Bäche. Uferverbauun-
gen, Gemeindewege und Brücken, Lan-
desstraßen und -brücken waren zerstört.
Während die Unterschwemmungen im
Bahnhofsbereich, dank des unermüd-
lichen und inzwischen bedeutend ver-
stärkten Bundesheereinsatzes, stark
gebremst werden konnten, stürzte gegen
10 Uhr des 4. September die südlich des
Bahnkörpers gelegene Wohnbaracke der
Gemeinde Assling mit zwei Wohnungs-
einheiten in die Drau.
Kaum eine halbe Stunde später, um
10:30 Uhr, wurde das Haus des Pensio-
nisten Ignaz Theurl ergriffen und fortge-
rissen. Neuerlich waren drei Familien
obdachlos geworden. Um diese Zeit
bereiteten Pioniere des Bundesheeres
die Sprengung des durch Holzansamm-
lungen gänzlich verklausten Flusslaufes
südlich des Bahnhofes vor.
Und tatsächlich, der Erfolg blieb nicht
aus. Nach der Sprengung, um etwa
12:30 Uhr, deren Zündung von einem
Hubschrauber aus erfolgte, gelang es,
den Fluss gegen den alten Richtungsver-
lauf abzudrängen.
Damit waren Bahnhof und Gleisanlagen
nach menschlichem Ermessen gerettet.
Allerdings blieben das höchst bedrohte
Grundstück und Wohnhaus der Familien
Schiner weiterhin in Gefahr. Durch das
Wegschwemmen einzelner Grundstücke
am linken Drauufer hatte sich die Drau
gegen den Besitz des Kaufmannes Man-
fred Vergeiner vorge-
arbeitet. Dank des
ununterbrochenen Ein-
satzes des Bundeshee-
res
konnte
hier
größerer Schaden ver-
mieden werden. Die
Gefahr in diesem Teil
dauerte aber noch Tage
hindurch an.
An der östlichen
Gemeindegrenze, im
Gebiet der „Millionen-
mauer“
und
der
„Hohen Mauer“, wur-
den Teilstücke der
Bundesstraße abgetra-
gen. Auch das Einfamilienhaus des
Johann Peheim im „Schrottendorfer
Graben“ kam durch den „Gleier Bach“
in große Gefahr. Soldaten des Bundes-
heeres gelang es, das Haus zu retten.
Im hintersten Kristeintal entstanden
Hangrutschungen größten Ausmaßes, so
dass der Frächter und Landwirt Her-
mann Senfter mit seinem Kleinbauern-
anwesen völlig eingeschlossen war.
Weitere Hang- und Lehnenrutschungen
waren sogar in den hochgelegenen
Gemeindeteilen wie in Bichl und Dörfl,
sowie im Bereich der Anwesen „Firt-
scher“ und „Walcher“ festzustellen. Zu
erwähnen wäre noch ein Walddecken-
bruch nordöstlich der Ortschaft Oberthal
im Bereich der Penzendorfer Straße zum
Schaden des Besitzers Stocker-Waldhu-
ber.
Nachdem sich nun endlich die Lage in
den Nachmittagsstunden des 4. Septem-
ber langsam zu entspannen begann, war
es möglich, Suchtrupps zur Bergung der
am 2. September Verunglückten aufzu-
stellen. Sie konnten in verhältnismäßig
kurzer Zeit geborgen und in die Toten-
kapelle nach Assling
übergeführt werden.
Dort wurden sie
gemeinsam aufge-
bahrt.
Am folgenden Tag,
dem 6. September,
gab eine ungewöhn-
lich große Men-
schenmenge
den
Männern, die im Ein-
satz für das Wohl des
Nächsten ihr Leben
geopfert hatten, das
letzte Geleit.
Gedenkmesse
Am Sonntag,
13. September 2015
,
gedenken wir in einem Gotte-
dienst der Opfer des großen
Hochwassers von 1965.
Pfarrkirche Assling,
08:30 Uhr
Fortsetzung Hochwasserkatastrophe 1965
Unter großer Anteilnahme nahm die Bevölkerung am 6. September
Abschied von den vier Opfern des Hochwassers.
Während die Wassermassen der Drau die
Mittewalder Siedlung bedroht (oberer Pfeil),
kann der Bahndamm (unterer Pfeil) Gleiskör-
per und Bundesstraße schützen.
Der Wilfernerbach mit dem zerstörten Brückengeländer der Wil-
fernerbrücke zum Zeitpunkt der Katastrophe. Die Uferbefestigun-
gen an den Widerlagern sind bereits stark angegriffen.
Quellennachweis
Text:
Osttiroler Heimatblätter, Dezember 1965,
Seite 16ff
Bilder
: Digitales Bildarchiv, Gem. Assling
Osttiroler Heimatblätter (S. 7 unten)