
OSTTIROLER
NUMMER 9-10/2018
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HEIMATBLÄTTER
solitäre Christusdarstellung tritt als Drei-
viertelplastik in ekstatischer Gestik förm-
lich vom kreuzförmigen Hintergrund her-
aus. Die figurale Dynamik der Reliefplas-
tik wird mit der am Sockel angebrachten
Inschrift „S
O KREUZIGT MICH NOCH EIN
-
MAL
“ zusätzlich überhöht.
Zu rechter Seite der Einsegnungskapelle
findet man die über zwei Arkaden verlau-
fende Gemeinschaftsgrabstätte der Ordens-
frauen aus dem Konvent der Dominikane-
rinnen, die 1963 vom Lienzer Architekten
Sepp Wolfgang entworfen wurde. Der Auf-
trag für die künstlerische Ausstattung ging
ebenfalls 1963 an den aus Kaltern in Süd-
tirol stammenden Benediktinerpater von
St. Peter und späteren Prior von Maria Plain
in Salzburg, Roman Morandell (1914-
2004). Zwei hochrechteckige Mosaike aus
farbig glasierter Keramik beschreiben in
kontrastreicher Farbigkeit und reduzierter,
naiver Formensprache zur linken Seite den
„Ostermorgen“ (Christus ist auferstanden
und begegnet Maria Magdalena) und zur
rechten Seite die „Krönung Mariens“. Mit
der Darstellung des Klosters der Domini-
kanerinnen Mariä Heimsuchung in Lienz
im unteren Bildrand des Mosaiks, versuchte
Roman Morandell auch die ideelle Bindung
des Konvents zur Grabstelle zu versinn-
bildlichen.
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Zu seiner Arbeit als Mosaizist
zählen des Weiteren die Kreuzwegbilder für
die Filialkirche in Rigaus in Salzburg (Ge-
meinde Abtenau) oder eine Gedenksäule in
Maria Plain.
Als Repräsentant einer stilistisch ex-
pressiv abstrahierten Kunstrichtung, ver-
tritt des Weiteren der 1927 in Sillian ge-
borene Metallbildhauer und Maler Jos
Pirkner eine wichtige zeitgenössische Po-
sition in der künstlerischen Gestaltung di-
verser Grabstätten am Lienzer Friedhof.
Ein szenisch umfangreiches Programm er-
fährt man in der 1984/85 gestalteten Bron-
zeplastik für die Gruft der Priester der
Pfarre St. Andrä, die ebenfalls im östlichen
Trakt der Arkaden neben der Einseg-
nungskapelle situiert ist. Übergeordnet the-
matisiert, wird in dieser kreuzförmig an-
gelegten, monumentalen Reliefplastik die
„Arbeit des Priesters“ in der Gemeinde:
die Verkündigung der Lehre Christi, die
Eucharistie, die Taufe, die Kommunion
und das Motiv des Guten Hirten.
In einem Gespräch im Jahr 2003, in dem
das Interesse des Künstlers an der Skulptur
im sakralen Raum thematisiert wurde,
relativiert er diese Auseinandersetzung in
diesem Rahmen:
„Die sakrale Plastik lässt
dem Künstler kaum Spielraum in der Um-
setzung eines bestimmten Themas, da der
konzeptuelle Inhalt bereits vorgegeben ist
und es dadurch nur mehr auf die Inter-
pretation ankommt.“
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Das Darstellungs-
prinzip Jos Pirkners, eine Figur im Raum
in ihrer dynamisch wahrscheinlich(st)en
Ausdehnung zu erfassen, ermöglicht es
dem Künstler, die Parameter der Zeit-
lichkeit und der Haptik gleichermaßen
expressiv im Werk umzusetzen. Zu einer
seiner ersten Grabgestaltungen in Lienz
zählt die 1970 für das Familiengrab im
neueren Teil des Friedhofs geschaffene,
vollplastische Figurengruppe mit den bei-
den Motiven „Totenbeweinung“ und „Trö-
stung durch die Auferstehung der Seele“.
Nach seiner Rückkehr aus Holland erhielt
der Bildhauer 1968 im Rahmen der Res-
Die rund-
bogigen
Nischen der
Ostwand des
Alten Fried-
hofs bei der
Pfarrkirche
wurden
1955 mit
17 Fresken
ausgestattet:
Johann
Baptist
Oberkofler
(1895-1969)
themati-
sierte auf
16 Feldern
„Leben,
Tod und
Auferste-
hung“.
Franz
Walchegger
(1913-1965)
oblag 1955
am Grab
Alliani die
motivische
Interpreta-
tion des
Jagd-
patrons
St. Hubertus.
Hans
Pontiller
(1887-
1970),
Grabstätte
Pontiller:
Bronze-
relief
„Pietà“,
aus dem
Jahr 1966.