Hochgeladen von Harald Angerer
Am späten Nachmittag und am Abend des Sonntag, 21. Juli spielten sich in der Innerkrems und Kremsbrücke (beide Gemeinde Krems in Kärnten) dramatische Szenen ab. Ein heftiges, lokales Gewitter verwandelte den Kremsbach und seine Zubringer in einen reißenden Fluss, der Geröllmassen und Bäume daherbrachte. Aufgrund der weiter gefährlichen Situation wurde Zivilschutzalarm ausgerufen. Die Aufräumarbeiten sind im Gange.
Die reißenden Fluten des Kremsbaches flossen aus der Innerkrems in die unterhalb liegende Ortschaft Kremsbrücke. Dort mündet der Bach in die Lieser und richtete zuvor an medhreren Häusern, Gärten und Einfahrten schwere Schäden an. Weil weitere Überflutungen befürchtet wurden, hat der Bürgermeister der Gemeinde Krems am Abend einen Zivilschutzalarm angeordnet. Die Bewohner sollten in den oberen Stockwerken ihrer Häuser bleiben und den Anordnungen der Einsatzkräfte Folge leisten. Laut dem Kommandanten der FF Kremsbrücke, Josef Glanzer, war es am Montag noch zu gefährlich, sich dem Bach oder dem Fluss zu nähern. Bürgermeister Gottfried Kogler ersuchte die Warnungen ernst zu nehmen. „Gottseidank ist bislang keine Person verletzt worden“, so Kogler.
Der Himmel öffnete sprichwörtlich seine Pforten, von 110 bis 130 mm Niederschlag hat es in der Innerkrems in kürzester Zeit gegeben, teilt der Spittaler Feuerwehrsprecher Walter Egger mit. Die Auswirkungen für die betroffenen Bewohner der Gemeinde Kremsbrücke waren verheerend. Der Kremsbach hat in Kremsbrücke annähernd die Größe eines 30-jährlichen Hochwassers erreicht. Erst kurz nach Mitternacht ging der Pegelstand des Kremsbaches im Bereich Kremsbrücke deutlich zurück. Laut Abschnittsfeuerwehrkommandanten Josef Heiss standen neben der örtlichen Feuerwehr auch die Feuerwehren aus Eisentratten, Leoben, Gmünd und Rennweg über die Nacht im Einsatz. Dieser gestaltete sich aber schwierig, da Telefon- und Funkverbindungen von Sonntag auf Montag ausgefallen waren und die Lage unklar blieb. Die Helfer mussten warten, bis die Pegelstände wieder zurückgingen.
Am Montag, 22. Juli war in Kremsbrücke zumindest so etwas wie Entspannung zu verspüren. Bagger hatten den Bach wieder zurück in sein Bachbett bringen können. In der Früh wurde mit den Aufräumarbeiten begonnen. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr haben mit Unterstützung der privaten Helfer, Landwirte und privaten Firmen Keller ausgepumpt, Geröll aus den Erdgeschoßen geradelt und die Straßen und Vorplätze von Schutt befreit. Große Bagger, LKWs und Saugspülwägen waren den ganzen Montag über im Dauereinsatz. Insgesamt waren 15 Feuerwehren und rund 170 Mann im Einsatz, berichtete Walter Egger. „Bei den Häusern, die entlang des Kremsbaches stark betroffen waren, sind die Schäden enorm und die Besitzer sind niedergeschlagen von dem Ausmaß der Schäden“. Die Kelag (Kärnten Netz), Mobilfunkbetreiber, Landesstraßenverwaltung und der Ladnesgeologe waren vor Ort, um sich ein Bild zu machen und die Wiederherstellung zu organisieren.
Durch eine Befliegung mit einem Hubschrauber des Innenministeriums konnten auch die Schäden in der Innerkrems zumindest aus der Luft begutachtet werden. Die gute Nachricht war, das keine wesentlichen Schäden an Gebäuden sichtbar waren. Die Gartenflächen einiger Ferienhäuser sind teilweise mit Geröll bedeckt. Die Landesstraße allerdings ist enorm geschädigt. An mehr als zehn Stellen zwischen Vorderkrems und der Abzweigung zur Nockalmstraße sind Stützmauern weggerissen oder ist die Straße unterspült worden. Innerkrems und die Zufahrt zur Nockalmstraße werden mehrere Wochen von Liesertal aus nicht erreichbar sein. Auch der Kanal aus Innerkrems und die Druckrohrleitung des Kraftwerkes wurden freigespült. Die Stromversorgung war bis zum Nachmittag unterbrochen. Somit waren auch die Sendemasten vom Netzbetreiber A1 ohne Stromversorgung. Die Wildbachsperre im Grünsangerlbachgraben hat enorm viel Material zurückgehalten und muss in den kommenden Tagen ebenfalls ausgeräumt werden. Mindestens zwei Ortsteile sind wegen weggerissener Brücken straßenmäßig nicht erreichbar.
Zur Sicherheit für die Bevölkerung in der Innerkrems werden Feuerwehr- und Rettungseinsätze von Salzburg her durchgeführt. Bgm. Gottfried Kogler hat die meisten Gebäude in der Innerkrems persönlich aufgesucht und mit den Bewohnern Kontakt aufgenommen. Bezirksfeuerwehrkommandant Kurt Schober: „Die Aufräumarbeiten in Kremsbrücke gehen morgen noch weiter. Der Zivilschutzalarm bleibt wegen der Schlechtwetterprognosen für Dienstag bis auf weiteres aufrecht. Morgen Dienstag tagt um 8 Uhr wiederum der Einsatzstab, um weitere Maßnahmen zu koordinieren.“
Von den Verwüstungen betroffen ist auch ein Teil der Nockalmstraße. Zwischen Innerkrems und Nockalmhof ein Erdrutsch ereignet, dessen Aufarbeitung voraussichtlich 1 bis 2 Wochen in Anspruch nehmen wird, teilte die Betreibergesellschaft GROHAG mit. Ab Dienstag, 23. Juli 2024 soll die Nockalmstraße ausschließlich von Ebene Reichenau (vom Süden) bis zum Nockalmhof wieder befahrbar sein. Ein kurzes Teilstück wird einspurig geregelt. Die Zufahrt zur Nockalmstraße aus dem Norden über Innerkrems werde aber für längere Zeit nicht möglich sein.