Fast alle Gletscher Österreichs wurden im Vorjahr wieder ein gutes Stück kürzer. Den traurigen Rekord hält die Pasterze unter dem Großglockner. Sie verlor 203,5 Meter Länge.
Der jährliche Gletscherbericht des Österreichischen Alpenvereins lässt schon seit Jahren keine Freude mehr aufkommen. Der aktuelle Bericht zeigt für den „Kärntner Gletscher“ den größten Rückgang seit Beginn der Messgeschichte im Jahr 1891. Die Pasterze verlor 203,5 Meter an Länge und an der Gletscherzunge 14,03 Millionen Kubikmeter Eis, was einem Würfel mit einer Kantenlänge von 241 m (fast die Höhe des Donauturms in Wien) entspricht. Auf Platz 2 des traurigen Rankings folgt der Rettenbachferner in Tirol mit 127 m Rückgang. Insgesamt nahmen die „Gletschermesser“ 93 Gletscher genau unter die Lupe. Bis auf einen zogen sich alle zurück und verloren im Vergleich zu 2022 im Schnitt 23,9 Meter. Dies ist nicht nur der dritthöchste Wert in der 133-jährigen Geschichte des Alpenverein-Gletschermessdienstes, sondern auch der letzten sieben Jahre, die durch milde Winter und weniger Niederschläge gekennzeichnet sind.
„Eine zwar späte, aber sehr lange und warme Schmelzperiode im Jahr 2023 war erneut die Hauptursache für die äußerst gletscherungünstigen Gegebenheiten“, analysiert Dr. Andreas Kellerer-Pirklbauer vom Österreichischen Alpenverein. Der Alpenverein spricht heuer von einem „Negativrekord“. Im Berichtsjahr davor habe sich kein Gletscher um mehr als 100 Meter zurückgezogen. Laut dem Gletscherbericht gibt es in Österreich keinen Gletscher mehr, der über ein Nährgebiet verfügt, das die bestehende Eismasse auch nur annähernd erhalten könne. „Die österreichischen Gletscher existieren nur mehr aufgrund der in der Vergangenheit angesammelten Eisreserven“, informieren die beiden Leiter des Alpenverein-Gletschermessdienstes Dr. Gerhard Lieb und Kellerer-Pirklbauer. Der Bericht sei für den Alpenverein „als Warnsignal an die Klimapolitik“ zu lesen, dieser trete vehement für den Schutz der Gletscher ein. Für den Gletscherbericht 2022/23 haben 24 „Gletschermesser“ 19 Berichte aus 17 Teilgebieten in zwölf Gebirgsgruppen der österreichischen Alpen vorgelegt.