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FODN - 60/02/2015
Die Rubisoier - Söhne waren wahre
„Sportskanonen“. Schon in jungen Jah-
ren traten sie der „Christlich-Deutschen
Turnerschaft“ bei. Mein Vater Anton
wurde bald Riegenführer und war bis
Feber 1938 einer der besten Geräte-
turner Tirols. Ein wahrer Meister war
er auf dem Reck. Der „Anschluss“ im
März 38, verhinderte weitere sportli-
che Erfolge. Mit dem Ausbruch des 2.
Weltkrieges im September 1939 änder-
te sich Vieles. 1940 mussten Alois und
Peter einrücken. Wie schon eingangs er-
wähnt, war von 1940 bis 1943 mein Va-
ter Anton und teilweise auch sein Bru-
der Peter zu Arbeits und Ernteeinsätzen
am Jenshof und beim Roana eingeteilt
worden. Dabei gelang es meinem Vater
Anton, über 100 beeindruckende Bilder
von der harten bäuerlichen Arbeit, von
kirchlichen Anlässen und auch von der
Familienidylle abzulichten. Bewusst
oder unbewusst wurde er dadurch zum
abbildenden Seismographen, von ei-
nem Stück Kals das es nicht mehr gibt.
Schon die „Anreise“ nach Kals würde
auch die heutigen „Obersportler“ beein-
drucken: Mit den gewaltigen Rucksä-
cken, den schweren Ein-Gang - Rädern,
und der schlechten Bereifung fuhr man
über noch schlechtere Straßen von Jen-
bach über Kitzbühel und via Pass Thurn
nach Mittersill. Von dort nach Utten-
dorf. Dann schob man hinauf bis zum
Enzinger Boden. Etwas oberhalb wurde
biwakiert und anderntags erreichte man
über den Kalser Tauern - Kals. Später
wählte man den Übergang vom Felber-
tal aus: Dabei wurden die Räder über
den „echten“ Felber-Tauern (2481m, St.
Pöltner-Hütte) und dann hinunter bis
zum Tauernhaus getragen! Der Oktober
1944 war für meine Großmutter Ursula
die sicherlich größte Belastung: Am 1.
Oktober erlag ihr Mann, mein Großva-
ter Chrust an einem Schlaganfall, am 7.
Oktober langte die Vermisstenmeldung
von Alois aus der Eismeerfront ein und
dann am 13. Oktober die Meldung aus
Südungarn von Peter. Die Tischlerei
wurde als Witwenbetrieb weitergeführt,
bis mein Vater Anton 1947 die Meister-
prüfung ablegte. Anfang der 50er Jahre
erwarben die Geschwister Rubisoier ein
Grundstück im Osten Jenbachs. In Ei-
genregie wurde eine Werkstatt mit zwei
Wohnungen erbaut und langsam ging es
wirtschaftlich wieder bergauf. Leider
litt meine Großmutter Ursula sehr we-
gen ihrer „offenen Füße“, wahrschein-
lich ein Relikt aus ihrer Trägerzeit. Erst
kurz vor ihrem Tod erfuhr sie doch
noch eine Heilung durch einen Arzt aus
Innsbruck. An einem der kältesten Tage
des Jahres 1962, am 21. Dezember starb
meine Großmutter Ursula. 1988 starb
Tante Anna, 1992 mein Vater Anton.
Die Tischlerei hat in den 80er Jahren
mein jüngster Bruder Wolfgang über-
nommen.
Zahlreich sind die Nachkommen mei-
ner Großeltern: von ihren 6 Kindern bis
zu den Ururgroßenkeln sind es 69. In
Jenbach selbst leben derzeit 31.
Hinweis: die 106 Foto meines Vaters
wurden dem „Bildarchiv Kals“ zur
Verfügung gestellt.
MENSCHEN
Wolfgang, Onkel Pepi und Pepe Rubisoier 2015
Harpfen am Roanerhof
Am Janshof