SERIE
PUSTERTALER VOLLTREFFER
JÄNNER/FEBER 2019
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und beten vereint wissen woll-
ten. Aber nun passierte etwas
Wundersames. Marx Sittich
von Wolkenstein schrieb: „In
einem Winkel ist ein altes
Kästchen gefunden worden,
dass kein Schlossverwalter bei
Mannesgedenken nicht gedacht
noch geöffnet hat. Darin waren
gefunden zwei kleine Glasl,
darauf eine uralte Schrift. Dar-
innen waren gefunden Reli-
quien, die man jetzt alle Freitag
zeigt und große Wallfahrten
dahin geschehen.“
„Die Wendung zum Wall-
fahrtsort passierte in einer Zeit,
als Zauberei und Hexerei scharf
verfolgt wurden und gleichzei-
tig das Bedürfnis der Menschen
nach Wundern und zauberhaf-
ten Begegnungen gestillt wer-
den wollte.
Im Zuge der kirchenfeindli-
chen Reformen von Kaiser
Josef II. wurde die Kapelle im
18. Jahrhundert gesperrt und
ihre Glocke an die Gemeinde
Panzendorf verkauft.“
Der Einsturz der
Kapelle
Im harten Kriegswinter wäh-
rend des Ersten Weltkrieges
1917 stürzte das Dach des
Wohntraktes – in dem sich auch
die Burgkapelle befand – unter
der schweren Schneelast zu-
sammen.
Landeskonservator Franz
Walliser nahm noch 1930 be-
herzt vier der wertvollen Wand-
gemälde der Ostwand ab, um
sie vor der drohenden Zerstö-
rung zu retten. „1937 stürzte
schließlich unter brutaler
Wucht die gesamte, steinerne
Westwand des Wohntraktes ein,
durchschlug das Gewölbe der
Kapelle und riss auch die
Nord- und Westwand der Ka-
Die 1937 eingestürzte gotische Westwand mit Schulterbogenpor-
tal der Kapelle wird derzeit nach diesem alten Foto rekonstruiert.
Foto: Bundesdenkmalamt
Geschichten rund um
Burg Heinfels
Die
kostbare
Schei-
ben-
mons-
tranz
wurde
vom
Gold-
schmied
Heinrich
Eglof in
Konstanz
1596
speziell
für die
Burg-
kapelle
gefertigt.
Er arbei-
tete zwölf
Kleinst-
reliquien
von
Heiligen
ein.
Foto:
Peter
Leiter
Das verschollene vierte Wandbild – eine
Verkündigungsdarstellung – vom spät-
gotischen Künstler Leonhard von Brixen
konnte wiedergefunden werden und wird in
seine alte Heimat zurückkehren.
Foto: Tiroler Landesmuseum
Ferdinandeum
mer das Herz der Burg
pelle fast zur Gänze nieder“, so
Reindl-Sint.
Über 80 Jahre vergingen seit-
dem. Nun soll die Kapelle wie-
der in altem Glanz erstrahlen.
Im Zuge eines Interreg-Projekts
setzt sich der denkmalpflegeri-
sche Architekt Wolfgang von
Klebelsberg für die Restaurie-
rung der Kapelle und ihrer
Freskenwand ein. „Er zeigt sich
verhalten optimistisch, dass
auch die geschundene bemalte
Ostwand wieder prachtvoll auf-
erstehen kann.“
Peter Leiter vom Museums-
verein Burg Heinfels konnte
zudem das verschollene vierte
Wandbild, eine Mariendarstel-
lung, im Tiroler Landesmu-
seum ausfindig machen.