OSTTIROLER
NUMMER 7-8/2018
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HEIMATBLÄTTER
zweihundert auf 650 Plätze angehoben
werden.
Nachdem die Jahre 1956, 1957 und
1958 den Lichtspielen Besucherrekorde
einbrachten (bis zu 24.000 Besucher im
Monatsdurchschnitt), zeichnete sich im
Jahre 1959 ein deutliches Abflauen der
Zahlen ab, was einerseits in engem Zu-
sammenhang mit der Eröffnung des ,Kino
Wanner‘ in Lienz am 21. März 1959 zu
sehen ist, andrerseits aber auch mit dem
beginnenden Kinosterben durch das Fern-
sehen einhergeht.“
Die Ära der „Kino Linder“ genannten
Lichtspiele endete am 9. August 1973 im
Konkurs. Der Tischlermeister Karl Bodner
erwarb das ganze Gebäude, eröffnete im
Vorraum ein Cafe – bekannt durch die
kupferne 4 m lange Pfeife als Rauchabzug,
und nutzte den Saal als Lagerraum. Die
Bestuhlung wurde verkauft, ein Projektor
dem Museum Schloss Bruck geschenkt.
Herr Bodner plante, im Saal eine Zwi-
schendecke einzuziehen. Dafür erwarb er
sogar zwei je 30 Meter lange Stahlträger
von der alten Oberdrauburger Eisenbahn-
brücke, transportierte diese aufwändig in
den Saal und betonierte auch die notwen-
digen Pfeiler. Sein Konkurs machte ihm
aber seine Pläne zunichte, und so wird der
Kinosaal heute noch von seinem Nach-
folger, Herrn Buso Peus, als Lagerraum
genutzt.
Hans Linder musste nach dem Konkurs
mit seiner Frau Trude aus seinem Vater-
haus ausziehen und in eine kleine Miet-
wohnung am Hauptplatz übersiedeln. Er
fand eine Anstellung im Baubezirksamt
Lienz unter OBR Dipl.-Ing. Alfred Thenius
in der Abteilung Wasserbau und fiel
auch dem Autor als verlässlicher und
fleißiger Arbeiter auf, der auch vor tiefen
Temperaturen bei der Drauverbauung
nicht zurückschreckte. Durch diese Tätig-
keit ersparte er sich wieder so viel, dass er
in Amlach ein altes Gebäude zu einem
Eigenheim umbauen konnte. Die Alpen-
rautler sind ihm heute noch dankbar für
seine uneigennützige Arbeit vor allem bei
der Sanierung der Alpenraute-Hütte am
Rauchkofel.
Kino Matrei in Osttirol
(1930-1958, 1962-1983)
Tobias Trost (geb. 1929) weiß zu berich-
ten, dass sein Vater Tobias Kinovorführer
im Kino beim Huterwirt/Preßlaber (heute
Hotel Hinteregger) war. Die Gemeinde
Matrei hatte im Jahre 1930 im 1. Stock die-
ses Hauses einen Saal angemietet und die-
sen zu einem Kinosaal ausgebaut; sie war
auch Betreiberin dieses Kinos. Der Saal
bot Platz für 180 bis 200 Personen. Dieses
Kino war vom 24. Mai 1930 bis Ende 1958
in Betrieb. Es gab nur einen Projektor, so-
dass alle 20 Minuten die Vorführung un-
terbrochen werden musste, um eine neue
Filmrolle einzulegen. Der erste Stumm-
film, der vorgeführt wurde, war Luis Tren-
kers Film „Andreas Hofer“. Der Umbau zu
einem Tonkino erfolgte Anfang 1935.
Im Jahre 1960 baute die Marktgemeinde
Matrei neben dem Gasthaus Planker an-
stelle des dortigen Wohlgemuthstadels ein
eigenes Kino mit einem Kostenaufwand
von 2,1 Millionen Schilling. Tobias instal-
lierte dort die Tonanlage. Die Leinwand
maß 27 m
2
(im alten Kino 7 m
2
), die zwei
Projektoren waren mit Normal-, Breit-
wand- und Cinemascope-Objektiven aus-
gestattet. Filmvorführer war sein Onkel,
der ebenfalls Tobias hieß. Dieses Kino mit
317 Holzklappsesseln wurde am 4. März
1962 eröffnet und dürfte bis 1983 in Be-
Der große Saal für die Zuschauer im Kino Linder, im Hintergrund Logen und Balkon, 1930.
(TAP – Sammlung Irene Linder)
Fotograf unbekannt
Das „TON KINO“ beim „Huterwirt“ (Gasthaus Presslaber) in Matrei i. O., um 1930.
(Sammlung Therese Brugger, Matrei i. O.)
Fotograf unbekannt