werden diese Ansichtskarten ebenfalls zur
Verbreitung gelangen.“
Albin Egger-Lienz, der sich im Frühjahr
1915 für einige Wochen bei den Stand-
schützen aufhielt, gestaltete imAuftrag der
Kriegsfürsorgeämter Innsbruck und Bozen
zum 18. August 1916 – „Kaisers Geburts-
tag“ – eine Feldpostkarte mit der Darstel-
lung eines angreifenden Landes- bzw. Kai-
serschützen.
37
Die Ansichtskarte, bei der
Tyrolia in Bozen gedruckt, wurde an alle
Soldaten an der Front verteilt.
In der Presse findet sich am 29. Septem-
ber eine Meldung, dass Egger-Lienz auch
eine „Kaiser-Huldigungskarte“ gestalte,
die am Namenstag Franz Josephs, am
4. Oktober, an alle Frontsoldaten zur Ver-
teilung gelangen werde:
38
„Im Einvernehmen mit dem k. u. k. Hee-
resgruppenkommando GO. Erzherzog
Eugen hat das Kriegsfürsorgeamt Bozen-
Gries anläßlich des Namensfestes unseres
Monarchen eine Kaiser-Huldigungskarte
anfertigen lassen, die nach einem von Prof.
Albin Egger-Lienz für den vaterländischen
Zweck zur Verfügung gestellten, prächtigen
Originale im Kriegshilfsbureau des Mi-
nisteriums des Innern hergestellt wurde.
Diese Künstlerkarte, welche eine Ovation
der gemeinsamen Wehrmacht vor der
Büste des Kaisers darstellt, wird am 4. Ok-
tober jedem Kriegsmanne an der Tiroler
Front übermittelt werden und trägt die
Widmung: ‚Kriegsjahr 1916. – Den hel-
denmütigen Vaterlandsverteidigern am
Namenstage unseres Monarchen gewidmet
vom Kriegsfürsorgeamte Bozen-Gries.‘“
In zahlreichen Orten der ehemaligen
Monarchie, auch in Tirol
39
, erinnert noch
manches an Kaiser Franz Joseph I., von den
überlieferten Initialen „FJI“, Doppeladlern
als Staatswappen der Monarchie und Ge-
denktafeln bis zu Bezeichnungen von Stra-
ßen und Plätzen sowie Gebäuden. – Aus An-
lass des 50. Thron-Jubiläums wurde auch
die Lienzer Trachtenschützenkompanie ge-
gründet. – Im Eingangsbereich der Lienzer
Neuen Mittelschule „Egger-Lienz“, im Jahr
1904 eröffnet, wird auf einer Marmortafel
der Name des Kaisers hervorgehoben. – Die
ehemalige Landesschützen-Kaserne in der
Marktgemeinde Innichen trug den Namen
des Monarchen. Ungefähr zur gleichen Zeit
errichtete man in Lienz eine sog. Normal-
Kaserne für ein Feldjäger-Bataillon und eine
Kanonenbatterie.
40
Der Stadtmagistrat mit
Bürgermeister Josef Anton Rohracher rich-
tete mit 20. Mai 1911 ein offizielles Schrei-
ben an die „Kaiserliche Königliche Aposto-
lische Majestät“ mit der Bitte, die Kaserne
nach Franz Joseph benennen zu dürfen. In
der Antwort, durch die k. k. Statthalterei in
Innsbruck mitgeteilt, heißt es, der Kaiser
habe
„allergnädigst zu gestatten geruht“,
dass die neuerbaute Kaserne
„nach dem
Allerhöchsten Namen benannt werde“.
Die-
sen Namen trägt sie noch heute und erinnert
damit an eine längst vergangene Epoche der
österreichischen Geschichte.
OSTTIROLER
NUMMER 11/2016
8
HEIMATBLÄTTER
Ansicht der Hauptfassade des Mann-
schaftsgebäudes der Franz-Josef-Kaserne
in Lienz, 1910/1911 nach den Plänen von
Rudolf Paca errichtet.
Foto: Meinrad Pizzinini
Kaiserlicher Doppeladler über dem Ein-
gang zum Mannschaftsgebäude der Franz-
Josef-Kaserne.
Foto: Meinrad Pizzinini
Gedenktafel zur Erinnerung an das 50-
jährige Regierungsjubiläum Kaiser Franz
Josephs I., angebracht im Eingangsbereich
des „Buben-Schulhauses“, heute Neue Mit-
telschule Egger-Lienz in der Muchargasse,
das in den Jahren 1903-1904 errichtet wor-
den ist.
Foto: Meinrad Pizzinini
Anmerkungen:
Abkürzungen: Jg. = Jahrgang – LN = Lienzer Nach-
richten – LZ = Lienzer Zeitung – OB = Osttiroler Bote
1
LN, Jg. 1916, Nr. 94 (28. Nov.), unpag. [S. 2].
2
Josef Rossi, Bezirkshauptmann von Lienz vom 11. Ok-
tober 1913 bis 13. Oktober 1918; Fritz S
TEINEGGER
, 100
Jahre Bezirkshauptmannschaften in Tirol, Innsbruck
1972, S. 241.
3
LN, Jg. 1916, Nr. 94 (28. Nov.), unpag. [S. 2].
4
LN, Jg. 1916, Nr. 98 (12. Dez.), unpag. [S. 2].
5
Erzherzog Franz Ferdinand war am 18. Dezember 1863
in Graz zur Welt gekommen.
6
LN, Jg. 1916, Nr. 94 (28. Nov.), unpag. [S. 2].
7
(Anonym,) Kaiser Franz Joseph in Tirol und Vorarlberg.
Ein Gedenkbuch für die Schuljugend von Tirol und Vor-
arlberg, Innsbruck o. J. (1916/1917), S. 18.
8
Richard R
EIFENSCHEID
, Die Habsburger in Lebensbil-
dern. Von Rudolf I. bis Karl I., 4. Aufl., Graz-Wien-Köln
1990, S. 307. – Die biografischen Angaben zu allen Mit-
gliedern des Hauses Habsburg sind dieser Publikation
entnommen.
9
Das Thema wird ausführlich behandelt bei Meinrad P
IZ
-
ZININI
, Ein Blick ins Tiroler Land. Das Kaiserpaar Franz
Joseph und Elisabeth am Iselsberg, 1856, in: Rudolf
I
NGRUBER
(Hrsg.), Osttirol. Geschichte – Volkskunde –
Kunst. Zum Gedenken an Dr. Lois Ebner (1941-2004),
Innsbruck-Wien-Bozen 2005, S. 43-56.
10
Gerhard Karl L
IEB
/Heinz S
LUPETZKY
, Die Pasterze, hrsg.
vom Nationalpark Hohe Tauern und dem Österreichi-
schen Alpenverein, Salzburg 2011, S. 52f.
11
Pusterthaler Bothe, 6. Jg., 1856, Nr. 37 (12. Sept.),
S. 145-147.
12
Josef Benedikt von Hebenstreit, Kreishauptmann des
Kreises Pustertal von 1855 bis 1860.
13
Alois Ennemoser, Vorstand des Lienzer Gerichtsbezirks
von 1843 bis 1871.
14
Johann Haas, Oberst der Gendarmerie, 13. Regiment.
15
Dieses und das folgende Zitat in: Innsbrucker Tagblatt,
VII. Jg., Neue Folge I, 1856, Nr. 213 (16. Sept.),
S. 1570.
16
Wie Anm. 15.
17
Meinrad P
IZZININI
, Lienz. Das große Stadtbuch. Lienz
1982, S. 312f.
18
Hermann Kranz (1826-1864) stammte aus einer Lienzer
Gastwirtsfamilie, die den Gasthof „Zur Post“ besaß;
1861 wurde er in den Gemeindeausschuss gewählt.
19
Innsbrucker Tagblatt, VII. Jg., Neue Folge I, 1856, Nr.
214 (17. Sept.), S. 1.577f.
20
Innsbrucker Tagblatt, VII. Jg., Neue Folge II, 1857, Nr.
149 (23. Juni), S. 1.116.
21
Josef R
ABL
, Ein Gang auf den Iselsberg, in: Der Tourist,
15. Jg., 1883, Nr. 24, S. 2-4, Zitat auf S. 4.
22
Dieses interessante Flurdenkmal, allen Witterungsein-
flüssen ausgesetzt, wurde in den Jahren 1980 (siehe OB,
35. Jg., 1980, Nr. 46 [13. Nov.], S. 20) und 2002 (siehe
OB, 57. Jg., 2002, Nr. 17 [25. April], S. 36) restauriert.
23
Nach den zeitgenössischen Aufzeichnungen des Isels-
berger Bauern Josef Obersteiner, veröffentlicht von
K(arl) S
TARK
, Interessante Aufzeichnungen vom Jahre
1856 über die Entstehung der Schutzengelkirche in Isels-
berg, in: Osttiroler Heimatblätter, 20. Jg., Nummer
9/1952, unpag. [S. 7f.] – Nach Josef Rabl (siehe Anm.
21) betrug die Spende nur 600 Gulden.
24
Kurzbericht und Zitate nach dem Innsbrucker Tagblatt
vom 17. September 1856 (siehe Anm. 19).
25
Dr. Franz Brigl, Bürgermeister der Stadt Lienz von 1854
bis 1861.
26
P
IZZININI
, Lienz (wie Anm. 17), S. 335.
27
Siehe Meinrad P
IZZININI
, Der Kaiser in Osttirol 1-4 (Ost-
tirol in alten Fotos und Zeitungsberichten 75-78), in: OB
1976, 31. Jg., Nr. 35-38.
28
Gottlieb Nußbaumer, Bezirkshauptmann von Lienz von
1881-1891.
29
Franz Rohracher, Bürgermeister der Stadt Lienz von
1886-1890.
30
LZ, 1. Jg., 1886, Nr. 36 (19. Sept.), S. 323f.
31
LZ, 1. Jg., 1886, Nr. 37 (26. Sept.), S. 336.
32
Wie Anm. 31.
33
LZ, 4. Jg., 1889, Nr. 44 (2. Nov.), S. 1.
34
Über die Votivkirche besteht zahlreiche Literatur; hier
wurden in erster Linie benützt: Anton Maria P
ICHLER
,
Die Votivkirche in Wien, Wien o. J. (ca. 2010) und im In-
ternet
https://de.wikipedia.org/wiki/Votivkirche_(Wien)# Vorgeschichte.
35
LN, Jg. 1916, Nr. 37 (9. Mai), unpag. [S. 2].
36
Auskunft von Frau Mag.
a
Eleonora Bliem-Scolari, die
sich intensiv mit demWerk Karl Hofmanns befasst. Ihr
sei auch für die Ermöglichung der Wiedergabe der An-
sichtskarte mit dem Hofmann-Gemälde herzlich ge-
dankt.
37
Wilfried K
IRSCHL
, Albin Egger-Lienz 1868-1926. Das
Gesamtwerk, Band II, Wien-München 1996, S. 601,
Z. 359 (Text und Abb. ).
38
LN, Jg. 1916, Nr. 77 (29. Sept.), unpag. [S. 5].
39
Siehe z. B. (Martin K
OFLER
,) Lokale Reminiszenzen an
Kaiser Franz Joseph I., in: Pustertaler Volltreffer, 10. Jg.,
Nr. 6, S. 24.
40
Meinrad P
IZZININI
, Die Kaiser-Franz-Josef-Kaserne in
Lienz. Ein gelungener Zweckbau und die Schwierigkei-
ten seiner Entstehung, in: Leo A
NDERGASSEN
/Michaela
F
RICK
(Hrsg), Conservatum est. Festschrift für Franz
Caramelle (Schlern-Schriften 363), Innsbruck 2014,
S. 291-315; die Namensverleihung betreffend S. 309f.
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren
verantwortlich.
Manuskripte für die „Osttiroler Heimatblät-
ter“ sind einzusenden an die Redaktion des
„Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad Pizzinini,
A-6176 Völs, Albertistraße 2 a; E-Mail:
meinrad.pizzinini@chello.at