dem hohen Kaiserpaare einen Theil seines
getreuesten Landes zeigen
…“
15
In der
Zeitung findet man eine genaue Beschrei-
bung:
„… hier ward in genialer Weise eine
Hütte von Naturbäumen (Eschen), dessen
Hauptstämme und Aeste, zierlich behängt
mit Schlingpflanzen, das mit grünen Taxen
bedeckte Dach trugen. In der Mitte auf
einem knorpeligen Stocke war ein Tisch,
bedeckt mit dem Sammte
[!]
des feinsten
Mooses und geziert mit andern Gewächsen
unserer Wälder, sowie an der einen Seite
dergleichen Ruhesitze angebracht. Ober
dem Eingange dieser geschmackvollen und
zierlichen Gloriette wehten zwei pracht-
volle Fahnen, geschmückt mit den Na-
menszügen der allerhöchsten Majestäten
in reicher Goldstickerei.“
Eine Darstellung dieses Pavillons ist im
großformatigen Album „REISEA. H. Ihrer
k. k. Apostolischen Majestäten Franz Jo-
seph und Elisabeth durch Kärnthen im
September 1856“ enthalten, das drei
Jahre nach der Reise in Wien erschien. Es
enthält 34 teils getönte, vereinzelt auch ko-
lorierte Lithographien. Das einzige Blatt,
das sich nicht auf Kärnten bezieht, ist Nr.
XXI: „DAS CLORIETT AM ISELS-
BERGE“.
Vor dem Pavillon standen acht Paare
„in
altherkömmlicher Tracht gekleidet, und
Brautleute darstellend.“
16
Hier wurden
Franz Joseph und Elisabeth bereits von
einer großen Volksmenge erwartet; Bur-
schen stiegen auf Bäume, um sie besser zu
sehen. Die nahe gelegene Ruine Walchen-
stein war ebenfalls mit Fahnen ge-
schmückt und von dort erschallten beim
Herannahen der Majestäten heftige Böl-
lerschüsse.
Das Paar wurde zum Pavillon geleitet,
wo der Lienzer Apotheker Franz Keil, be-
deutend aber als Hochalpinist und Geo-
plastiker, die Ehre hatte, dem Paar die
ganze Gegend mit der Stadt Lienz, der
alten Görzer Burg Schloss Bruck im Hin-
tergrund und mit den imposanten Bergen
der Unholden und der Kreuzkofel-Gruppe
auf der Südseite zu erklären. Die Bezeich-
nung „Lienzer Dolomiten“ kam ja erst
später auf. Keil benützte eine Reliefkarte,
OSTTIROLER
NUMMER 11/2016
4
HEIMATBLÄTTER
„DAS CLORIETT
AM ISELS-
BERGE“,
Aussichtspavillon
mit Blick gegen den
Hochstadel, enthal-
ten im Album über
die Reise des
Kaiserpaares durch
das Herzogtum
Kärnten im Jahr
1856; getönte
Lithographie nach
einer Zeichnung
von A. Lang, litho-
graphiert und ge-
druckt in der Hof-
und Staatsdruckerei
in Wien,
49,8 x 34,9 cm
(Blatt), 1859.
(Original und Foto:
Landesmuseum
für Kärnten,
Klagenfurt)
Blick auf Dölsach mit der nach dem Brand von 1853 in neuromanischen Formen wieder
aufgebauten Pfarrkirche zum Hl. Martin.
Fotografie von Georg Egger, Lienz, um 1885.
(Original und Foto: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck)
die er selbst angefertigt hatte. Vielleicht
trugen diese damals als geradezu sensa-
tionell betrachtete Arbeit und sein ge-
konnter Auftritt dazu bei, dass ihm neben
anderen Ehrungen von Kaiser Franz Jo-
seph im Jahr 1866 die Große Goldene Me-
daille für Wissenschaft und Kunst verlie-
hen wurde.
17
– Nach der Besichtigung der
Landschaft trat der Lienzer Oberschützen-
meister und Schützenkommandant Her-
mann Kranz
18
vor und hielt eine kurze An-
sprache. Der Kommentar in der Zeitung:
19
„Das hohe Herrscherpaar war sichtlich
ergriffen und Se. Majestät erwiederte
[!]
hierauf folgende hocherfreuliche Worte: ‚Ich
danke Ihnen. – Ich werde recht bald Tirol be-
suchen, und dann länger bei ihnen bleiben,
indessen versichere Ich ihnen, daß dieser
Empfang Meinem Herzen sehr wohlgetan.‘“
Zur Erinnerung an den Aufenthalt des
Kaiserpaares am Iselsberg sollte ein
Denkmal errichtet werden, wozu die
Stadtgemeinde Lienz die Initiative ergriff
und erhielt dafür aus Landesmitteln einen
Beitrag von 1.000 Gulden.
20
Ob dieses
auch aufgestellt wurde, konnte nicht
nachgewiesen werden. Auf jeden Fall er-
richtete man gleich in der Nähe dieses
Platzes im Jahr 1883 ein Denkmal in Form
eines Türmchens in neugotischen Formen
mit einer Marienstatuette. Im selben Jahr
erwähnt es Josef Rabl in seinem Aufsatz
„Ein Gang auf den Iselsberg“:
21
„… der ursprüngliche Name dieses durch
eine herrliche Ausschau auf das Drautal
und die Unholde ausgezeichneten Punktes
ist Kolm; später hieß er von dem zur Kai-
serreise hier errichteten Holzpavillon Glo-
riett und seit 1883, wo ein Iselsberger-
Bauer daselbst ein hölzernes Thürmchen
mit der Aufschrift ‚Maienhöhe‘ errichtete,
führt er diesen Namen.“ –
Am 1. Mai 1883
enthüllt, wird der Platz heute noch „Mai-
enhöhe“ genannt.
22
Der Platz liegt direkt
neben dem Weg, der in Richtung Dölsach
führt, heute als „alter Kirchweg“ bezeich-
net. Der Hang unterhalb dieses Platzes ist