OSTTIROLER
NUMMER 11/2016
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HEIMATBLÄTTER
beugte, gesagt haben soll: „Sei nur brav, es
ist gerne geschehen.“
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Franz Joseph war
der Sohn von Erzherzog Franz Karl
(1802-1878), Bruder Kaiser Ferdinands I.
und der Herzogin Sophie Friederike (1895-
1872), Prinzessin von Bayern, die im Jahr
1824 in Wien geheiratet hatten. Er war am
18. August 1830 in Schloss Schönbrunn
zur Welt gekommen und auf die Namen
Franz Joseph Karl getauft worden. Sein
Wahlspruch lautete „Viribus unitis“ – „Mit
vereinten Kräften“. Franz Joseph sollte
durch beinahe sieben Jahrzehnte die Ge-
schicke Österreichs lenken.
Das Kaiserpaar 1856 am Iselsberg
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Wenn auch noch selbst sehr jung, spielte
bei den „gekrönten Häuptern“ die Frage
der Nachfolge immer eine große Rolle. Als
Gattin war eigentlich Prinzessin Helene
von Bayern vorgesehen. Im letzten Mo-
ment aber entschied sich Franz Joseph –
die Verlobung fand in Bad Ischl statt – für
ihre jüngere, ausgesprochen hübsche
Schwester Elisabeth (1837-1898). Sie
war die Tochter von Maximilian Herzog in
Bayern und der Ludovika, Tochter von
Maximilian I. Josef, König von Bayern.
Sie war Franz Josephs Cousine, die Toch-
ter der Schwester seiner Mutter. Die feier-
liche Hochzeit fand am 24. April 1854 in
Wien statt. Schon mehrfach waren ver-
wandtschaftliche Bande zwischen Habs-
burgern und Wittelsbachern gezogen wor-
den. Charakterlich waren Franz Joseph
und Elisabeth recht konträr. Während er ihr
zeitlebens mit einer fast schwärmerischen
Liebe zugetan war, ging sie immer mehr
auf Distanz, zog sich auch vom Hofleben
zurück und fand höchste Befriedigung in
ihrer fast hektischen Reisetätigkeit. Nicht
zuletzt durch die „Sissi-Filme“ der 1950er-
Jahre wurde sie zur wohl populärsten Per-
sönlichkeit der Dynastie.
Im September 1856 besuchte Kaiser
Franz Joseph mit seiner jungen, knapp 19
Jahre alten Gemahlin das Herzogtum
Kärnten. Man reiste bei Friesach in Kärn-
ten ein, erreichte Klagenfurt und Villach
und gelangte nach Spittal. Von hier aus
nahm man den Weg durch das Mölltal, da
man den Großglockner und den Pasterzen-
Gletscher besichtigen wollte. Der Bereich,
wo sich der Monarch aufhielt, wurde spä-
ter Kaiser-Franz-Josefs-Höhe (2.396 m)
benannt. Vor Jahren errichtete man dort zur
Erinnerung an den denkwürdigen Besuch
ein Denkmal mit der Statue des Kaisers.
Man darf es als Fauxpas bezeichnen, wenn
der Kaiser nicht als junger, sondern als
alter Mann dargestellt ist! Etwas tiefer, in
der Nähe des Glocknerhauses, liegt die
„Elisabethruhe“ (2.131 m).
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Die Fahrt des Kaiserpaares durch Kärn-
ten wurde auch in der Tiroler Presse ver-
folgt, da man wusste, es werde am Iselsberg
nach Tirol einreisen und beim Kärntner Tor
wieder verlassen, da ja auch Drau- und
Gailtal besucht werden sollten. In Eile hatte
man die Straße über den Iselsberg, die da-
mals noch einen anderen Verlauf als heute
nahm, verbessert und verschiedenste Vor-
bereitungen für den Kurzbesuch getroffen,
woran sich die Stadtgemeinde Lienz be-
sonders engagierte. Schon beim ersten
Morgengrauen des 8. September strömten
viele Menschen in Richtung Grenzpunkt
am Iselsberg. Um 7 Uhr verkündeten Pöller
die Abreise der hohen Gäste von Winklern
und später auch die Ankunft des von Pfer-
den gezogenen Hofwagens am Iselsberg,
worüber u. a. im „Pusterthaler Bothe“ ein
genauer Bericht vorliegt:
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„An der Grenze auf dem Iselsberge stand
ein herrlicher Triumphbogen mit flattern-
den Fahnen, in der Mitte auf einem Schilde
standen die zwei Devisen ‚Willkommen
hohes Herrscherpaar!‘ und ‚Euch grüßt
Tirol im Feierklang!‘, darüber breitete ein
kolosaler
[sic !]
Tiroleraar, in plastischer
Form dargestellt, seine Fittiche aus, gleich-
sam sprechend: ‚Hier wohnt Kraft und
Treue – für alle Zeit geweiht dem Hause
Habsburg!‘. Außer einer großen Volks-
menge befanden sich hier, dem allerhöchs-
ten Kaiserpaare den ersten Tirolergruß zu
bringen, der k. k. Kreishauptmann v. He-
benstreit
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, der k. k. Rath und Bezirksvor-
stand Ennemoser
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, der k. k. Oberst der
Gensdarmerie v. Haas
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, die hochw. Geist-
lichkeit, die Hrn. Gemeindevorsteher der
nächstgelegenen Orte, und die Schuljugend
mit Kränzen und Blumen im ländlich feier-
täglichen Anzuge, dann an beiden Seiten
vor der Pforte zwei Schützenkompagnien,
jede mit eigener Musikkapelle, nämlich die
Schützen von Dölsach und Nikolsdorf in
ihrer malerischen Tracht; …“
Das Paar verließ den Wagen und
„rich-
tete an Viele herzliche Worte in angeborner
Huld“.
Elisabeth erhielt von weißgeklei-
deten Mädchen einen Blumenkranz, wäh-
rend Franz Joseph die angetretenen Schüt-
zen musterte.
Dann ging die Fahrt hinunter zum Kol-
ben, auch Kolm geschrieben, worunter der
zum Zeiner-Hof gehörende sog. Zeiner
Kolm zu verstehen ist. Dort war ein Pavil-
lon aufgestellt, hier als „Gloriett“ be-
zeichnet.
„An diesem Punkte wollte man
Das Denkmal in neugotischem Stil auf der sog. Maienhöhe neben dem „alten Kirchweg“ nach Dölsach in der Nähe der Stelle, wo sich
der Aussichtspavillon („Gloriett“) befand, errichtet 1883 („1. Mai 1883“).
Fotos: Meinrad Pizzinini
Denkmal für Kaiser Franz Joseph ober-
halb des Pasterze-Gletschers zur Erinne-
rung an seinen Besuch am 8. September
1856; im Hintergrund der Gipfel des
Großglockners.
Foto: Inge Wührer