bauen und die Hindernisse zu verbessern,
sodass ein italienischer Durchbruch bald
nicht mehr ohne größere Verluste möglich
war. Auch das Alpenkorps stellte für die
schwachen Kräfte Österreich-Ungarns
eine willkommene Verstärkung der Front
dar. Zunächst sollte es allerdings nur als
Reserve dienen, die erst im Falle eines ita-
lienischen Einbruchs in die Frontlinie zum
Einsatz kommen sollte. Bald zeigte sich
aber, dass sich die österreichisch-ungari-
schen Truppen aufgrund des geringen
Mannschaftsstandes nicht mehr selbst
ablösen konnten, wodurch nun auch Ein-
heiten des Alpenkorps in die vordersten
Linien eingeschoben wurden. Der Großteil
des Alpenkorps verblieb bis Mitte Oktober
1915 in Tirol, danach wurden die Soldaten
aus der Front herausgelöst, zunächst für
ein kurzes Intermezzo nach Frankreich
gebracht, um gleich darauf in Serbien zum
Einsatz zu kommen. Die Ablösung
erfolgte durch österreichisch-ungarische
Kräfte, die in der Zwischenzeit von
der Ostfront freigemacht werden konnten.
Der Einsatzraum des Alpenkorps
in Tirol
Nach seiner vollständigen Versammlung
in Südtirol Anfang Juni erfolgte der Ein-
schub der einzelnen Alpenkorps-Einheiten
in die Front. In den Rayon V, besonders
vom Drei Zinnengebiet über Sexten/Moos
bis nach Kartitsch, wurde das bayerische
Infanterie-Leibregiment verlegt. ImVolks-
mund wurden die Männer schlicht „Lei-
ber“ genannt. Das 3. Bataillon des Regi-
ments war ab dem 18. Juni 1915 in Kar-
titsch einquartiert, das 1. Bataillon sollte
ab 4. Juli nach Sexten hinzukommen, so-
dass beide am Karnischen Kamm und im
Sextental vereint wurden. Nachdem Sex-
ten zum Großteil zerstört worden war,
wechselte der Regimentsstab von dort in
das Hotel „Wildbad Innichen“.
Die preußische Fußartillerie Batterie 102
stellte mit ihren Geschützen die schwere
Artillerie in diesem Abschnitt. Zunächst
erfolgte der Einsatz im Verbund mit dem
Alpenkorps auf der Hochebene von Fol-
garia und Lavarone, danach, ab Ende Juli
1915, kam die 1. Halbbatterie unter Haupt-
mann Carl Rose nach Moos bei Sexten
und blieb bis 20. Dezember 1915 in den
Sextener Dolomiten stationiert. Obwohl
das Alpenkorps schon Mitte Oktober ab-
gezogen wurde, verblieben ein Teil der
Artillerie und andere Truppen noch bis
Mitte Feber 1916 zur weiteren Unterstüt-
zung des Verbündeten im Frontgebiet.
Ein weiterer Teil der Artillerie des
Alpenkorps war in die Pragser Dolomiten
südlich von Toblach entsandt worden. Eine
Hälfte der Garde-Fußartillerie Batterie 101
(ab 10. August 1915 umbenannt in 104)
kam ab Anfang Juli 1915 auf der Plätz-
wiese (Strudelalpe) und dem Dürrenstein
zum Einsatz und verblieb dort bis Ende
März 1916.
Für kurze Zeit war auch die bayerische
Feldflieger-Abteilung 9 im Subrayon V
stationiert. Sie war dem Alpenkorps bis
zum 9. August 1915 angegliedert und kam
danach zurück an die Westfront, da der
Einsatz in den Alpen zu wenig Erfolg ver-
sprach. Nach der Ankunft Anfang Juni
1915 in Bozen war man auf der Suche
nach einem geeigneten Flugfeld. Die Wahl
fiel zuerst auf den Exerzierplatz von Bri-
xen. Allerdings erfolgte nur wenige Tage
danach der Umzug ins Pustertal. Hier fand
man zwischen Toblach und Niederdorf
einen besseren Platz, der für die Aufgaben
der Fliegerabteilung in Frage kam. Über
die Beschaffenheiten des Flugfeldes heißt
es in einem Bericht:
„Freilich hatte die
feuchte, nur ungefähr 150 m lange Wiese,
die in ihrer Mitte noch eine Erhöhung auf-
wies und rings von Sumpf umgeben war,
mit einem Flugplatz in Schleißheim oder
Johannistal wenig Ähnlichkeit, und Start
und Landung war jedes Mal ein Kunst-
stück.“
5
Die österreichisch-ungarische und
deutsche „Waffenbruderschaft“
Viele der Angehörigen des Alpenkorps
hatten, bevor sie nach Tirol kamen, noch
nie in ihrem Leben die Hochgebirge der
Alpen gesehen. Daher waren die Männer
oftmals von der Landschaft und ihren neu
gewonnenen Eindrücken überwältigt. So
schreibt beispielsweise der „Leiber“ Bern-
hard Himmler am 30. Juni 1915 aus Kar-
titsch an seinen Onkel in der Nähe von
Nürnberg:
„Lieber Onkel zum Andenken
sende ich ihnen eine Photographie aus
dem Felde. Mir geht es soweit ganz gut ihn
[sic!]
dem Tirol. Die Gegend ist hier sehr
bergig.“
6
Auch Peter Grinstein kam als
OSTTIROLER
NUMMER 3-4/2016
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HEIMATBLÄTTER
Bayerische „Leiber“, österreichischer Landsturm und Tiroler Standschützen in Kartitsch,
Juni 1915.
„Leiber“ und österreichisch-ungarische Soldaten posieren mit italienischen Kriegs-
gefangenen.