OSTTIROLER
NUMMER 3-4/2016
2
HEIMATBLÄTTER
„Kriegs-
jahr
1914 bis
1915.
Gruss
aus
Tirol.“;
ein
bayeri-
scher
„Lei-
ber“
in Kar-
titsch
1915.
Blick auf den Karnischen Kamm und das Sextental; Ausschnitt aus dem „Panorama vom Helm (Pusterthal) 2430 m“, nach der Natur
gezeichnet von A. Baumgartner in Salzburg, erschienen im Verlag der „Section Hochpusterthal“ des Deutschen und Oesterreichischen
Alpenvereins im Jahr 1882.
Kommando nicht das volle Vertrauen, die
Front am Karnischen Kamm halten zu
können, vor allem nicht mit den Stand-
schützen. Soldaten anderer Truppenkörper
standen jedoch kaum zur Verfügung.
3
Nachdem bereits am Vormittag des 23.
Mai 1915 eine Standschützenpatrouille auf
einen italienischen Spähtrupp gestoßen
war, wurde unverzüglich die Besetzung
aller wichtigen Grenzberge des Karni-
schen Kamms angeordnet. Allerdings
stellte man bei der Ausführung des Befehls
fest, dass der Frugnonigipfel und die stra-
tegisch besonders wichtige Pfannspitze
bereits von italienischen Kräften besetzt
worden waren. Am Nachmittag des
23. Mai erfolgte schließlich die Kriegser-
klärung. Noch am selben Tag trafen Stand-
schützen-Kompanien des Bataillons Inns-
bruck II ein und errichteten Feldwachen
beim Obstanser See, auf Eisenreich sowie
auf der Filmoorhöhe und der Schöntal-
höhe. Am Abend des 24. Mai war die ge-
samte Frontlinie von Sexten über den Kar-
nischen Kamm bis Untertilliach von den
österreichischen Verteidigern besetzt,
wenn auch nur schwach und lückenhaft.
Ausgenommen waren Frugnoni und
Pfannspitze. Kinigat, Wildkarleck und
Porze blieben unbesetzt. An einer für die
Verteidigung wichtigen Artillerie fehlte es
in den ersten Kriegstagen zur Gänze.
Vor allem in den ersten Kriegswochen
am Karnischen Kamm mussten die Män-
ner bei jeder Witterung im Freien kampie-
ren und waren Kälte, Regen und Schnee
ausgesetzt. Zur täglichen Versorgung der
Feldwachen und zum Errichten der Stel-
lungen wurden Trägerdienste eingerichtet,
welche Wasser, Verpflegung, Getränke,
Brennholz, Ausrüstung und Baumaterial in
die Höhen brachten. Bald wurden auch
Bautrupps zum Stellungsbau aufgestellt
und Arbeiterabteilungen eingesetzt, um
Wege, Steige und Seilbahnen zu errichten.
Gefechtsmäßig verliefen die ersten Tage
nach der Kriegserklärung relativ ruhig. Die
schmalen Saum- und Fußwege erlaubten
keine größere Truppenbewegung, weshalb
sich die Tätigkeiten auf eine rege
Patrouillierung und Artilleriebeschuss
konzentrierten. Der Karnische Kamm war
daher vor allem ein Schauplatz kleinerer,
örtlicher Kampfhandlungen und Einsatzort
für Trachombataillone, die krankheitsbe-
dingt nur beschränkt zum Felddienst ver-
wendet werden konnten. Ab Ende Mai
kam es zu ersten ernsten Kampfhandlun-
gen. Der Frontabschnitt lag ab nun unter
dauerndem, mehr oder weniger starkem
Beschuss durch italienische Artillerie. Am
8. Juli begann die Beschießung von Ober-
tilliach. Auch Kartitsch wurde im Juli, Au-
gust und September von Artilleriege-
schossen getroffen, die jedoch keine grö-
ßeren Schäden anrichteten. Die Ortschaft
Sillian wurde bis zum Oktober 1916 mit
etwa 1.100 28 cm-Granaten beschossen,
Innichen von ungefähr 330 Granaten ge-
troffen und Sexten ab dem 31. Juli unter