Um Planbarkeit und eine Perspektive ging es den Veranstaltern des Runden Tisches in Kötschach-Mauthen. Der Standortmarketing-Verein „So viel Mehr“ mit Obmann Mag. Adolf Klauss lud dazu Vertreter der Region Friaul Julisch-Venetien, des Landes Kärnten und Wirtschaftstreibende sowie Politiker aus der Region zu einer exklusiven Runde in das Rathaus in Kötschach. Inhalt des Treffens war vor allem ein Informationsaustausch über die aktuellen und geplanten Maßnahmen zur Wiedereröffnung der Straßenverbindung zwischen Österreich und Italien über den Plöckenpass. Ein klares Bekenntnis und die Zusicherung, sich weiterhin intensiv damit zu beschäftigen, kam von LH Peter Kaiser und Straßenbaureferent LH-Stv. Martin Gruber. Gruber berichtete von seinem Treffen mit der Infrastruktur-Verantwortlichen der Region Friaul-Julisch Venetien, Cristina Amirante wenige Tage zuvor. Mit Ablauf des heurigen Jahres werde der Plöckenpass wieder befahrbar sein, nahm er ihr ein Versprechen ab. Bereits im Mai werde mit dem Felsabtrag begonnen. Die von Kärntner Seite gewünschte Notstraße sei laut Gruber noch nicht ad acta gelegt, wird aber auch nicht vordringlich in Angriff genommen. Für die Verbindung zwischen den beiden Ländern brauche es eine schnelle und auch eine längerfristige Lösung. Dazu soll eine Arbeitsgruppe eingerichtet werden, die mit den Verantwortlichen in Italien im Austausch steht und bei der es „keine Denkverbote für längerfristige Lösungsansätze gibt“, so Kaiser.
Stefano Mazzolini, Vizepräsident der Region Friaul-Julisch Venetien, berichtete von den Aufräumarbeiten, die schon im Dezember begonnen haben. Die Region Friaul-Julisch Venetien habe mit der Straßenbaubehörde ANAS insgesamt 15 Mio Euro in die Hand genommen, um die Strecke bis Ende dieses Jahres wieder befahrbar zu machen. Dieses Ziel sei bis grundsätzlich erreichbar. Ein Problem sei aber weiterhin die instabile Geologie des Berges. Anwesende äußerten Bedenken bezüglich des Fertigstellungstermins mit Ende 2024. Die Sicherheit bei den Arbeiten habe für Mazzolini Vorrang, auch würde der Fortschritt der Maßnahmen von der Wettersituation über den Sommer abhängen. Letzten Endes gehe es Italien um die sichere Öffnung einer internationalen Straße. Mazzolini selbst sprach sich gegen eine Hilfsstraße als Übergangslösung aus, da diese wieder Steinschlaggefährdet sei. „Eine nur drei Meter breite Straße mit einer Ampelregelung halte ich für nicht machbar“, so Mazzolini. Im Verlauf der Diskussion wurde aber erwähnt, dass eine Notstraße für die Verantwortlichen in Italien noch nicht ganz vom Tisch sei. Mazzolini betonte die Wichtigkeit der Verbindung auch für Italien und sprach sich in weiterer Folge für den Bau eines Plöcken-Tunnels aus. „Das ist die Zukunft“, sagte er und bat seine österreichischen „Ansprechpartner“ um Zusammenarbeit in dieser Hinsicht.
Der Geschäftsführer der Felbertauern AG in Osttirol, Karl Poppeller, brachte seine Expertise ein. 2016 hatte er mit einem ähnlichen Problem zu kämpfen, als ein Felssturz die Felbertauernstraße unpassierbar machte. Als privater Betreiber hat die Felbertauern AG damals rasch reagieren können. Für den Plöcken empfahl er eine kurzfristige Lösung, die einer langfristigen Lösung Zeit verschafft und sprach sich ebenfalls für eine Tunnellösung aus. Diese werde „man andenken müssen, wenn man auf lange Frist Sicherheit haben will“. Oberkärnten und Osttirol gehören zu den am schlechtesten erreichbaren Regionen Europas. Eine Tunnelverbindung fände in Anbetracht der einjährigen Sperre auch „in der Mitte der Gesellschaft“ Akzeptanz. Ein „Fenster“ sei offen, dies auch „bei der breiten Bevölkerung anzusprechen“. Entsprechende Studien gibt es laut dem Abteilungsleiter Straßenbau, Dipl.-Ing Volker Bidmon, der diese auch in die Arbeitsgruppe mitnehmen möchte.
Bürgermeister Josef Zoppoth sagte, seine Gemeinde Kötschach-Mauthen sei von der Plöckenpass-Sperre am stärksten betroffen. „Ein irrsinniger Druck lastet auf der regionalen Wirtschaft“, verdeutlichte Zoppoth und richtete eine Forderung nach finanziellen Hilfsmaßnahmen an das Land. Für die heimischen Betriebe müsse es Unterstützung geben, vergleichbar mit den Corona-Hilfen oder dem Görtschitzal-Fonds. Eine finanzielle Unterstützung der Betriebe stellte der Landeshauptmann in Aussicht. Diese könnte aus dem KWF-Stabilisierungsfonds und aus Überbrückungshilfen des Bundes kommen.
Ein weiterer Tenor des Runden Tisches war, dass es schwieriger sei, über die Staatsgrenzen an diesem Problem zu arbeiten. Bei vergleichbaren Baustellen in Österreich (z. B. an der B 111 Gailtalstraße bei Promeggen) gehe es naturgemäß schneller, weil die Entscheidungen innerhalb Österreichs getroffen werden können, sagte Straßenbaureferent Gruber. Ihm gehe es um eine nachhaltige Lösung. Friaul und Kärnten werden weitere Diskussionen führen müssen und die Energien nutzen, die hier aufgebaut wurden. Der Landeshauptmann betonte, das Besprochene beim Regions-Treffen am Donnerstag, bei dem auch Regions-Präsident Massimiliano Fedriga anwesend sein wird, „festzumachen“. Zu erwähnen ist, dass der Runde Tisch weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand obwohl sich einige Interessierte vor dem Rathaus eingefunden haben. Wortmeldungen für eine Tunnellösung ernteten großteils Zustimmung, wenn auch Privatmeinungen nach der Podiumsdiskussion dahin gingen, dass Tunnel-Pläne schnell wieder in einer Schublade verschwinden würden, sobald der Plöckenpass wieder befahrbar gemacht ist.
Artikel zuletzt aktualisiert 10. März 2024
Von Harald Angerer