Von Karl Brunner
Aus allen Richtungen und von weither kommen Wallfahrer das ganze Jahr über nach Maria Luggau im Lesachtal. Eine Wallfahrt zum sehr bekannten Lesachtaler Marienwallfahrtsort sticht aber besonders heraus, es ist die traditionelle Fußwallfahrt, die von Sappada/Plodn (Provinz Udine) bergauf und bergab über die Karnischen Grenzberge (via Calvi Hütte, Passo Sesis, Hochweißsteinhaus, Frohn, Sterzen) zur Basilika von Maria Luggau führt.
Sappada, plodarisch-deutsch Plodn (auch Pladen) ist eine deutsche Sprachinsel und zählt rund 1.300 Einwohner. Im 13. Jahrhundert sind die karnischen Siedlungen Plodn (Sappada), Zahre (Sauris) und Tischlbong (Timau) mit Siedlern aus Osttirol und Oberkärnten angelegt worden. Neben den sprachlichen Ähnlichkeiten und kirchlich-religiösen Verbindungen zwischen Maria Luggau und Sappada gab es auch weitere Beziehungen (Handwerker, Waren- und Kulturaustausch, Heirat); Luggauer und Lesachtaler und Plodner sind seit jeher freundschaftlich verbunden. Diesmal, am 14./15. September 2024, hatte diese rund 30 km lange grenzüberschreitende Plodar Wallfahrt („Plodar Kirchfort in de Lukkaue“) ein Jubiläum: es gibt sie seit 220 Jahren! Diesmal nahmen wegen des vorherigen Schneefalls auf den Bergen an die 200 Personen teil, an schöneren Tagen sind es sonst üblicherweise doppelt so viele und noch mehr. Den Ausgangspunkt der Wallfahrt bildete einst ein Gelöbnis. Infolge einer grassierenden Viehkrankheit bzw. Viehpest, wie es heißt, wurde im Jahre 1804 die Gnadenmutter von Maria Luggau um Hilfe angefleht und ihr versprochen, jährlich eine Pilgerfahrt nach Maria Luggau zu machen. Der Wallfahrt haben sich, wie schon seit Jahrzehnten, auch noch andere Pilgergruppen aus Sauris, Forni di Sopra angeschlossen, aber auch Pilger aus dem Cadore, Treviso, usw. kommen gerne mit. In Cima Sappada (Oberpladen) bei der Kirche St. Oswald wird um 3 Uhr losgegangen, Ankunft in Maria Luggau ist um 14.15 Uhr, wo die Pilger vom Provinzial P. Silvo Bachorik und auch vom PGR-Obmann Christoph Oberguggenberger begrüßt wurden, die den Wallfahrern (zum Eder-Kirchl) ein Stück entgegengingen.
Die Messe, die sonst bei der Kapelle in Frohn stattfindet, wurde diesmal witterungsbedingt in der Basilika mit dem Pfarrer von Plodn/Sappada, Don Gianluca Molinaro, und drei weiteren Priestern aus Italien, gefeiert. Für Don Gianluca ist der Weg nach Luggau für die Christen der Erzdiakonie Gorto „die Wallfahrt schlechthin“. Diese Wallfahrt tue unseren Herzen viel Gutes und richte unseren Horizont neu aus, so Gianluca über die Bedeutung der erlebnisreichen, anstrengenden Wallfahrt, die auch den Blick auf viele Schönheiten biete. Am Samstag folgen noch Beichte, Andacht und gemütliches Zusammensein. Die Plodner nächtigen im Kloster, in den Gasthöfen und vor allem auf „ihren“ Bauernhöfen, alle Jahre wieder. Am Sonntag Früh findet der festliche Gottesdienst mit herrlichen Liedern statt, bevor der Rückweg um 9 Uhr (ab Luggau) angetreten wird, den auch mehrere Pilger und gute Geher gehen. Viele andere aber wurden inzwischen abgeholt und fahren mit dem Auto nach Hause. Die Wallfahrt endet mit einer Prozession zur Kirche S. Margherita („Hailige Margreatn Kirche“) in Sappada mit Andacht und Gesang um 19.30 Uhr. Die Pilgermesse am Sonntag in Luggau wurde übrigens auch vom italienischen Radio Maria (wohl aus Anlass der 220. Wallfahrt – Pellegrinaggio - nach Maria Luggau) gesendet. Erwähnt sei noch, dass der 85jährige Bruno Pachner, ein überaus erfolgreicher Skirennläufer und Gewinner zahlloser großer Rennen (Masters World Cup), die Wallfahrt seit 50 Jahren alljährlich mitmacht. Diesmal dabei war auch Denis Eder aus Cima Sappada (Oberpladen), seine Vorfahren stammten aus Luggau. Pfarrer Don Gianluca: „Maria wacht über uns und der Herr wird uns die Kraft geben, mit Begeisterung neu anzufangen“.