Von Harald Angerer
Zwei bis drei Braunbären sollen sich zurzeit im Gailtal herumtreiben und kommen auch bewohntem Gebiet nahe. In St. Stefan hat „Meister Petz“ erst kürzlich wieder einen Bienenstock geplündert. Die Imker selbst haben damit anscheinend ihren Umgang gefunden.
Ein Feistritzer Bauer macht auf einer Alm ein Handyvideo von einem Braunbären, der ihm ziemlich nahe kam. Das Video machte auch die Runde in den sozialen Medien. Dass diese Tiere auch immer öfter in besiedeltes Gebiet herunterkommen, davon berichtete kürzlich „Servus TV“ in einem Beitrag. Doch die Bären im Gailtal sind nichts Neues. Bereits im Juni tauchte ein Video eines Braunbären auf dem Oisternig (Gemeinde Feistritz/Gail) auf, wie der ORF berichtete. Laut „5 Minuten“ und der „Kleinen Zeitung“ sei ein Bär auch für einen Schafsriss verantwortlich. Ein Sachverständiger des Landes Kärnten soll dies bestätigt haben. Laut „Servus TV“ Bericht sind die Leute besorgt. „Fast täglich begegnen die Gailtaler einen Bären. Viele Bürger trauen sich nicht mehr Wandern oder Radfahren zu gehen“, heißt es dort. Wenn die Bären in Siedlungsgebiete eindringen, sind sie aber meist hinter Bienen-Happen her, so wie in der Nacht vom 7. auf 8. August, wo ein Bär in St. Stefan zwei Bienenstöcke plünderte, wie die Polizeiinspektion St. Stefan informierte. Jäger und Sachverständige vom Amt der Kärntner Landesregierung wurden verständigt.
Dass die Bären im Oberen Gailtal Bienenstöcke plündern sei eher selten, sagt Hermagors Bienenzuchtvereins-Obmann Arno Kronhofer. Dies passiere eher im unteren Bereich des Gailtals von St. Stefan abwärts. In Erinnerung blieb im Vorjahr ein Bär, der in Mellweg mehrmals die Bienenstöcke eines Imkers heimgesucht hat. „Es war immer der gleiche Bär“, erinnert sich Kronhofer. Auch er selbst war vor zehn Jahren betroffen. „Das hat erst aufgehört, als ich einen Elektrozaun um meine Bienenstöcke aufgestellt habe. Strom haben diese Tiere nicht gerne und von der Kärntner Jägerschaft gibt es auch eine Förderung dafür. Mit dem Elektrozaun ist dann auch Ruhe“, erklärt Kronhofer. Man müsse diese Bienenstock-Plünderungen auch nicht dramatisieren. „Das haben wir immer schon gehabt. Je nach Zugroute der Bären erwischte es immer eine andere Ortschaft. Aber sie bleiben meist im unteren Gailtal, St. Stefan ist in etwa die Grenze nach Westen“. Imker, die ihre Stände auf den Gailtaler Almen jenseits der Staatsgrenze aufgestellt haben, sind häufiger betroffen. Im Übrigen ist der Bär nicht hinter dem Honig her, wie uns „Winnie Puh“ glauben machen will, sondern nach der eiweißreichen Brut. Erst in zweiter Linie geht er auf das „Süße Gold“.
Der BZV Bezirksobmann für Hermagor, Christoph Michenthaler aus Nötsch hat hier auch andere Erfahrungen gemacht. „Dass Bienenstöcke ausgeräumt werden, ist eher zur Regel geworden als zur Ausnahme. Heuer hat es schon vier Stände in der Region erwischt, z. B. in Göriach und Feistritz“, beichtet Michenthaler. Der Bär lasse sich auch von Elektrozäunen nicht aufhalten: „Bei mir hat sich der Bär unter dem Elektrozaun durchgegraben in dem er zuerst einen Stempel umgegraben hat. Der Zaun entlädt sich dann in die Erde und das Tier spürt den Strom nicht mehr“. Das habe sich vor zwei Wochen ereignet, Michenthaler weiß von weiteren Vorfällen bei Imker-Kollegen. Ob die Imker mit dem Bären leben können? „Der Bär ist ein Wildtier, das hier heimisch ist. Das ist die Natur. Er frisst seine 20 Kilo bis er satt ist. Die Schäden sind über eine Versicherung gedeckt. Gottseidank haben wir so eine Vielfalt. Aber das ist nur die Meinung. Es ist sicher eine ganz andere Situation, wenn der Bär um 4 Uhr Früh deine Bienenstöcke vorm Haus ausräumt“, räumt der Imker ein. Alles in allem ein noch sehr „entspannter“ Umgang mit „Meister Petz“ im Gailtal.
Wenn Sie einen Bären sehen, versuchen Sie sich möglichst unaufgeregt zu verhalten. Bleiben Sie stehen und machen Sie den Bären durch lautes Reden mit fester, beruhigender Stimme und kontrolliertes Bewegen des Körpers (jedoch nicht auf den Bären zu!) auf sich aufmerksam. Dies soll dem Bären erleichtern, Sie als Menschen zu erkennen. Rennen Sie nicht weg und versuchen Sie nicht, sich ihm zu nähern. Bewerfen Sie den Bären auch nicht mit Gegenständen. Verzichten Sie auf den „Bärenschnappschuss“, ziehen Sie sich langsam und in Ruhe zurück.
Link zum Bären-Video auf Tiktok:
https://www.tiktok.com/@servustvon/video/7401125648435088673