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100 Jahre Krieger-
friedhof Kartitsch -
100 Jahre
Totengedenken
Wie kaum eine Gemeinde in
Tirol ist Kartitsch als Folge des
Ersten Weltkrieges mit Kriegs-
gräbern und Kriegerfriedhöfen
konfrontiert.
Als mit der italienischen Krie-
gerklärung im Mai 1915 die Ge-
meinden
des
Kartitsch-
Tilliacher Tales plötzlich Front-
gebiet wurden, begann für die
Militär- und Gemeindeverant-
wortlichen auch die traurige
Aufgabe, für die
Bestattung
von
Kriegsopfern
zu sorgen.
So wurden die ersten Kriegsto-
ten in den jeweiligen Orts- bzw.
Pfarrfriedhöfen begraben. Bei
den schweren Kämpfen entlang
des Karnischen Kamms im
Sommer 1915 war der Trans-
port der Gefallenen ins Tal je-
doch nicht mehr zu bewältigen,
so wurden sie in kleinen, ent-
lang des Frontgebietes errichte-
ten Grabstätten bestattet.
Da im Winter 1915/16 ein
Kriegsende nicht absehbar und
der Kartitscher
Pfarrfriedhof
in
St. Oswald durch bereits 20
Kriegstote
überbelegt
war,
er-
richtete
die
Militärverwaltung
im Einvernehmen mit der Ge-
meindeführung im Winter/
Frühjahr 1916 auf dem „Pauler
Friedlfeld“, das die Gemeinde
vom Besitzer Josef Außerlech-
ner, Pauler erwarb, in der Scha-
de, heute Neuwinkl, einen
neu-
en Militärfriedhof.
Als er Mit-
te April 1916 im Wesentlichen
fertig und darauf
alle Neubestat-
tungen
von Kr iegsopfer n der
Gemeindegebiete von Kartitsch
und Tilliach
angeordnet
wur-
den, war er bereits mit 15 - 20
Toten des Kriegswinters 1916
belegt.
Gleichzeitig wurde östlich der
vorgesehenen sechs Gräberrei-
hen eine einfache
Holzkapelle
errichtet, in deren Innerem noch
heute Oberj. Mitterdorfer und
Inf. Kerschbaumer Johann als
Erbauer genannt sind. In der
Mitte des Friedhofs wurde ein
großes
Holzkreuz
aufgerichtet
und das Gelände mit einem
ein-
fachen Holzzaun
eingefr iedet
und später mit einer Fichtenhe-
cke bepflanzt. Die
Segnung
von
Kapelle
und
Friedhof
er folgte
am 18. Juni 1916.
Bereits im September 1916
wurde die Exhumierung der an
der
Filmoorfront
begrabenen
Gefallenen, überwiegend Stand-
schützen und bayrische Leiber
„und Bestattung im neuen Mili-
tärfriedhof noch vor Einbruch
des Winters“
angeordnet. Die
beabsichtigte Auflassung der
Friedhöfe von Obstans und
Hochgränten wurde zurückge-
stellt, weil sie gut gepflegt wa-
ren.
Da man in den Nachkriegsjah-
ren alle im Gemeindegebiet von
Hollbruck und Kartitsch ver-
streuten
einzelnen Kriegsgräber
auflassen wollte, wurden im
Oktober 1925 zwei Kriegstote
vom Hollbrucker Tal in Holl-
bruck und je ein zu Birgl und
im Erschbaumertal beerdigter
Kriegsgefangener im Mili-
tärfriedhof beigesetzt. Ebenso
wurden die nach dem Krieg im
ehemaligen Frontgebiet gefun-
denen Überreste von Gefallenen
hier beigesetzt. Neben einigen
Toten bei Frontaufräumungs-
Arbeiten sind 1922 und 1928
feierliche Begräbnisse von ins-
gesamt vier Gefallenen bekannt,
deren Überreste in der Fil-
moorfront gefunden wurden.
Zuletzt wurde im Herbst 1929
das Grab eines unbekannten ita-
lienischen Soldaten gefunden,
der ebenfalls im Militärfriedhof
bestattet wurde.
Der traurigen Verantwortung
bewusst beschloss die ehemali-
ge Kriegsfrontgemeinde Kar-
Historisches
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Historisches
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Historisches
Einweihung des Kriegerfriedhofs, 18.
6. 1916,
Foto Christian Wader, Kartitsch
Mit Hundegespann werden zwei Ge-
fallene eingebracht, Foto Sammlung
Wiedemayr