
BLICK
Ein
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Aus der Gemeindestube
Viele Neobioten gehören schon zum fixen
Inventar der heimischen Lebewelt. Doch
Bisamratte und Regenbogenforelle, Göt-
terbaum und Springkraut sind ursprüng-
lich nicht bei uns zuhause.
Die Wege der Einwanderer sind oft
abenteuerlich.
Ausgangspunkt der Reise war in vielen
Fällen Nordamerika.
Waschbär und Bisamratte etwa entka-
men Anfang des 20. Jahrhunderts aus
Pelztierfarmen in Osteuropa. Von dort
suchten sie sich ihren Weg bis Skandi-
navien. Andere Arten wie etwa die Re-
genbogenforelle oder der Signalkrebs
wurden aktiv bei uns ausgesetzt. Wieder
andere gelangten als blinde Passagiere
im Ballastwasser von Schiffen zu uns,
so etwa die chinesische Wollhandkrabbe
oder die Wandermuschel. Durch den Bau
neuer Verkehrswege können Tiere aber
auch aktiv in neue Gebiete einwandern.
So besiedelten Hunderte Arten aus dem
Roten Meer über den Suezkanal das öst-
liche Mittelmeer.
Manche Eindringlinge können mas-
sive Schäden in ihrer neuen Heimat
bewirken.
Was zunächst willkommene Bereiche-
rung der heimischen Fauna und Flora ist,
kann aber durchaus Probleme bereiten:
Nordamerikanische Arten wie die Regen-
bogenforelle oder der Amerikanische Si-
gnalkrebs haben Europäische Bachforel-
le und Europäischen Flusskrebs massiv
dezimiert bzw. an den Rand des Ausster-
bens gedrängt.
Der Grund: Ihre unkontrollierte Vermeh-
rung, Verdrängung durch Laichplatz-
konkurrenz und das Einschleppen von
Krankheiten durch achtlos ausgesetzte
Tiere!
Auch der in Ostasien beheimatete
Staudenknöterich gelangt über achtlos
entsorgte Gartenabfälle in oft sensible
Ökosysteme. Durch seine Schnellwüch-
sigkeit verdrängt er die heimischen Ar-
ten. Der japanische Staudenknöterich
weist eine hohe Wurzelkonkurrenz auf,
sodass auch Sträucher verdrängt wer-
den. Sein geringer Feinwurzelanteil för-
dert die Erosion an Flussufern. Wo früher
Weidenwurzeln den Boden zusammen-
hielten, schwemmen nun schon kleinere
Hochwässer die Ufer weg.
Die Liste der Einwanderer aus anderen
Welten lässt sich noch lange fortsetzen.
Viele Auswirkungen sind noch nicht er-
forscht. Einfach wieder heimschicken
lassen sich diese Aliens nicht.
Die Aliens sind unter uns!
Sie heißen Einwanderer und Exoten, Invasoren, Neobioten oder eben Aliens. Gemeint sind Tiere
und Pflanzen, die mit Hilfe des Menschen in Gebiete gelangt sind, in die sie eigentlich nicht
gehören. So nützlich und beliebt zahlreiche Kulturpflanzen sind, die aus Asien oder Amerika
eingeführt wurden, so unerwünscht sind einige Arten, die sich im neuen Lebensraum unkon-
trolliert vermehren. Sie können heimische Arten verdrängen, Ökosysteme stören und wirt-
schaftlichen Schaden anrichten.
Tipp:
Um intakte heimische Ökosysteme
zu schützen, dürfen Pflanzenabfälle
nicht einfach am Waldrand
oder Bachufer abgelagert oder über-
zählige Tiere aus Teich und Co. wild
ausgesetzt werden!