zieller Zweitwohnsitz, und der Name war
gleichzeitig eine Erinnerung an eine lieb-
gewonnene Hütte am Lienzer Iselsberg.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs
kehrte Erich Kneußl in seinen Beruf zu-
rück und wurde Staatskommissär für un-
mittelbare Bundesangelegenheiten in
Tirol.
41
Im Jahr 1946 war er Landesamts-
direktor von Tirol und ab 1947 Leiter der
Außenstelle des Bundeskanzleramtes in
Innsbruck. Diese war mit der Umsetzung
des Gruber-Degasperi Abkommens, also
der Rückführung der Optanten, betraut.
42
Erich Kneußl wurde zwar altersgemäß
mit Ende 1949 pensioniert, aber erst 1951
in den endgültigen Ruhestand versetzt. Er
wirkte in der Österreichischen Liga für die
Vereinten Nationen in Tirol weiter und
führte auch sonst ein aktives (Vereins-)
Leben.
43
Seinen Ruhestand verbrachte
Erich Kneußl in seinem Haus in Hall in
Tirol. Er sah seine Kinder Familien grün-
OSTTIROLER
NUMMER 11-12/2018
8
HEIMATBLÄTTER
schen Front, der Freiwilligen Feuerwehr
Hall in Tirol und weiterer lokaler Vereine,
sowie Propst der kleinen Scheidenstein-
kapelle in Hall.
Aufgrund seiner politischen Nähe zur
Regierung von Kurt Schuschnigg wurde er
1938 zwangspensioniert.
40
Bis zum Ende
des Zweiten Weltkriegs übte er keinen
Beruf mehr aus, obwohl er sich um Betäti-
gung im juristischen Bereich bemühte,
zum Beispiel als Steuerhelfer. Vom 23. Au-
gust bis 28. September 1944 war Erich
Kneußl im Gestapo-Lager in der Rei-
chenau in Innsbruck interniert. Nach dem
Attentat auf Hitler im Juli 1944 fand eine
Verhaftungswelle der Intellektuellen auch
in Tirol statt. Konkret lag gegen Erich
Kneußl nichts vor. Weiteren Internierungen
entzog er sich unter anderem durch Besu-
che auf seiner Berghütte am Glungezer,
dem Egghäusl. Dieses diente der Familie
seit seiner Fertigstellung 1938 als inoffi-
den und seine Enkel aufwachsen, reiste mit
seiner Frau Lydia Kneußl viel und nahm
an gesellschaftlichen Aktivitäten teil. Die
Befassung mit der Familiengeschichte und
seinen Lebenserinnerungen fällt ebenfalls
in diese Zeit.
Am 17. September 1968 verstarb Erich
Kneußl.
44
Er hinterließ, ganz gewissen-
hafter Beamter, eine Fülle an Akten, Do-
kumenten, Bild- und Archivmaterial, dazu
gehörig seine Lebenserinnerungen.
Der ehemalige Bezirkshauptmann sah
Osttirol, speziell Lienz, immer auch als
seine Heimat an, und kehrte, wie auch
zahlreiche Bilder belegen, gerne und oft
auf Besuch zurück.
Alle Aufnahmen stammen,
falls nicht anders angegeben,
aus der Sammlung Kneußl im TAP.
Es handelt sich durchwegs um private
Fotografien von Familienmitgliedern.
Anmerkungen:
1
Der vorliegende Artikel stützt sich unter anderem auf
Forschungsergebnisse der Masterarbeit von Katharina
S
EEBER
: „Die Lebenserinnerungen des Tiroler Beamten
Erich Kneußl in Mezzolombardo 1914-1917“. Die
Masterarbeit befindet sich in der Bibliothek des Tiroler
Landesmuseums Ferdinandeum unter der Signatur FB
143.563 und auf der Internetseite der Universität Wien
(http://othes.univie.ac.at/36217/).
2
K
NEU
ß
L
, Paul Ritter von / K
NEU
ß
L
, Erich, Geschichte der
Familie Kneußl aus dem Naviser Tal in Tirol, 2. Auflage,
Hall 1957.
3
Die vorliegende Biographie stützt sich auf Dokumente
aus dem Familienarchiv Kneußl in Innsbruck. Das Le-
bensbild Erich Kneußls konnte durch das von ihm ver-
fasste Curriculum vitae, seine Lebenserinnerungen,
Fotos und Erzählungen seiner Tochter Edith Fischer, ge-
borene Kneußl, vervollständigt werden.
4
Diese Daten konnten anhand der Laufbahn von Anton
Kneußl im Ergänzungsbuch der Familienchronik fest-
gestellt werden, vgl. Renate B
OLDA
-H
UDOVERNIK
, Ge-
schichte der Familie Kneußl, Ergänzungsbuch, Inns-
bruck 2002, S. 321.
5
Sämtliche Zeugnisse der Volksschule (Innsbruck und
Schwaz) befinden sich im Familienarchiv, Faszikel
XVIII Erich Kneußl, Teilfaszikel A. Personalakten.
6
[https://www.oecv.at/Verband/AustriaInnsbruck].
7
Lebenserinnerungen Erich K
NEU
ß
L
, S. 13 und [https://
www.oecv.at/Biolex/Detail/10402579].
8
Familienarchiv, Faszikel XVIII Erich Kneußl, Teilfaszi-
kel B. III.
9
Lebenserinnerungen Erich K
NEU
ß
L
, S. 29.
10
Familienarchiv, Faszikel XVIII Erich Kneußl, Teilfaszi-
kel B. III.
17
Ebd., S. 102.
18
Ebd., S. 103.
19
Ebd., S. 98.
20
Ebd., S. 98.
21
Ebd., S. 97.
22
Ebd., S. 108.
23
Ebd., S. 143.
24
Siehe dazu Gerhard S
LADEK
, „Zum Gebet!“ Religiöse
Stätten und sakrale Einrichtungen des Österreichischen
Bundesheeres der Zweiten Republik, Wien 2015,
S. 253f.
25
Lebenserinnerungen Erich K
NEU
ß
L
, S. 106f.
26
Ebd., S. 111.
27
Ebd., S. 108.
28
Ebd., S. 105.
29
Ebd., S. 122.
30
Ebd., S. 128.
31
Ebd., S. 133.
32
Ebd., S. 140.
33
Ebd., S. 166.
34
Ebd., S. 145.
35
Ebd., S. 159.
36
Ebd., S. 143f.
37
Ebd., S. 153.
38
Abschrift der Verleihung im Ergänzungsbuch, S. 358.
39
Familienarchiv, Faszikel XVIII Erich Kneußl, Teilfas-
zikel D. 2. Zeit der Tätigkeit als Abgeordneter zum Bun-
destag.
40
Ebd., Teilfaszikel A. Personalakten.
41
Ebd.,Teilfaszikel F. Tätigkeit als Staatskommissär.
42
Ebd., Teilfaszikel G. Tätigkeit als Leiter der Außenstelle.
43
Ebd., Teilfaszikel H. Die zweite Pensionszeit, und J. Tätig-
keit im studentischen Leben, im Tiroler Schützenwesen und
bei der Österreichischen Liga für die Vereinten Nationen.
44
Ebd.,Teilfaszikel A. Personalakten.
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren
verantwortlich.
Anschrift der Autorin dieser Nummer:
Katharina Seeber, MA; E-Mail: katharina.
seeber@gmx.net.Manuskripte für die „Osttiroler Heimatblät-
ter“ sind einzusenden an die Redaktion des
„Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad Pizzinini,
A-6176 Völs, Albertistraße 2 a; E-Mail: meinrad.
pizzinini@chello.at.
Dass Erich Kneußl auch nach seinem Umzug nach Hall in Tirol im Jahr 1931 immer wieder gerne nach Osttirol und Lienz zurück-
kam, zeigen diese Bilder aus den 1960er-Jahren. Auf einem Ausflug mit seiner Familie hielt er seinen ehemaligen Amts- und Wohn-
sitz Liebburg mit der Kamera fest. Im Bild (rechts) sind Erich, Lydia, Unbekannt und Kurt zu erkennen.
11
Abschrift des Geburts- und Taufscheins, Kronland Tirol,
Diözese Brixen, ausgestellt am 1. September 1891. Das
Dokument befindet sich im Familienarchiv, Faszikel
XIX Lydia Kneußl, Teilfaszikel A., und eine Abschrift
im Ergänzungsbuch, S. 343.
12
Abschrift des Trauungsscheines, Kronland: Tirol, Polit.
Bezirk: Stadt Innsbruck, Diözese: Brixen, Pfarre:
St. Jakob. Das Dokument befindet sich im Familien-
archiv und als Abschrift im Ergänzungsbuch, S. 346.
13
Geburts- und Taufscheine befinden sich im Familien-
besitz.
14
Lienz, Pfarrchronik St. Andrä, MS, S. 179-182.
15
Siehe dazu eine kompakte Darstellungen in: Meinrad
P
IZZININI
, Lienz. Das große Stadtbuch, Lienz 1982,
S. 454f. und Martin K
OFLER
, Osttirol im Dritten Reich
1938-1945, Innsbruck 1996, S. 19 und weitere Litera-
turangaben auf S. 262.
16
Lebenserinnerungen Erich K
NEU
ß
L
, S. 90f.