

„Festspiele Süd-
tirol“ in Toblach:
Großes Orchester in
Hochform
Ein Besuch im Kulturzentrum
Grand Hotel in Toblach ist alle-
mal ein Erlebnis. Im Zuge der
siebten „Festspiele Südtirol“
gastierte das Haydn Orchester
von Bozen und Trient unter der
Leitung des estnischen Dirigen-
ten Arvo Volmer im wunder-
schönen Mahler-Saal.
2015 hat sich das Haydnor-
chester das Modell erdacht,
ebenso viele Studierende der
Konservatorien der Euregio Zone
Bozen – Trient – Innsbruck in die
eigenen Reihen seiner professio-
nellen Musiker zu nehmen und
den jungen Instrumentalisten da-
durch eine zukunftsorientierte
Plattform zu bieten, großbesetzte
Orchestermusik zu erarbeiten
und aufführen zu können. In
Anbetracht des überwältigenden
Vortrages am 2. September darf
es als Vorzeigemodell gesehen
werden. 23 Violinen, zehn Violen,
zehn Celli, sechs Kontrabässe, 32
Holz- und Blechbläser, sieben
Schlagwerker, zwei Harfen und
eine Celesta bildeten den Klang-
körper, der wohl kaum auf einer
anderen Bühne in der näheren
Umgebung Platz finden könnte.
In einem akustisch so vorteilhaf-
ten Saal spielen zu können war
sicher auch für die Musiker ein
Vergnügen. Sie strahlten es je-
denfalls aus, obwohl ihnen die
dargebotenen Werke alle Energie
abverlangten.
Maurice Ravels „Rapsodie
Espagnole“ ließ den Zauber der
Mittelmeerlandschaft,
die
Schwüle in andalusischen Gär-
ten und das Temperament der
Spanier deutlich spüren. Was im
1. Satz, dem „Prélude à la nuit“
mit schleichenden Wiederholun-
gen von nur vier Tönen ganz
ruhig begann, gipfelte im 4.
Satz, der „Feria“, in über-
schäumender Leidenschaft und
Feierlaune.
Hector Berlioz wollte seine
„Symphonie fantastique“ als
musikalisches Drama, als text-
lose Oper verstanden wissen.
Die Fünfsätzigkeit entspricht
den fünf Akten der klassischen
Tragödie. Das abrupte Wechsel-
spiel von Zuneigung und Ab-
wehr, welches sich durch das
ganze Werk zieht, lässt den auto-
biographischen Hintergrund des
Komponisten ahnen und wird als
Schlüssel der musikalischen Ro-
mantik gesehen. Die interpreta-
torische Dynamik lebt von den
krassen Gegensätzen: große
Mühe und unglaubliche Leich-
tigkeit, Liebe und Hass, Vereh-
rung und Rache. Das riesen-
große Orchester wurde den Wel-
len aufsteigenden dramatischen
Aufbegehrens und sanften Ab-
klingens in allem gerecht. Unter
der Führung des überaus inte-
ressanten Dirigenten verstand es
den Schleier der Zartheit zu lüf-
ten, alle Wildheit auf die Spitze
zu treiben, jeder Explosion eine
gezähmte Stille folgen zu lassen
und mit allen für die damalige
Zeit innovativen musikalischen
Effekten das Publikum bis zur
heroischsten Steigerung gefan-
gen zu halten. Der nicht enden
wollende Applaus gab dem sicht-
baren Gefühl der Orchestermit-
glieder Recht, an jenem Abend
eine Glanzleistung vollbracht
zu haben.
KULTUR
PUSTERTALER VOLLTREFFER
SEPTEMBER/OKTOBER 2016
36
„Musik ist eine heilige
Kunst“. Dieser Ausspruch von
Hugo von Hofmannsthal ist
auch das Credo des leiden-
schaftlichen Kirchenmusikers
Peter Peinstingl, der in Inns-
bruck geboren wurde und in
Heinfels aufwuchs. Von Kin-
desbeinen an spielte Musik für
ihn eine große Rolle, speziell
seine Liebe zur geistlichen
Musik. So studierte er zunächst
als außerordentlicher Student
an der Universität „Mozar-
teum“ in Salzburg in der Orgel-
klasse von Franz Comploi. Von
2008 bis 2015 setzte er seine
Ausbildung an der Universität
für darstellende Kunst und
Musik in Wien fort: Orgel Kon-
zertfach, katholische Kirchen-
musik und IGP-Orgel (Schwer-
punkt Chorleitung). Alle
Abschlüsse absolvierte der
Heinfelser mit Auszeichnung.
„Für mich prägende Lehrer
waren Martin Haselböck, Peter
Planyavsky, Erwin Ortner und
Wolfgang Sauseng“, erzählt
Peinstingl.
Rege Konzerttätigkeit
Darüber hinaus studierte er
Orchesterdirigieren an der
Anton-Bruckner-Privatuniver-
sität Linz und bei Paul Nadler
in NewYork. „Weitere musika-
lische Impulse erhielt ich bis-
weilen bei Meisterkursen –
unter anderem mit Daniel Roth
oder Gustav Kuhn.“
Bereits seit 2007 pflegt er
eine rege Konzerttätigkeit im
In- und Ausland, sowohl als So-
list und Dirigent als auch als
Ensemblepartner. Peinstingl ge-
wann auch schon viele Preise.
Unter anderem im Jahr 2012
den ersten Preis beim interna-
tionalen
Orgelwettbewerb
„Grand Prix de Joseph Bos-
sard“ in Bellelay (CH) und im
Jahr 2015 den zweiten Preis
beim internationalen Komposi-
tionswettbewerb „Chorfest
Malta 2015“ für die Komposi-
tion „Im Grab musste ich lie-
gen“ (8-stimmigen Chor a-ca-
pella).
Karriere
Von 2012 bis 2015 war er
hauptverantwortlicher Kirchen-
musiker in der Stadtpfarrkirche
St. Ägyd in Korneuburg. 2014
wurde er zum hauptverant-
wortlichen Kirchenmusiker in
der Peterskirche in Wien er-
nannt und war auch für den
Chor verantwortlich. Zudem
agierte er als Assistent von
Hans Haselböck in der Wiener
Dominikanerkirche.
Ein neuerlicher Karriere-
sprung gelang ihm jetzt mit der
Übernahme des Amtes des
Stiftskapellmeisters und Stifts-
organisten im Stift St. Peter.
Nach dem Tod von Armin Kir-
cher im vergangenen Oktober
hatten Prof. Günther Firlinger
und Mag. Magdalena Langwie-
der die künstlerische Leitung
der Stiftsmusik St. Peter inne.
„Die von Armin Kircher ge-
gründete Stiftsmusik entwi-
ckelte sich zu einem festen und
bedeutenden Ensemble in der
Salzburger Kirchenmusikszene.
Deshalb entschloss sich das
Stift St. Peter, einen hauptamt-
lichen Kirchenmusiker anzu-
stellen, der sowohl die Stifts-
musik leiten als auch die Orga-
nistentätigkeit
an
der
Stiftskirche und der Michaels-
kirche ausüben wird“, freut sich
Peinstingl über seine neue
große Herausforderung.
Martina Holzer
Heinfelser schaffte erneut
musikalischen Karrieresprung
Peter Peinstingl aus Heinfels ist seit September der neue Stiftskapellmeis-
ter und Stiftsorganist der Erzabteil St. Peter in Salzburg.
KR I T I K
Von Lilly Papsch
KULTUR
Peter Peinstingl aus dem Puster-
tal wurde zum neuen Stiftska-
pellmeister und -organisten im
Stift St. Peter in Salzburg.
Das Haydn Orchester von Bozen und Trient.
Foto: Max Verdoes/Haydn 19 07