einige Botaniker zu den besten damaligen
Provinzialfloren (R
EIcHARDT
1880). Das
Gefäßpflanzenherbar von Hausmann
wurde nach seinem Tod durch Verkauf in
alle Welt zerstreut, einzelne seiner Belege
sind aber auch in österreichischen Herba-
rien zu finden. Ihm zu Ehren hat Friedrich
Leybold 1852 den heutigen Dolomiten-
Mannschild mit den Namen
Androsace
hausmannii
belegt – eine Art, die auch in
den Lienzer Dolomiten auftritt.
Was nun die Osttiroler Angaben in
H
AUSMANNS
„Flora von Tirol“ anbelangt,
so stammen 2.763 Datensätze zu insge-
samt 1.120 Gefäßpflanzentaxa aus dem
Bezirk Lienz. Setzt man diese Taxazahl
mit dem heutigen Umfang der Osttiroler
Flora in Relation, so machen die „Haus-
mann-Taxa“ immerhin rund 65 % aus.
Geografisch verteilen sich die Osttiroler
Datensätze auf 39 von insgesamt 81 den
Bezirk Lienz betreffenden Quadranten
gemäß der Florenkartierung Mitteleuropas
(vgl. N
IKLFELD
1978). Die bei weitem
meisten Angaben (777 Datensätze) liegen
für den Quadranten Lienz (9142/4) vor.
Weitere oft genannte Fundorte betreffen
die Lienzer Dolomiten (9242/2: 264 Da-
tensätze), das Villgratental (9140/3: 284
Datensätze), Hopfgarten (9041/3: 214 Da-
tensätze) und das Kalser Glocknergebiet
(8942/1: 142 Datensätze). 301 Datensätze
konnten keinem Quadranten zugeordnet
werden. Für folgende Gebiete Osttirols
sind in der Flora von H
AUSMANN
keine
Angaben vorhanden: Lasörlinggruppe,
Osttiroler Anteile der Rieserferner Gruppe,
OSTTIROLER
NUMMER 5-6/2016
6
HEIMATBLÄTTER
Das erstmals in der Flora von H
AUSMANN
für den Bezirk Lienz verzeichnete Sand-
Vergißmeinnicht (Myosotis stricta) wurde
im Jahr 2012 bestätigt (Nußdorf-Debant).
Foto: Oliver Stöhr
Androsace hausmannii
–
der Dolomiten-
Mannschild (Hallebachtörl, Lienzer Dolo-
miten).
Foto: Oliver Stöhr
Porträt von Franz Hausmann
(aus F
IScH
-
NALER
1879).
Rep: Oliver Stöhr
Oliver Stöhr
Osttiroler Pflanzenangaben in der
1. Tirol-Flora von Franz Hausmann
Kreuzeckgruppe und der Karnischen
Alpen, zudem größere Teile der Venedi-
gergruppe und der Villgrater Berge. Sie
waren damit zu H
AUSMANNS
Zeiten somit
noch „Terra incognita botanica“.
Die Taxazahlen pro Quadrant spiegeln
ein ähnliches Bild wider: Auch hier domi-
niert der Quadrant Lienz (9142/4) mit be-
merkenswerten 656 Taxa. ZumVergleich:
Die derzeit aufgrund der floristischen Kar-
tierung bekannte Taxazahl für diesen Qua-
dranten liegt bei rund 705 Taxa (H.
N
IKLFELD
schriftl. Mitt.). Somit waren
Lienz und Umgebung bereits Mitte des 19.
Jahrhunderts botanisch überraschend gut
durchforscht.
Das bei H
AUSMANN
für Osttirol ange-
führte Artenspektrum umfasst Hochlagen-
arten gleichermaßen wie Ruderalarten
oder Neophyten wie
Juglans regia
,
Lycium
barbarum
,
Syringa vulgaris
,
Acorus cala-
mus
,
Alopecurus geniculatus
oder
Hor-
deum murinum
. Die „klassischen“ invasi-
ven Arten wie
Impatiens glandulifera
,
So-
lidago canadensis
oder
Fallopia japonica
fehlen aber noch – sie wurden erst später
in Osttirol nachgewiesen. Über die derzeit
im Bezirk fehlende, gebietsfremde
Kochia
scoparia
schreibt H
AUSMANN
vergleichs-
weise ausführlich wie folgt: „
Unweit der
Messingfabrik im Mohrenfelde bei der
Harpfe mit Hibiscus trionum und Chry-
santhemum segetum, wahrscheinlich durch
das allda im Jahre 1796 lagernde vom
südlichen Tirol zurückgekommene Militär-
Fuhrwesen-Depot eingeschleppt.
“
Hybriden werden mit folgenden vier
Ausnahmen für Osttirol nicht erwähnt:
Carex flava
×
hostiana
,
Primula minima ×
glutinosa
,
Rhododendron ferrugineum ×
hirsutum
und
Primula auricula
×
hirsuta
.
Mit Ausnahme der letzten Angabe, die
wohl irrig ist, kommen alle diese Bastarde
auch heute in Osttirol vor.
Innerhalb der Gattungen sind die Ost-
tiroler Artanteile sehr unterschiedlich: Bei
dem erst heute durch viele Klein- und
Zwischenarten charakterisierten, schwie-
Im Zuge von Arbeiten an der vom Ver-
fasser privat geführten Datenbank „Flora
von Osttirol“ wurde vor kurzem auch die
„Flora von Tirol“ von H
AUSMANN
(1851–
1854) ausgewertet und die dort aufschei-
nenden Osttiroler Pflanzenangaben in diese
Datenbank integriert. Dieses Florenwerk ist
für Tirol wie auch für den Bezirk Lienz in-
sofern von Relevanz, zumal es sich um die
erste Flora für dieses Gebiet handelt und
damit – trotz des vergleichsweise unzurei-
chenden damaligen Durchforschungsgrades
– eine wichtige Referenz zum Florenin-
ventar vor rund 160 Jahren vorliegt.
Über die Person Franz Hausmann kann
vorweg nur ganz kurz berichtet werden,
umfassende Angaben zu seinem Leben
sind bei F
IScHNALER
(1879) zu finden.
Hausmann wurde am 10.9.1810 in Bozen
geboren und starb dort am 4.8.1878. Er
stammte aus einem altadeligen elsässi-
schen Geschlecht und studierte in Padua
und Prag Rechtswissenschaften und Me-
dizin, ohne diese Studien abzuschließen.
Bereits von Jugend an widmete er sich der
„Scientia amabilis“, der Botanik. Auf
Anregung Ludwig von Heuflers lieferte er
umfangreiches Belegmaterial für ein am
Ferdinandeum in Innsbruck in Angriff ge-
nommenes Tiroler Herbar, dessen Ord-
nung er 1844 begann. Diese Arbeiten führ-
ten wenige Jahre später zu seinem Lebens-
werk: Der erwähnten, 1.615 Seiten
umfassenden „Flora von Tirol“, die um
einige Jahre später erschienen ist als
ursprünglich geplant war. Diese Flora
wurde seinerzeit bejubelt und zählte für