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Für das Jahr 2016 wollte man

sich in Österreich offensichtlich

nicht auf eine einzige Baumart

festlegen. Heuer wurde also eine

ganze Artengruppe als „Baumart

des Jahres“ durch das Kurato-

rium „Wald“ bestimmt – die

Eiche –. Nun so genau nimmt

man es im landläufigen Sinn ja

ohnehin nicht wenn man von

einer „Eiche“ spricht.

Wenn wir diese Gruppe aus

botanisch-systematischer Sicht

betrachten, so können wir für

Österreich sieben unterschied-

liche Eichenarten differenzieren.

In den sommerwarmen panno-

nischen und illyrischen Wuchsge-

bieten Niederösterreichs und der

Steiermark treten kleinflächig die

seltenen Eichenarten Flaum-

(

Quercus pubescens

) und Zerr-

eiche (

Quercus cerris

) auf. Beides

Arten, welche vorwiegend son-

nenexponierte und trockene Hang-

lagen besiedeln und hierbei auch

meist nur niederwüchsige oder

strauchartige Bestände ausbilden.

Diesbezüglich gut bestückt ist da

der südliche Anteil Tirols –

Südtirol – wo Flaumeichenbe-

stände die Steilhanglagen des

Etschtales und einiger Seiten-

täler dominieren.

Die Vorkommen der Stein-

eiche (

Quercus ilex

) beschrän-

ken sich in Österreich auf einige

Einzelexemplare in Park- und Garten-

anlagen. Ein Hauptverbreitungsgebiet ist der

Mittelmeerraum. Die nördlichen Verbrei-

tungsgrenzen des natürlichen Vorkommens

der Steineiche reichen aber bereits bis in die

Regionen um den Gardasee herauf. Viel-

leicht auch begünstigt durch die Erwärmung

der Erdatmosphäre und den damit verbun-

denen veränderten Klimabedingungen.

Eine weitere Art welche man in Österreich

immer häufiger begegnet, ist die aus Nord-

amerika stammende Roteiche (

Quercus

rubra

). Sie wurde ursprünglich als Zier-

baumart in Parks oder als Alleebaum ange-

pflanzt und tritt inzwischen kleinflächig auch

in Waldbeständen auf. Lokal wird sie auch

forstwirtschaftlich genutzt und aufgeforstet.

Daher kann man dieser Baumart kleinflächig

fallweise auch in den wärmeren Auenlagen

an der Salzach, Donau oder Mur begegnen.

Seltener tritt auch noch die Sumpfeiche

(

Quercus palustris)

auf, ebenfalls eine aus

Nordamerika stammende Zierbaumart.

Größere wirtschaftliche Bedeutung be-

sitzen jedoch in Österreich lediglich die

Stieleiche (

Quercus robur

) und die Trau-

beneiche (

Quercus petraea

). Und wenn

man in Betracht zieht, dass zwischen die-

sen beiden Arten eine Fachdiskussion im

Gange und die systematische Position die-

ser Arten noch nicht eindeutig festgelegt

ist, ist die Nennung des Jahresbaumes

„Eiche“ durchaus zutreffend

wenn man damit die Stieleiche

und ihre Unterarten meint.

Hinsichtlich der Differenzie-

rung dieser beiden in Österreich

häufiger vorkommenden Eichen-

arten muss in einem kurzen Text

verzichtet werden. Dazu finden

sich jedoch in einschlägigen

Fachbüchern und im Internet

ausreichend Beschreibungen.

Ein kleiner Hinweis noch am

Rande, der eine Unterscheidung

der beiden Baumarten aus der

Ferne möglich machen sollte:

Die Traubeneiche behält einen

großen Teil der (trockenen) Be-

laubung auch im Winter und

wird deshalb regional auch

„Wintereiche“ genannt.

In Osttirol tritt die „Eiche“ und

hier vor allem die Traubeneiche

an den südexponierten unteren

Hanglagen des Iseltales, zwi-

schen Lienz und St. Johann oder

auch an Südhängen östlich von

Lienz in kleineren Beständen

auf, Eichenwälder gibt es in Ost-

tirol aber nicht. Die lokalen Vor-

kommen sind dabei meist auf

kleine Gehölzfragmente in unzu-

gänglichen, felsigen Lagen be-

schränkt.

Vielfach ist das Auftreten der

Eiche auch auf die traditionelle

und meist kleinräumige Bewirt-

schaftung der Kulturflächen zu-

rückzuführen. So findet man die Trauben-

eiche fallweise auf trockenen Schuttflächen

und auf Lesesteinmauerwerk entlang von

Feld- und Ackerrändern wie etwa am Ober-

lienzer Schwemmkegel.

Und nicht zuletzt sei auch noch kurz auf

die besondere ökologische Bedeutung hin-

gewiesen. Von allen heimischen Laubbaum-

arten stellt die „Eiche“ (Stiel- und Trauben-

eiche) den höchsten Anteil an ökologischen

Nischen zur Verfügung und beherbergt damit

eine Vielzahl an Pflanzen und Tieren darun-

ter auch den seltenen Hirschkäfer oder den

Eichenbock. Und auch aus diesem Grund ist

die Eiche damit ein besonderer Star unter

den heimischen Laubbaumarten.

NUMMER 5-6/2016

84. JAHRGANG

OSTTIROLER

HEIMATBLÄTTER

H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “

Stieleiche bei Untergaimberg.

Fotos: Herbert Angerer

Herbert Angerer

Zum Baum des Jahres 2016 – die Eiche