Anfang Oktober 2025 feierte Adolf Ertl aus Würmlach (Marktgemeinde Kötschach-Mauthen) seinen Hunderter. Der ehemalige Wagnermeister und Skierzeuger ist voller Elan und weiß auch viele Details aus seinem sehr bewegten Leben zu erzählen. Ein hellwacher Senior mit vielen Talenten und viel Lebensfreude.
Von Karl Brunner
Täglich macht er Turnübungen und informiert sich über das aktuelle Geschehen. Viel Freude macht ihm stets die Natur. Der Arbeit im eigenen Wald ging er bis vor kurzem noch begeistert nach. Ertl machte als Jugendlicher die Lehre zum Wagner (bei Ignaz Seiwald in Kötschach), musste sie unterbrechen und konnte sie erst später fortsetzen. Der spätere Wagnermeister Ertl hatte eine sehr bittere Jugend, erst beim Arbeitsdienst und dann als Soldat. Grauenvolles und auch Hunger musste er im Kriegseinsatz in Italien, in Monte Cassino, erleben, wohin er nach mehreren Stationen gekommen war. Zweieinhalb Jahre lang (bis 1946) war er in der Gefangenschaft der Engländer in Ägypten. Die schreckliche Kriegszeit hat ihn geprägt, immer wieder erinnert er sich, insbesondere auch angesichts der täglichen Meldungen über aktuelle Kriegsereignisse, die er dennoch aufmerksam verfolgt. In der Gefangenschaft hat er neben eigenen Motiven auch solche aus Zeitungen bzw. von Ansichtskarten (ab-)gezeichnet, womit er viel Talent bewiesen hat. Diese bildlichen Erinnerungen bewahrt und hütet er sorgsam. „Ich hab viel Glück gehabt“, sagt Ertl und zeigt auch auf ein Medaillon mit religiösen Motiven, welches er gefunden und dann immer bei sich getragen hat. 1958 heiratete er Maria (geborene Ainetter). Zur Familie gehören ein Sohn und eine Tochter.
Skier für die Zollwache
Nach einer kurzen Berufsausübung in Lienz wurde daheim am Bauernhof (vulgo Oberertl) in Würmlach eine Werkstätte für die Wagnerei eingerichtet. Ein Wagner musste verschiedene spezielle Arbeitsvorgänge beherrschen, das Herstellen der Räder und ebenso das Fertigen des Wagenaufbaus. Er erzeugte viele in der Landwirtschaft gebrauchte Fahrzeuge, wie beispielsweise Schubkarren, Leiterwagen, Karren, Eggen, Schlitten und war auch für Reparaturen zuständig. U.a. musste er auch in einen - vom Schmied bereits fertiggestellten - Eisenreifen ein hölzernes Rad gut passend einfügen. Mit der zunehmenden Mechanisierung der Landwirtschaft (Traktoren usw.) ging die Wagnerei stark zurück. Nun sattelte Ertl um auf die Erzeugung von Skiern. Es waren Skier mit drei oder vier Schichten, die verleimt wurden (zudem mit Streichbelag, Stahlkanten, Bindungen). Ein eigens angebotener Skierzeuger-Kurs beim WIFI (1955) in Klagenfurt wurde absolviert. „Ertl-Ski“ waren ein Begriff, eine Gailtaler Marke. Neben privaten Kunden produzierte Meister Ertl viele Skier für die Kärntner Zollwache. Übrigens war es in den vielen schneereichen Wintern nicht so selten, dass die Zöllner auch zum „Dienstort“ Plöckenpass nur per Ski hinaufkamen. Der freundliche Unternehmer, der auch mehrere Lehrlinge ausbildete, zeigt stolz seine selbstentworfene längliche Pressvorrichtung, die er für die Skierzeugung bei einem Schmied anfertigen ließ. Auch Rodel wurden hergestellt. Adolf und Maria betrieben ab 1963 dann noch eine Tankstelle in Mauthen. Der fleißige und kommunikative Ski-Erzeuger war vielseitig tätig und hat auch am Bauernhof viel selbst um- und ausgebaut. Zum Skifahren habe er selbst allerdings nicht viel Zeit übriggehabt, weiß seine Frau Maria.