Von Karl Brunner
„Halli, Hallo…“, tönt es melodisch, wenn der Gailtaler Langzeit-Chorleiter Herwig Schwarz (Jg. 1954) einen Anruf am Handy bekommt. Es ist nicht irgendeine Melodie, sondern der Beginn vom „Gailtaler Jägermarsch“, den der „Kärntner Liederfürst“ Thomas Koschat (1845 – 1914) einst komponiert hatte.
Und diesen Klingelton zu hören, ist somit kein Zufall, sondern bewusst eingerichtet, in Erinnerung an Koschat, der seinerzeit auch Beziehungen zum Gail- und Lesachtal, speziell auch zu Kirchbach, hatte. Das Gedenken an den weltweit bekannt gewordenen Kärntner Sänger-Poeten Thomas Koschat wird vom MGV Kirchbach hochgehalten, insbesondere wird auch der „Gailtaler Jägermarsch“ gerne gesungen.
An die zwei Dutzend Auftritte absolviert der rund 30 Mann starke MGV im Jahr. Fix sind neben festlichen, kirchlichen, öffentlichen und privaten Anlässen auch immer die gesanglichen Veranstaltungen im Sommer bei der Mühle in Kirchbach („auf der Leitn“) und dann auch in der Ortschaft Oberdöbernitzen. Das Repertoire umfasst Kärntner Lieder, Kirchenlieder sowie auch Volkslieder aus verschiedenen Ländern. Herwig Schwarz aus Kirchbach leitet den MGV Kirchbach seit 48 (!) Jahren, langjähriger Obmann ist Erwin Themeßl. Mit 18 Jahren begann Herwig, im Chor mitzusingen, vier Jahre später war er schon dessen Leiter – bis heute. Sein Credo: „Das Singen muss Freude machen“. Selbst hört der Musikbegeisterte u.a. auch gerne die „King´s Singers“. Schwarz war beruflich als Mechaniker-Meister tätig, nunmehr ist mit Sohn Ingo schon die dritte Generation im beliebten Autohaus Schwarz aktiv.
In Kirchbach erinnert eine Gedenktafel an Thomas Koschat (die bezeichnend mit einer kurzen Notenzeile beginnt), angebracht am seinerzeitigen Gasthof Berger, gegenüber der Pfarrkirche; hier liest man: „Halli! Hallo! Halli! Hallo! Heunt gibt´s in Kirchbach Jagd. In diesem Haus schrieb der Kärntner Liederfürst Thomas Koschat (1845 – 1914) den Gailtalter Jägermarsch. Gemeinde Kirchbach 1990.“
Das Gailtal hat Koschat inspiriert. Er hielt sich zu Lebzeiten öfters in Kirchbach auf, weil er hier seinen Jugendfreund und Studienkollegen Pfarrer Johann Baptist Koller besuchte. Berichtet wird, dass Koschat im damaligen Gasthof Berger bei geselligen Sangesfreunden mitgesungen habe. 1901 war es soweit, der MGV Kirchbach wurde aus der Taufe gehoben, Koschat habe den Taufpaten gegeben. In zwei Jahren, 2026, begeht der MGV sein 125-Jahr-Jubiläum. Der begeisterte Sänger und Chorleiter Schwarz betont, dass Gesangsvereine wichtig für die Dorfgemeinschaft und das Miteinander im Dorf seien und bedauert, dass immer weniger „wild“, also spontan gemeinschaftlich gesungen werde.
„Wir singen auch gerne Koschatlieder und diese im Originaltext. Da kommt beim Gailtaler Jägermarsch auch die „schwarze Wand“ vor, ein Felsabschnitt bei Kirchbach, der bereits verwachsen ist“, erzählt der beliebte Langzeit-Chorleiter. Er sang früher auch viele Jahre beim „Schwarzwand-Quintett“ mit, von diesem ist auch eine alte Aufnahme (auf youtube) vorhanden und was wurde damals gesungen, genau: der „Gailtaler Jägermarsch“.
Der aus Viktring stammende Koschat war jahrzehntelang Mitglied des Wiener k.k. Hofoperntheater. Große Erfolge feierte er auf vielen Tourneen mit seinen Quintetten. Koschat machte das Kärntner Lied populär und bekannt. Er schuf zahlreiche Dialektgesänge, komponierte viele Lieder im Kärntner Volkston. Bekannt sind das Singspiel „Am Wörthersee“ und die Komposition „s´Röserl vom Wörthersee“, vor allem aber sein melancholisches „Verlassen“ (ein Welthit nach heutigen Maßstäben) und der „Schneewalzer“ (das ist das „Jägerständchen“ aus der Walzer-Idylle „Ein Sonntag auf der Alm“), der in vielen Textvarianten überall gerne gesungen wird. Koschat war auch als Schriftsteller tätig. Ein Koschat-Museum gibt es in Klagenfurt. Der „Liederfürst“ ist in einem Ehrengrab in Klagenfurt-Annabichl beigesetzt worden. Die stehende Figur auf dem Grabdenkmal stellt einen in stillem Gedenken versunkenen Lesachtaler dar.