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Folge 18
Das Nachkriegsjahr 1919
Während das traurige Kriegsende
mit dem Zusammenbruch der ös-
terreichisch/ungarischen Monar-
chie für viele eine geschichtliche
Katastrophe war, wusste man in
Kartitsch damit die
militärische
Belagerung beendet
und die Be-
völkerung bemühte sich, allmäh-
lich zur althergebrachten Lebens-
und Wirtschaftsweise zurückzu-
kehren.
Vorrang hatte das
Abtragen
von
Kriegsbaracken
auf landwir t-
schaftlichen Flächen, der
Rück-
bau
der Befestigungsanlagen in
den Feldern von
St. Oswald und
Hollbruck
und das gr oße Säu-
bern und
Aufräumen
der Felder
von Kriegsunrat, um sie im kom-
menden Frühjahr und Sommer
wieder landwirtschaftlich nutzen
zu können. Da keine Militärbe-
hörde mehr bestand und in den
ersten Nachkriegsmonaten auch
die zivile Verwaltung noch nicht
intakt war, wurden dieses Aufräu-
men und die Rekultivierung der
Felder für den Kornanbau über-
wiegend von den
Besitzern
und
mit Nachbarschaftshilfe erledigt.
Bereits am 26. Jänner und noch-
mals am 2. März und 31. August
1919 beschloss der Gemeinderat,
Kriegsbaracken
, zur ückgeblie-
benes
äarisches Gut
und Kriegs-
einrichtung tunlichst
zu erwerben
und bei Bedarf an Bauern, Hand-
werker und Private weiter zu ver-
kaufen. So landeten viele ehema-
lige
Kriegsrelikte
in Futterhäu-
sern, Dachböden, Hütten und Ab-
stellorten. Besseres, etwa
Feld-
bahnschienen
und Stacheldr aht
wurden als Alteisen bahnverladen
verkauft.
Ähnlich wie die Baulichkeiten
auf den Feldern wurden in der
Folge auch die Doppelumlaufseil-
bahn und die Barackendörfer der
größeren Kriegslager
auf der
Monegge, zu Gail, Dorfzentrum,
Neuwinkl, Innerland und Gärber
allmählich abgetragen, einige
blieben länger stehen und wurden
anderweitig genutzt. So weiß
man, dass eine ehemalige
Mann-
schaftsbaracke
in der Nähe des
heutigen Trojerhofes noch in den
1920er Jahren stand, das Gebäude
der ehemalige
Entlausungsstation
westlich des Schulhauses diente
später als LKW-Garage des Josef
Strasser, Neuwirt, bis sie im März
1927 einem Brand zum Opfer fiel
und die ehemalige
Gefängnisba-
racke
auf der Monegge hatte
zumindest bis etwa 1935 Bestand.
Insgesamt dürften im Gemeinde-
gebiet von Kartitsch und Holl-
bruck (ohne Frontgebiet) rund
100 Kriegsbaracken
gestanden
haben.
Für viele Gemeindebürger unver-
ständlich war, dass die Obstanser
Kriegsseilbahn
nicht für einen
späteren Bergheutransport intakt
belassen wurde.
Zum Aufräumen von Kriegsgut
im Frontgebiet, wie Munition,
„Oswalderkopf“, Frontbefestigung öst-
lich von St. Oswald Foto Trixl, TAP
Baracken, Hundezwinger und Lager der
Hundestaffel im Bodenmessnerfeld,
etwa 1917 Foto Oberhofer
1922 standen im Ortszentrum noch die
ehemalige Mannschaftsbaracke und
weitere Hütten
Foto Leonhard Herrnegger