März 2016
Heimat - Jitka Staffler
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Unsere Urlaube verbrachten wir
in Ungarn, Rumänien und in der Tür-
kei. Das Reisen ins westliche Ausland
war nur erschwert, unter besonderen
Umständen möglich. Als sich die Rei-
sebedingungen noch vor dem Fall des
Eisernen Vorhanges gelockert hatten,
konnte ich mit meiner Großmutter eine
Busreise nach Frankreich machen. Wir
durchquerten das Land und waren eine
Woche lang in Paris. Meine erste Reise
nach der Wende führte mich nach Wien.
Hohe Tradition hat in der Tschechi-
schen Republik das Tanzen. Mädchen
mit 15, Buben mit 16 Jahren besuchen
ein Jahr lang die Tanzschule. Es werden
Tänze aller Art, klassische südameri-
kanische und auch Volkstänze gelernt.
Nebenbei wird ganz großer Wert auf
Höflichkeit und gutes Benehmen gelegt.
Das ist in der Gesellschaft auch spürbar.
Zum Abschluss gibt es einen großen
Ball, zu dem auch die Eltern kommen.
Sind schon Abendkleid und Anzug zur
normalen Tanzstunde üblich, so gibt es
für den Schlussball strenge Kleidervor-
schrift: langes Abendkleid für Mädchen,
Smoking und weiße Handschuhe für
die Burschen. Zur Finanzierung dieses
Aufwandes muss manchmal die ganze
Familie beisteuern. Die Tradition des
Tanzens hat die Zeit des Kommunismus
überlebt und wird auch heute noch bei-
behalten.
Seit der ersten Klasse Volksschule
gab es militärische Übungen. Wir muss-
ten zum Beispiel das Anlegen der Gas-
maske üben, das Evakuieren der Schule
praktizieren und die Flucht bei einem
Atomunfall simulieren.
Zweimal nahm ich an der Sparta-
kiáde teil. Das ist ein riesiges Sportfest
mit bis zu 10.000 Teilnehmern, das
vier Tage lang dauert. Bis zu einer Mil-
lion Zuseher besuchten das Spektakel.
Die Darbietungen reichten von grandios
inszenierter Gymnastik bis Akrobatik.
Die Vorbereitungen dauerten ein Jahr.
Die Spartakiáde fand im Strahov-Stadi-
on statt. Dieses Stadion war bis in die
1980 Jahre das größte Stadion der Welt
mit 200.000 Sitzplätzen. Jetzt verfällt
es.
1997 kam ich nach Osttirol, zu-
erst nach Matrei. Obwohl ich ein offe-
ner Mensch bin und auf die Menschen
zugehe, tat ich mir in Matrei anfangs
schwer. 1997 ging ich nach Lienz und
fühlte mich vom ersten Moment an
wohl und angenommen. Ich arbeitete
zuerst im Altstadthotel Eck und dann im
Café VIP. Dort lernte ich auch meinen
Mann Rudi Staffler kennen. Wir heira-
teten 2001. 2002 kam unser Sohn Do-
minik und 2012 Raphael zur Welt.
Seit 2006 bin ich bei der Sozial-
dienste GmbH Tirol als Flüchtlings-
betreuerin angestellt. Da kommen mir
meine Sprachkenntnisse sehr zu gute.
In Tristach engagiere ich mich seit
sechs Jahren bei der Kath. Jungschar.
Zu meinen Hobbys zählen Lesen, Sti-
cken, Häkeln und Volleyballspielen.
Auch Bauernkrapfenbacken habe ich
inzwischen gelernt.
Burgl Kofler
Beim Studiumabschluss
Judith beim Tanzkurs
In Prag