März 2016
TRISTACH KREATIV - Stein-Reich
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Die Brüder Josef und Karl Ortner,
vgl. Frieslmeier Sepp und Karl, haben
ein interessantes, außergewöhnliches
Hobby: das Mineraliensammeln.
Die Liebe zu den schönen „Steinen“
wurde bei Sepp geweckt, als er mit
Gästen in der Gegend um den Sonn-
blick unterwegs war und zufällig einen
kleinen Bergkristall fand. Von nun an
wollte er von seinen Bergtouren auch
etwas nach Hause mitbringen. Ver-
tieft wurde sein Interesse an Minera-
lien nach der Begegnung mit Männern
aus Virgen und Prägraten, die auf den
Baustellen von ihren großen und unge-
wöhnlichen Funden schwärmten.
Nachdem Sepp schon acht Jah-
re fleißig gesammelt hatte, nahm er
1980 Karl mit in die Fleiß zum Zirben-
see (Kärnten). Dieser hatte anfangs
heillosen Respekt vorm Herumtanzen
in den Felsen und vor Steinschlag. Mit
den ersten Funden kam auch bei ihm
die Begeisterung. Beide Brüder achten
bei ihren Suchgängen auf sorgsamen
Umgang mit der Natur.
Informationen von anderen Samm-
lern über Fundplätze, Geduld, Ausdau-
er und Kenntnisse über die geologische
Beschaffenheit der Berge führen zum
Erfolg.
Umfangreiche Sammlungen, ge-
ordnet präsentiert und dokumentiert,
glitzern in den Vitrinen der „Steinsu-
cher“. Beeindruckend ist auch das
Fachwissen über Mineralien von Sepp
und Karl.
Nachstehend ein Auszug aus dem
Jahrbuch „Carinthia II 1997“ über ei-
nen seltenen Fund von Karl Ortner (mit
freundlicher Genehmigung des Autors):
1063. Bergkristall, Dolomit, Kaoli-
nit und „Asphalt“ von der Laserzwand
südlich Lienz, Osttirol.
Aus mehr oder weniger bitumi-
nösen Karbonatgesteinen der Lienzer
Dolomiten, die nach Van BEMMELEN
und MEULENKAMP (1965) zum Teil
ins Ladin (Plattendolomite) bzw. Nor
(Hauptdolomit) gestellt werden, sind
bereits mehrfach in Lösungshohlräu-
men Quarze, zum Teil auch schwe-
bend ausgebildet, mitgeteilt worden
(NIEDERMAYR et al., 1990 und 1991).
Von Herrn
Karl ORTNER
, Tristach, er-
hielt ich nun Kenntnis von einem wei-
teren Vorkommen dieses Mineralisie-
rungstyps aus der Laserzwand südlich
Lienz.
Es handelt sich dabei um einen
von annähernd schichtparallelen
Kavernen durchsetzten feinkristalli-
nen, hellbraunen, auffallend bitumi-
nösen Dolomit (vermutlich aus dem
Bereich des basalen Hauptdolomits).
Die Wände der Hohlräume sind von
Rasen gelblichgrauer Dolomitrhombo-
ederchen besetzt. Den verbleiben-
den Hohlraum füllen zum Teil dichte,
splittrig brechende schwarze Massen
einer asphaltähnlichen Substanz aus.
Gelegentlich kommen aber auch cre-
migweiße Knöllchen von Kaolinit und
auch bis 1 cm große Bergkristalle in
diesen Kavernen vor. Die Quarze zei-
gen normalrhomboedrischen Habitus,
ohne Suturen und weisen zum Teil re-
lativ große Fluideinschlüsse auf. Diese
Einschlüsse sind fast immer mit einer
hellgelben Flüssigkeit, wohl Höhere
Kohlenwasserstoffe („Erdöl“), gefüllt,
in denen nicht allzu selten bewegli-
che Gasbläschen zu beobachten sind.
An Festkörperphasen sind in manchen
Quarzkristallen schwarze Krümchen
von „Asphalt“ und kleine Karbonat-
rhomboederchen festzustellen. Das
Vorkommen ist damit ziemlich ähn-
lich jenem, das vor einigen Jahren
unser Sammler Herr Rudolf HEROLD
im Bereich Hochstadel - Rosengar-
ten in den östlichen Lienzer Dolomi-
ten auffinden konnte. Der neue Fund
liegt nicht allzuweit davon entfernt.
Genetisch beachtenswert ist der hohe
Bitumengehalt des Dolomits und das
Zusammenvorkommen von Quarz und
Kaolinit in den Lösungshohlräumen
des Gesteins. Weitere Funde derar-
tiger Mineralisationen sind im Gebiet
der Lienzer Dolomiten, aber auch in
den Gailtaler Alpen, in vergleichbarer
stratigraphischer Position durchaus zu
erwarten.
Burgl Kofler
Stein-Reich
Die Brüder Karl und Josef Ortner mit einem prächtigen Bergkristall