CHRONIK
PUSTERTALER VOLLTREFFER
AUGUST/SEPTEMBER 2018
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Bereits vor dem offiziellen
Gründungsjahr 1848 (ein Fah-
nenband der Kompanie trägt
diese Jahreszahl) könnte es
Schützen in Abfaltersbach gege-
ben haben. Denn im Sterbebuch
der Pfarre Abfaltersbach kann
man nachlesen, dass drei Män-
ner im Jahr 1809 beim Kampf
um die Lienzer Klause ums
Leben kamen. Allen voran der
Bauernknecht Andreas Stephin-
ger (verst. 12. Dezember 1809)
„an einer ind Clause bey Lienz
erhaltenen Schußwunde“, Bau-
ernknecht Oswald Wieser, der
ebenfalls an einer Schusswunde
am selben Tag starb, und auch
Bauer Johann Huber (verst. 14.
Dezember) erlag „an einer in
Clause erhaltenen Stoßwunde“.
Fundamentreste
Zeugen alter Schützentage
sind Fundamentreste südlich
des „Aigner Badls“. Dort exis-
tierte ab 1909 ein Schießstand,
an dem die damaligen Stand-
schützen ihre Treffsicherheit
immer wieder trainierten, hat-
ten sie doch den Auftrag (seit
Kaiser Maximilians Landli-
bell) im Ernstfall Tirol zu ver-
teidigen. Als im Ersten Welt-
krieg das ursprünglich im Drei-
bund verbündete Italien die
Seiten wechselte und 1915 die
Südgrenze Tirols angriff, muss-
ten auch Abfaltersbacher
Standschützen zur Verteidi-
gung der Heimat ausrücken.
Sie gehörten zum Bataillon Sil-
lian mit dem damaligen Major
Hans Aigner. Acht Monate
verbrachten diese Männer auf
dem Karnischen Kamm und in
den Dolomiten.
Erstürmung der Forame
Dabei waren sie neben dem
feindlichen Beschuss auch
Schneestürmen und Lawinen
ausgesetzt. Besondere Erwäh-
nung verdient die Erstürmung
der taktisch wichtigen Forame
unter größten bergsteigerischen
Schwierigkeiten. Ein Denkmal
der Kriegsbildhauerin Lora von
Zamboni, die an diese Aktion
erinnert, steht heute auf dem
Marktplatz in Sillian. Letzt-
endlich war aber aller Einsatz
und alle Tapferkeit umsonst.
Tirol wurde geteilt und mit
dem Friedensvertrag von St.
Germain kam der südliche Teil
zu Italien. Letztendlich hatten
26 Abfaltersbacher bei ihrem
Einsatz mit dem Leben bezahlt.
Für die Schützen endete dann
die verfassungsrechtliche Ver-
pflichtung zur Verteidigung der
Heimat. Heute rücken die
Schützen bei den drei Prozes-
sionen zu Fronleichnam, Herz-
Jesu und Schutzengelsonntag
sowie bei sonstigen kirchlichen
und weltlichen Anlässen im
Dorf aus. Unter dem Motto
„Schützen helfen“ unterstützen
die Abfaltersbacher Schützen
Mitbürger unentgeltlich bei Ar-
beiten, die sie selbst nicht mehr
bewältigen können. Einen
Wunschtraum hegen die Schüt-
zen schon länger: die Errich-
tung eines eigenen Luftge-
wehrschießstandes.
170 Jahre Schützenkompanie Abfaltersbach
Spannende Infos zur
Pustertaler Kompanie
Die Schützenkompanie Abfaltersbach im Jahre 1934.
Der 170 Jahre alte „Donnerer“ mit seiner besonderen Schall-
entwicklung wird auch heute noch eingesetzt.
Die Standschützen (v. l.): Josef Jesacher, Hans Aigner und Josef
Stallbaumer.