OSTTIROLER
NUMMER 12/2016
4
HEIMATBLÄTTER
die Ossi vortrug, wohl aber vom Herzen
her geschenkte Einblicke zum Menschen
in seinem Sein, seiner Arbeit, seinem Ge-
sicht und seiner Aura. Die schnell geführte
Hand erfasste schneller und besser als alles
andere Gottes Spiegelbild, den Menschen.
Anmerkungen:
1
Zur Biographie vgl. Josef S
INT
, Vom Mesnerhof in die
Welt. Oswald Kollreiders Lebensweg, in: Oswald Koll-
reider. Ein Malerporträt. Mit Beiträgen von Gert Am-
mann, Josef Sint, Michael Forcher, Innsbruck 1987,
S. 9-27.
2
Rudolf I
NGRUBER
, Alois Oberlechner, in: Osttiroler Hei-
matblätter, 84. Jg., Nr. 1-2 (2016).
3
Rudolf O
TTO
, Das Heilige, München 1917.
4
Vollständiges Verzeichnis der Reisen bei Hans-Peter
O
FER
, Oswald Kollreider. Ein Maler des Expressionis-
mus in Osttirol, Lienz 1997, S. 180-182.
5
Objektliste der „Stiftung Kollreider“, erstellt am 11. Juni
2004: 1. Frauenporträt, Öl auf Karton, 101 x 72 cm,
o. J.; 2. Bergbau, 102 x 85, 1953; 3. Knabenkopf, Rötel-
zeichnung, 1955; 4. Porträt Thresl Kollreider, Kohle-
zeichnung, 70 x 50, 1958; 5. Knabenporträt, 70 x 50,
1958; 6. Entwurf für das Kriegerdenkmal in Assling,
Zeichnung, 1961; 7. Pietà, 70 x 100, 1962; 8. Meine
Mutter, 100 x 70, 1963 (Nr. 8 und Nr. 9 2015 auf
Wunsch des Künstlers zurückgegeben); 9. Mein Vater,
100 x 70, 1963; 10. Die Wandlung, 198 x 106,2, 1964;
11. Das Konzert, 70 x 50, 1965; 12. Aydin, 70 x 50,
1970; 13. An der Schreibmaschine, 70 x 50, Tempera auf
Hartfaser, 1971; 14. Aktstudie, 50 x 70, 1971; 15. Ent-
wurf für Kreuzwegstationen für Rombo in Kenya, 1972;
16. Im Kölner Dom, 50 x 70, 1972; 17. Schloss in Süd-
england, 50 x 70, 1973; 18. Männerporträt in der Puzsta,
70 x 50, 1974; 19. Die Blinden, 50 x 70, 1974; 20. Zwei
Flügel mit Sündenfallszene, je 110 x 50, Pressplatte,
o. J. ; 21. Männliche Aktstudie, 70 x 50, 1977; 22. Sin-
gapur, 70 x 100, 1977; 23. Eselritt, 50 x 70, 1978;
24. Partisanensiedlung in Algerien, 50 x 70, 1980; 25.
Katharinenkloster, 70 x 50, o. J.; 26. Der Ziehharmoni-
kaspieler, Aquarell 70 x 50, 1983; 27. Hong Kong,
70 x 100, 1983; 28. Mönch in Grabeskirche, 70 x 50,
1983; 29. Porträt Ernesto Reichl, 40 x 28,4, 1983; 30.
Aktstudie, 70 x 50, 1986; 31. Lisi aus Ungarn, 70 x 50,
1987; 32. Ecce homo, 70 x 50, 1987; 33. Kulttanz,
50 x 70, 1987; 34. Ungarische Puzsta, 70 x 100, 1989;
35. Es ist vollbracht, 182 x 74, 1989; 36. Neuseeland,
70 x 50, 1989; 37. Selbstporträt, 70 x 50, 1991; 38.
Heimkehr des verlorenen Sohnes, 100 x 70, 1993; 39.
Reicher Prasser und armer Lazarus, 100 x 70, 1995; 40.
Zwei Hennen, 70 x 50, 1995; 41. Das Alter, 70 x 50,
1997; 42. Marende, 70 x 100, 1998; 43. Am Klavier,
50 x 70, 1999; 44. Weiße Pfingstrosen, 70 x 50, 2002;
45. Anturien, 70 x 50, 2004. Dazu kamen noch mehrere
Stickarbeiten von Thresl Kollreider.
Wird Oswald Kollreider bald zu den ver-
gessenen Künstlern Tirols zu zählen sein?
2004 vermachte der Künstler dem Brixner
Diözesanmuseum 43 Bilder, dazu um-
fangreiches Dokumentationsmaterial mit
Unterlagen und Fotodokumenten.
5
In
zahlreichen Privatsammlungen befinden
sich Kollreiders Bilder. Eines aber wird
auch in Zukunft unmöglich sein, nämlich,
ein komplettes Gesamtverzeichnis zu ver-
fassen. Zu zahlreich sind seine Arbeiten,
geradezu uferlos der Bestand seiner mit
Bleistift und Kohle geschaffenen Zeich-
nungen. Was wird aber bleiben? Kollreider
hat keines seiner Bilder ein zweites Mal
gemalt. Eine der interessantesten Künst-
lerbiographien Tirols, das Geheimnis
einer nicht leicht zu durchschauenden und
immer dialogbereiten Persönlichkeit, die
sich selbst durchaus priesterhaft in der
weihevollen Aura eines Künstlers der letz-
ten Jahrhundertwende gibt, eingedenk des-
sen, dass Kunst nicht nur vom Können,
sondern vom Künden komme. So ist
Oswald Kollreider zeitlebens ein farben-
froher Prediger des menschlichen Seins
gewesen, und viele hörten auf seine neu-
gierige Illustrierung des Menschen, den er
bewusst global wahrnahm, mit einem gro-
ßen Respekt, sich immer selbst zurück-
nehmend vor dem Wunder, das er in den
Augen der Anderen leuchten sah. Kunst
und Künden. Es sind keine Kapuzinaden,
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die
Autoren verantwortlich.
Anschrift des Autors dieser Nummer: Pri-
vatdozent Dr. Leo Andergassen, Direktor des
Landesmuseums für Kultur- und Landesge-
schichte Schloss Tirol, Schlossweg 24,
I-39019 Dorf Tirol
Manuskripte für die „Osttiroler Heimatblät-
ter“ sind einzusenden an die Redaktion des
„Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad Pizzinini,
Albertistraße 2 a, A-6176 Völs; E-Mail:
meinrad.pizzinini@chello.atOswald Kollreider vor dem Plakat zur
Ausstellung anlässlich seines 55. Geburts-
tages.
Foto: Dina Mariner, Lienz
Verleihung des Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich, über-
reicht durch Landeshauptmann Eduard Wallnöfer am 14. August 1978.
Foto: Alpenbild, Franz Fischer, Innsbruck
Oswald Kollreider malt 1984 die Land-
karte Ägyptens.
Foto: Archiv O. Kollreider
reiche südeuropäische Länder und warme
Kontinente führten.
4
Sie lassen sich im
Kern auch als zeitliche Flucht vor der
engen Scholle in der Heimat lesen. In der
Ferne fand Kollreider sein ideales Arbeits-
feld, ohne beklemmende antikünstlerische
vorgefasste Meinungen, die den sensiblen
Menschen auch trafen. Immer wieder be-
reiste er das Heilige Land und durchzog
biblische Landschaften, in der Ferne
folgte der Scheue den Menschen auf ihren
Wegen und bannte flüchtige Momente in
das Dauermedium Kunst. Es ist eine Form
eines mondänen Dialogs, der gänzlich
ohne Sprache auskommt. Dann blieben
auch Ehrungen nicht aus: 1978 wurde
Kollreider mit dem „Silbernen Ehrenzei-
chen für Verdienste um die Republik Öster-
reich“ ausgezeichnet, 1979 folgte die Ver-
leihung des Silvesterordens durch Papst
Johannes Paul II., 1982 erhielt er das
Goldene Ehrenzeichen der Gemeinde
Kartitsch, 1986 die Ehrenbürgerschaft der
Gemeinde Strassen, im selben Jahr die Ver-
dienstmedaille des Landes Tirol für sein
Engagement speziell bei der Restaurierung
der Kirchen von Strassen und im Jahr 1987
die Verleihung des Titels „Professor“.