OSTTIROLER
NUMMER 1-2/2016
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HEIMATBLÄTTER
Alois Oberlechner, Landschaftsbild mit dem Lienzer Hausberg Spitzkofel, Ölgemälde, 1945.
(Zur Zeit Museum der Stadt Lienz Schloss Bruck)
Rep.: Robert Hatzer
Alois Oberlechner, Männliches Porträt,
Kohlezeichnung.
(Privatbesitz)
Foto: Rudolf Ingruber
Alois Oberlechner, Drautaler Land-
schaft, Ölgemälde, 1928.
(Elisabeth Egger, Innsbruck)
Foto: Meinrad Pizzinini
weil diese als öffentliche Auftragsarbeiten
auch das kulturelle Milieu, in dem sie ent-
standen sind, zu beleuchten erlauben.
Kunsthistorische Voraussetzungen
Alois Oberlechner war mit Karl Unter-
gasser befreundet, ja er wurde gelegentlich
sogar als Schüler des wegen seines Spott-
bildes auf Eggers „Auferstandenen“ zu
zweifelhafter Berühmtheit gelangten „Teu-
felemalers“ bezeichnet. 1934 unterstützte
er ihn bei der Ausstattung der Grafendor-
fer Kirche.
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Etwa zur selben Zeit malte er
auch einen „Christus am Ölberg“
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und
hielt sich dabei exakt an ein Vorbild Geb-
hard Fugels, dessen spätnazarenischer Stil
sich nicht nur damals höchster Beliebtheit
erfreute. Karl Untergasser kopierte für die
Lienzer Franziskanerkirche schon 1924/25
einen Kreuzweg nach Fugel
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, als dessen
eigentlichen künstlerischen Nachlassver-
walter in der Tiroler Provinz man aber den
Priestermaler Johann Baptist Oberkofler
(1895-1969) ansehen wird müssen (Fres-
ken an der Ostmauer des alten Friedhofs in
Lienz, 1955/56), der den Geschmack sei-
ner katholischen Klientel offenbar noch
besser als Alois Oberlechner zu bedienen
verstand. Ob er auch der bessere Maler
war, ist an dieser Stelle nicht zu entschei-
den.
Von 1910 bis 1912 wurde die bereits
1895 baulich vollendete und sogleich aus-
führlich kritisierte Pfarrkirche St. Martin in
Innervillgraten mit Wand- und Decken-
gemälden geschmückt.
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Ausführender
Künstler war der aus Weißenbach im
Lechtal gebürtige Dekorationsmaler Emil
Kerle, dem neben Karl Stugger aus Kla-
genfurt auch Alois Oberlechner als Gehilfe
zur Seite stand.
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Der damalige Pfarrer
Anton Moling, selbst dilettierender Maler
und Schnitzer, aber diktierte den größten
Teil des Programms und hielt sich dabei an
die ein gutes Jahrzehnt früher durch Geb-
hard Fugel (Oberklöcken bei Oberzell
1863 – München 1938) freskierte St. Mar-
tinskirche von Wangen im Allgäu. Im
Februar 1910 widmete die Zeitschrift „Die
Christliche Kunst“ Gebhard Fugel einen
umfassenden, reich bebilderten Beitrag
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,
welcher für die Bemalung der Kirche von
Innervillgraten trotz deren Rückgriff auf
weitere Vorbilder (Johann Schraudolph,
Josef Führich, Mihály Munkáscy) und
trotz des schon im Jänner des Jahres er-
folgten Vertragsabschlusses
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als mögli-
cherweise entscheidende Anregung zu
werten ist.
Die von 1904 bis 1937 von der Gesell-
schaft für Christliche Kunst herausge-
gebene Monatsschrift verstand sich nicht
bloß als Organ eines von der mit ganz
anderen Themen und wohl auch an ganz
andere Zielgruppen adressierten Moderne
ins Abseits gedrängten Metiers, sie bot,
sozusagen als unentgeltliche Serviceleis-
tung, auch Beratung und Auskunft für die
Auftraggeber kirchlicher Kunst an. Auf
offenbar häufig gestellte Preisanfragen rea-
gierte man wortreich und diplomatisch: Im
Gegensatz zu dem u. a. von der
„Beliebt-
heit der dargestellten Themata, der Hal-
tung der Tageskritik und der Mode auf
dem Gebiete der technischen Ausdrucks-
weise“
abhängigen Markt der Profankunst,
könnten
„die christlichen Künstler der
Gegenwart hohe Preise, aufgebaut auf
Gefühlsmomenten, nicht erhoffen.“
Für die
Kalkulation eines Mindestpreises seien vor
allem die geistige Arbeit und die
„oft sehr
umständlichen und teuren Vorstudien“
in
Anschlag zu bringen.
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