24
Muttersprache: Arabisch – Deutschkurs in der Wohnküche
Ein Bericht von Mathilde und
Reinhold Habernig
Als wir vor einigen Jahren unsere Be-
rufslaufbahn als Lehrer beendeten,
hätten wir uns nicht träumen lassen,
dass wir als Pensionisten noch ein-
mal einen spannenden Neustart
wagen würden. Aber dann trieben
die schrecklichen Umstände in Sy-
rien und im Irak so viele unschuldige
Menschen in die Flucht, dass wir uns
wie alle mitfühlenden Mitteleuro-
päer fragten, welchen Beitrag wir
selbst zur Linderung dieser Not leisten könn-
ten. Da formierte sich in Leisach eine
Gruppe, die schnell und ohne politisches Hin
und Her erreichte, dass das Pfarrhaus als
Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung gestellt
wurde, und für die Adaptierung sorgte. Wir
fanden das sehr sinnvoll und boten an, nach
unseren Möglichkeiten bei der Betreuung der
Flüchtlinge mitzuhelfen. Mitte Dezember kam
dann Leben in das Pfarrhaus: Zuerst zog eine
junge Flüchtlingsfamilie aus Bagdad mit vier
Kindern ein, bald darauf folgte ein weiteres
irakisches Ehepaar. Alle wurden beim Gottes-
dienst am 3. Adventsonntag vorgestellt und
sie waren auch beim Weihnachtsamt anwe-
send, obwohl sie ja muslimisch sind.
Sigrun Haidenberger bat uns, gemeinsam mit
Maria Ventura-Zanon und Notburga Jaufer-
Soler den Deutschkurs für unsere Flüchtlinge
zu halten und wenn nötig den Kindern bei den
Hausübungen zu helfen. Für den Start brachte
sie uns einiges an Material von den Deutsch-
kursen in der Pfarre Hl. Familie mit. Niemand
von uns hatte vorher systematisch Deutsch für
Ausländer unterrichtet, und wir waren uns be-
wusst, dass ein Kurs für Arabisch-sprechende
Erwachsene mit ganz verschiedenen Voraus-
setzungen eine große Herausforderung sein
würde. Aber wir haben den großen Vorteil,
dass unsere Gruppe klein ist, so dass wir auf
alle vier „Schüler“ gut eingehen können.
Seit dem Ende der Weihnachtsferien besu-
chen die Mädchen die Volksschule bzw. den
Kindergarten und wir begannen mit dem
Deutschkurs für die Erwachsenen. Das erste
Kennenlernen war sehr spannend, und bald
stellten wir fest, wie herzlich und dankbar die
Erwachsenen sind und wie gewinnend vor
allem die Kinder mit ihrer Offenheit und na-
türlichen Fröhlichkeit wirken.
An drei Tagen pro Woche finden die Deutsch-
kurse statt und unsere Leisacher Flüchtlinge
sind froh, dass sie dazu nicht
nach Lienz fahren müssen. Die
Anfänge waren für alle sehr
schwer, weil ja die arabische
Schrift und die Aussprache völ-
lig anders sind als im Deut-
schen. Inzwischen haben alle
schon ziemliche Fortschritte ge-
macht und sie freuen sich über
jeden kleinen Erfolg.
Bis sie halbwegs flüssig sprechen
können, wird es noch einige Zeit
dauern, aber wenn ihre Motiva-
tion anhält, werden es alle schaf-
fen, so dass ein Gespräch mit
den einheimischen Leisachern
leichter möglich sein wird.
Beim Deutschunterricht in der gemütlichen Wohnküche
Alle freuen sich über den ersten großen Schneefall am 17. Februar