
Seite 18
08/2015
Das süße Wunder namens Xylit
(auch Xylitol genannt) leistet
Erstaunliches, was die Zahnge-
sundheit betrifft: Es schützt vor
Karies, vernichtet Kariesbakte-
rien, kann sogar kleine „Löcher“
wieder reparieren und vor Paro-
dontose und Zahnfleischentzün-
dungen schützen. Doch nicht nur
das: Xylit verringert bei Kindern
das Risiko von Mittelohrentzün-
dungen und ist darüber hinaus an
einer Steigerung der Knochendichte beteiligt. Was ist dieses
Xylit? Und was ist dran an den vielversprechenden Behaup-
tungen?
Xylit sieht aus wie Zucker und schmeckt wie Zucker, hinter-
lässt aber im Gegensatz zu Zucker auf der Zunge ein erfri-
schendes Gefühl, ähnlich Menthol (es entzieht der Umgebung
Wärme, wenn es sich auflöst).
Xylit ist ein sogenannter Zuckeraustauschstoff, ein zuckerähn-
liches Süßungsmittel, das in etwa die gleiche Süßkraft wie
Zucker aufweist, aber nur die Hälfte an Kalorien. Zuckeraus-
tauschstoffe kommen im Gegensatz zu Süßstoffen,
natürlich
vor, etwa in Gemüse (Kohl), Früchten, Beeren und anderen
Pflanzenteilen. So ist Xylit z.B. Bestandteil im Holz von Bir-
ken (daher auch der Name
Birkenzucker).
Sogar unser Körper produziert Xylit. Es entsteht wenn die
Leber Kohlenhydrate abbaut (täglich 5-15g), so dass unser
Organismus den Stoff bereits kennt. Wird Xylit gegessen,
wird der süße Stoff in unserem Dickdarm von Bakterien in
kleine Teile zerlegt, aufgenommen und in Form von Wasser
und Kohlendioxid wieder ausgeschieden.
Finnische Studien
In Finnland laufen die Xylit-Forschungen seit den 1970er Jah-
ren unter dem finnischen Xylit-Experten Professor Kauko K.
Mäkinen. Es wird dort Xylit in Bonbons, Kaugummis und
anderen Süßigkeiten statt Zucker oder Süßstoff eingesetzt.
Nach zehnjähriger Beobachtungszeit waren in der Xylitgruppe
keine kariösen Zähne neu hinzugekommen. Bei einigen Ver-
suchspersonen schienen sich durch Xylit sogar bereits vorhan-
dene kariöse Zähne zu erholen. Ein weiterer positiver Effekt
war, dass die Xylitgruppe um 50 Prozent weniger Zahnbelag
hatte als die Zuckergruppe.
Eine zweite Studie fand heraus, dass 5-10g Xylit täglich aus-
reichen und dass ein kompletter Zuckerverzicht nicht nötig ist.
Eine dritte Studie ermittelte den Einfluss von Xylit auf Kin-
derzähne. Die 11 bis 12-Jährigen erhielten täglich drei xylit-
haltige Kaugummis. Nach kurzer Zeit konnte eine
Kariesreduktion von über 55 Prozent erzielt werden. Spekta-
kulär war auch die Tatsache, dass Teilnehmer, die anschlie-
ßend nicht mehr regelmäßig Xylit einnahmen, fünf Jahre
später immer noch weniger kariöse Defekte hatten, als andere
Kinder.
Streptokokkus mutans heißt eine Bakteriengruppe, deren saure
Ausscheidungen als stärkste Kariesauslöser gelten. Als
Lebensraum dient ihnen Zahnbelag (pro Gramm Belag 170
Milliarden Bakterien), als Nahrung Zucker. Durch Xylit wer-
den diese Bakterien eliminiert, sie sterben den Hungertod,
weil sie Xylit nicht verstoffwechseln können. Ein gesundes
Säure-Basen-Gleichgewicht ist ein weiterer positiver Neben-
effekt von Xylit, so dass selbst Candida-Pilze keine Vermeh-
rungsgrundlage mehr haben.
Parodontose-Beläge- Löcher
Wenn man Xylit anwendet, werden die kariesauslösenden
Bakterienstämme im Mund von unschädlichen verdrängt. Die
Bakterienbesiedlung verändert sich langfristig. Da Xylit die
Mineralisierung des Zahnschmelzes begünstigt, ist es sogar
bei der Reparatur kleinerer Kariesstellen wirksam. Größere
Löcher verschwinden zwar nicht, können sich jedoch verhär-
ten und somit unempfindlicher werden.
Osteoporose und andere Krankheiten
Xylit erleichtert im Darm die Aufnahme von Kalzium, was
nahelegt, dass der süße Stoff bei der
Vorbeugung von Kno-
chenbrüchigkeit
(Osteoporose) helfen kann. In einer anderen
Studie wurde nachgewiesen, dass Kinder, die täglich Xylit als
Sirup oder als Bonbons erhielten, im Vergleich zur Kontroll-
gruppe ohne Xylit bis zu 40 Prozent seltener an
Mittelohrent-
zündungen
erkrankten. Auch
Diabetiker
müssen sich bei Xylit
nicht zurückhalten.
Mundspülungen mit Xylit
Wenn etwas Süßes verzehrt wird, stürzen sich die Kariesbak-
terien im Mund auf das eintreffende „Futter“ und lassen es
sich schmecken. Sie scheiden danach Säuren aus, die zu
Karies, Zahnbelag und langfristig zu Zahnfleischerkrankun-
gen führen. Tägliche Mundspülungen mit Xylit leisten da
Abhilfe. Sie schmecken gut und hinterlassen ein angenehmes
Mundgefühl. Man schlägt „zwei Fliegen mit einer Klappe“.
Erstens stillt Xylit Heißhunger auf Süßes und zweitens werden
die Zahnbelag/Karies verantwortlichen Bakterien eliminiert.
Anstatt Mundspülungen können auch Xylitbonbons (mindes-
tens 70 Prozent Xylit) oder Kaugummis (ausschließlich mit
Xylit gesüßt) verwendet werden.
Der Zahnarzt Dr. Ulrich Bruhn empfiehlt daher 3 mal täglich
nach den Mahlzeiten oder zwischendurch einen halben Teelöf-
fel Xylitpulver in den Mund zu nehmen und es zwei bis fünf
Minuten lang im Mund zu bewegen, dann ausspucken und
zwanzig Minuten danach nichts essen oder trinken. Im Gegen-
satz zu Zucker kann und soll Xylit über Nacht an den Zähnen
bleiben und diese schützen.
Xylit - ein süßesWunder
Die Seite für die Gesundheit
mit Doktor Adelbert Bachlechner