
BLICK
Ein
48
Vereinsleben
Nachdem das Land Tirol durch die sei-
nerzeitige Kriegserklärung Italiens an die
Monarchie Österreich-Ungarn am 23. Mai
1915 selbst zum Kriegsgebiet wurde, war
es LH Günter Platter ein großes Anliegen,
am Abend des 23. Mai 2015 in den jewei-
ligen Gemeinden der eigenen Gefallenen
und Opfer des 1. Weltkrieges zu gedenken.
So wurde am Pfingstsamstag auch in der
Marktgemeinde Sillian eine Gedenkfeier
am Marktplatz durchgeführt. Gemeinsam
mit der hohen Geistlichkeit, den Traditions-
verbänden „Schützenkompanie, Musikka-
pelle, Kameradschaftsbund, Schützengilde
Hochpustertal, Freiwillige Feuerwehren,
Katholischer Arbeiterverein, Bergrettung,
Alpenverein, Landjugend, Polizeiinspekti-
onskommandant und bäuerlichen Vertre-
tern sowie der etwas spärlich anwesenden
Bevölkerung wurde der Gefallenen und
Opfer des 1. Weltkrieges gedacht.
Seitens der Marktgemeinde Sillian hat
der Obmann der Kulturinitiative GR Martin
Hofmann die Festansprache gehalten und
dabei aufgezeigt, mit welch schwierigen
Situationen die Bevölkerung in dieser Zeit
konfrontiert war. Mit dem Ausbruch des
Ersten Weltkrieges im Jahre 1914 fielen
schon in den ersten Kriegsmonaten tau-
sende Tiroler im fernen Galizien.
Mit dem Beginn des Krieges an der nahen
Südfront wurden mit den Standschützen
die letzten Reserven Tirols mobilisiert und
die letzten Aufgebote von besonders jun-
gen, wehrfähigen Männern einberufen.
Dadurch waren vor allem die zurückge-
bliebenen Frauen gefordert, die Versor-
gung in den Dörfern aufrecht zu erhalten.
Da durchwegs die Hoffnung auf ein ra-
sches Kriegsende vorhanden war, zogen
die Männer großteils euphorisch in den
Krieg, da es ja die Landesgrenzen und so-
mit die Heimat zu verteidigen galt.
Diese Hoffnung erwies sich leider als Trug-
schluss, denn auch an der Südfront waren
schon in den ersten Monaten zahlreiche
Gefallene und Verwundete zu verzeich-
nen. Durch die Dauer des Krieges hatten
die Landesverteidiger auch besonders mit
Schnee, Kälte und Versorgungsengpässen
zu kämpfen.
Neben den schrecklichen Folgen und
Schicksalen dieses Krieges ist die Zerrei-
ßung Tirols als langfristige Folge daraus
bis heute spürbar. In seinen geistlichen
Gedanken erinnerte Dekan Anno daran,
dass dieser Krieg leider auch seitens der
Kirche befürwortet und unterstützt wurde,
da es ja die Heimat zu verteidigen galt. Er
hofft aber, dass dies nie mehr geschehen
wird. Im Rahmen der Fürbitten wurden
die Namen der zahlreichen Gefallenen,
Vermissten und auch an den Kriegsfolgen
Verstorbenen verlesen - insgesamt 42
Männer aus den damaligen Gemeinden
Arnbach, Sillian und Sillianberg.
Mit einer Kranzniederlegung beim Stand-
schützendenkmal „Erstürmung der Fora-
me“ am Sillianer Marktplatz, einer Ehren-
salve der Schützenkompanie Sillian und
dem Guten Kameraden, gespielt von der
Musikkapelle Sillian, fand diese Gedenk-
veranstaltung einen würdigen Abschluss.
Text: Josef Walder
Fotos: Peter Leiter
Gedenkfeier 100 Jahre 1. Weltkrieg am Sillianer Marktplatz am 23. Mai
2015