FAMILIENCHRONIK
PUSTERTALER VOLLTREFFER
OKTOBER/NOVEMBER 2015
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aber soviel Zeit ab, dass er keine
Frau fand und somit keine Fa-
milie gründen konnte“, bedauert
Ortner. Der gotische Hochaltar
in St. Georgen bei Bruneck
stammt von ihm, genauso wie
die Seitenaltäre mit neugoti-
schem Nischenaufbau in St. Jakob
im Ahrntal. Auch Helmut Ort-
ner, geboren 1974, wurde
Künstler. Er wuchs mit neun
Geschwistern auf dem Platz-
schusterhof in Abfaltersbach
auf lebt heute in Innsbruck.
Cons. Anton Ortner
Einer der Verwandten war
ebenso Cons. Anton Ortner
(„zu Troger“). Er war Pfarrer
von Tristach und stellvertreten-
der Dekan des Dekanats Lienz,
zudem Ehrenbürger von Tristach
und erhielt einige hohe Aus-
zeichnungen. „Als Cousin mei-
nes Großvaters hat er meine
Eltern getraut. Wir waren als
Kinder oft bei ihm und er er-
zählte immer spannende Ge-
schichten über seinen elter-
lichen Trogerhof in Abfalters-
bach. Ich habe noch seine
starke Stimme in den Ohren“,
lacht er. Einige Familienmit-
glieder wurden wiederum geist-
liche Schwestern wie z. B.
Veronika Ortner (Barmherzige
Schwester in Innsbruck) oder
Anna Cecilia Ortner (Franzis-
kaner Missionsschwester).
Gefallene und Vermisste
Die Ortner Familie hat – wie
andere Familien auch – zudem
einige Gefallene und Vermisste
des Ersten und Zweiten Welt-
krieges in ihren Reihen zu be-
klagen, so etwa im Ersten Welt-
krieg Andrä Ortner. Er war Mit-
glied des Tiroler Kaiserjäger-
regiments Nr. 4 und wurde 1898
auf dem Trogerhof in Abfaltern
geboren. „Nach 14-tägigem
Frontdienst kam er wegen eines
schweren Herzfehlers ins Feld-
lazarett und wurde dort von einer
einschlagenden 28-cm-Granate
am Fuß schwer verletzt. Es
musste ihm sogleich der rechte
Fuß amputiert werden. Wegen
des großen Blutverlustes bei
dieser Operation starb er wäh-
rend des Transportes auf der
Feldseilbahn – ohne das Be-
wusstsein wieder erlangt zu
haben.“ Das war im Mai 1917
in Pasubio in Südtirol. Begra-
ben wurde er auf dem Militär-
friedhof in Gerolli. Im Zweiten
Weltkrieg kam unter anderem
Walter Ortner (geb. 1920 in Vor-
arlberg) ums Leben. „Er starb
bei einem Notabsprung nach
vorangegangenem Luftkampf
in den Wellen des ägäischen
Meeres den Heldentod. Auf
dem Heldenfriedhof in Rhodi
harrt sein Leib der Auferste-
Das erste große
Ortner-Familientreffen
am 3. Oktober
Die ca. 200 Familienmitglie-
der kamen aus allen österrei-
chischen Bundesländern, Süd-
tirol und Deutschland. „Aus
Holland wollte eine 90-jährige
Verwandte kommen. Sie
musste aber absagen, weil es
keinen direkten Nachhauseflug
gab“, erzählt Joachim Ortner.
Die ersten Familienmitglie-
der waren bereits vor 10 Uhr
auf dem Trogerhof und pilger-
ten aus Parkplatznot von der
Pfarrkirche in Abfaltern über
den alten Weg zum Hof. „Um
die Mittagszeit waren wir rund
100 Personen – gegen 15 Uhr
bereits an die 200.“ Troger-
bauer Josef VI. Ortner war mit
seinen Führungen im Dauer-
einsatz. Er erklärte mit großer
Begeisterung die Alarmanlage,
die sein Großvater Josef IV.
Ortner um 1900 erbaut hatte.
Auch die Doppelseilwinde, die
Josef IV 1905 errichtet hatte
und die bis in die 50er-Jahre in
Betrieb war, interessierte die
Familienmitglieder sehr.
Schönes
Beisammensein
„Dass ich alle Mitglieder beim
Vornamen begrüßen konnte,
sorgte für Überraschung“, lacht
Joachim. Getränke und Essen
lieferte die Metzgerei Ortner,
das „Breatl“ wurde schon
Wochen vorher auf dem Tro-
gerhof gebacken.
Das große Familienfoto wurde
vom dritten Stock des Stadls aus
gemacht. „Durch den Lärmpegel
war ich mit dem Fotografen
telefonisch verbunden und folgte
seinen Anweisungen, die ich
dann weitergab“, schmunzelt er.
Die einzelnen Erblinien wur-
den direkt vor dem Haus abge-
lichtet. „Dabei war nicht jedem
klar, zu welcher Erblinie er
denn gehört. Das Chaos hatte
ich aber schnell beseitigt.“ Nach
dem Besuch der Ausstellung
von Helmut Ortner im alten Ste-
gerhaus versammelten sich die
Familien im Gemeindesaal.
„Beim Aufrufen von Josef
Ortner standen gleich sechs
Personen auf und bei Andreas
Ortner überhaupt acht.“ Bis
2 Uhr wurde gefeiert. „Mittler-
weile habe ich die erste An-
meldung für das nächste Fami-
lientreffen im Jahr 2022. Da
feiern wir 400 Jahre Familie
Ortner!“ Seine Familienchro-
nik ging im Übrigen weg wie
die warmen Semmeln.