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Gesundheit
alter an einer krankhaften Vergrö-
ßerung der Vorsteherdrüse, also
Prostata-Hypertrophie, starb. Ein
Nachbar, der in Heilkräuterkunde
bestens bewandert war, zeigte mir
das kleinblütigeWeidenröschen und
meinte: „Hätte Ihr Schwiegervater
Tee von dieser Pflanze getrunken,
wäre er heute noch am Leben. Mer-
ken Sie sich diese Pflanze! Sie sind
eine junge Frau und können damit
vielen Menschen helfen!“ Aber wie
es eben zugeht, wenn man jung und
gesund ist, kümmerte ich mich nicht
weiter um das Kraut. Anders aber
meine Mutter. Sie sammelte es je-
des Jahr und half vielen Menschen
bei Blasen- und Nierenerkrankun-
gen. Die Heilwirkung ist so groß,
dass sie schlagartig
alle Beschwer-
den bei Prostata-Erkrankungen
nimmt. Es gab Fälle, wo Männer vor
der Operation standen, der Urin nur
tropfenweise kam; eine einzige Tas-
se brachte bereits alles wieder in
Gang. Natürlich muss man den Tee
länger trinken, um eine Heilung zu
gewährleisten – er wird nur gebrüht,
nicht gekocht – aber er nimmt sofort
alle hemmenden Beschwerden. Ich
erfuhr von meiner Mutter von einem
Patienten, der bereits drei Blasen-
krebsoperationen hinter sich hatte
– klinisch nachgewiesener
Blasen-
krebs
- und der sich in einer sehr
schlechten körperlichen Verfassung
befand. Ich sammelte Weiderös-
chen für ihn, wusch, zerkleinerte
und trocknete sie und ließ sie dem
Kranken zukommen. Seine Heilung
erfuhr ich dann von seinem Arzt.
Es war zu einer Zeit, wo ich mich
selbst noch nicht mit Heilkräutern
befasste. Die Heilung machte ei-
nen starken, nachhaltigen Eindruck
auf mich. Meine Mutter hatte mich
öfters ermahnt, ich möge, sollte sie
einmal nicht mehr sein, niemals auf
das Sammeln dieses Heilkrautes
vergessen. Lichtmeß 1961 starb
aber meine liebe Mutter und ich
vergaß in jenem Sommer auf das
Sammeln. In der Ordination meines
Arztes erfuhr ich, dass ein mir be-
kannter Mann hoffnungslos mit Bla-
senkrebs in unserem Krankenhaus
läge. „Nein“, rief ich aus „dieser
tüchtige Mann darf nicht sterben.“
Ich dachte dabei an das Weidenrös-
chen. Der Arzt, obwohl Heilkräutern
gegenüber positiv eingestellt, mein-
te, da könne nicht mehr helfen. Ich
aber hatte keineWeidenröschen ge-
sammelt und dachte mit Schrecken
daran, dass ja jetzt, Mitte Oktober,
alles verblüht und eingetrocknet
sein wird. Ich wusste den Platz, wo
es im Sommer blühte, und machte
mich auf, es zu holen. Es waren nur
noch ein paar vergilbte Stängel, die
ich aber trotzdem, kleingeschnitten,
der Frau des Schwerkranken sand-
te.
Zwei Tassen am Tag, morgens
und abends
,
gab sie ihm zu trinken
und nach 14 Tagen erfuhr ich vom
Arzt, der mich telefonisch anrief,
dass sich eine starke Besserung im
Befinden des Kranken eingestellt
hatte. Er meinte lachend:“ Also,
dein Kräutel hilft!“
Die Hilfe kommt aber nicht nur von
mir allein. Ich habe nach den stau-
nenswerten Erfolgen mit den Kräu-
terhandlungen Domandl in Grießkir-
chen und Seiser in Sierning darüber
gesprochen. Wir haben dann Frau-
en gefunden, die das Weidenrös-
chen zum Segen vieler Leidenden
und Heilsuchenden sammeln. Ich
habe ihnen die Plätze und die rich-
tigen Pflanzen gezeigt und so gibt
es in ganz Österreich, man kann
wohl auch sagen in ganz Euro-
pa, weil man es nirgends, auch im
Ausland nicht, bekommt, nur zwei
Kräuterhandlungen, eben Grieskir-
chen und Sierning, die das klein-
blütige Weidenröschen führen. Ein
Apotheker in München zeigte mir in
einem alten dicken Apothekerbuch
die Stelle, wo es um 1880 noch
offiziell angeführt war. Chemische
Medikamente, die diese Heilkraft
niemals aufbringen, haben es ganz
verdrängt. Durch meine Vorträge
und Kräuterwanderungen, letztere
hauptsächlich mit dem kneipp-Bund
Linz, wird das Weidenröschen wie-
der in allen Bevölkerungsschichten
bekannt.
Ich will betonen, dass meine Hin-
weise bei vielen Menschen starken
Wiederhall finden, den überall, wo
immer ich mit meinem Mann hin-
komme, sei es in den Bergen, auf
Waldwegen, bei Bachrändern oder
auf Kahlschlägen, ja sogar am Pöst-
ling- und Freinberg in Linz, finden
wir zu unserer Freude dem mittel-
trieb schonend herausgepflückt.
Jeder, der dieses Heilkraut kennt,
schätzt die Pflanze nach dem Pflü-
cken noch zwei- bis dreimal nach.
Bleibt der Wurzelstock im Boden,
treibt er im nächsten Frühjahr wie-
der aus.
Zu meiner Freude erfahre ich aus
vielen Zuschriften, dass in vielen
Gärten zwischen Erdbeeren und
Gemüse das kleinblütige Weiden-
röschen wächst. Früher wurde es
als lästiges Unkraut ausgejätet. Wie
vielen Leidenden hätte es in dieser
Zeit Heilung und neuen Lebensmut
bringen können. Vor kurzem konnte
ich einem geistlichen Herren helfen,
der mit Prostata- und Blasenkrebs
von denÄrzten aufgegebenwar, und
der sich heute mit voller Lebenskraft
wieder voll seine, Amte widmet. Es
liegt wirklich Gottes Segen auf un-
seren Heilkräutern, wir müssen dies
nur dankbar anerkennen.
Maria Treben