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wöchentlichen Artikel im „Osttiroler

Bote“ unter der Rubrik „Rechtliche Fragen

aus erster Hand“ mit bereits über 1.000

Folgen.

Annemarie

(geb. 1939) und

Nikolaus

(geb. 1941)

Ladinig

:

9

„Wir erinnern uns an den Herrn Dro-

besch. Er war in der Kriegszeit Melderei-

ter und wohnte mit seiner Frau, seinen bei-

den Kindern und seinen Eltern in der Ba-

racke am Böschungsfuß und damit parallel

zur Pustertalbahn. Am Böschungsfuß ent-

lang ging ein Fußweg, der nach der Bara-

cke Richtung Drau verlief. Zwischen den

Baracken war ebenfalls ein Fußweg ange-

legt. Nahe der Drau gab es noch ein Stein-

häusl im Ausmaß von circa 3 mal 3 Metern,

in dem ein Mann allein längere Zeit

wohnte. Wir erinnern uns auch an den

Kosaken Nikolai, einen Alkoholiker, der

ebenfalls in einer dieser Baracken wohnte.

Im Barackenareal waren Gemüsegärten

angelegt und ein Hennengehege.“

Manfred Hofer

(geb. 1936):

10

„In diesen drei Baracken wohnten ins-

gesamt bis zu 30 Personen. Ich kann mich

noch gut erinnern, wie die französischen

Gefangenen im Freien am offenen Feuer

Schnecken brieten, die sie genüsslich ver-

speisten. Dies beobachtete ich mit meinen

Freunden vom erhöhten Bahndamm aus.

Das Lager war mit Stacheldraht einge-

zäunt. Wir beobachteten auch eine Wache.

Die ‚Freigänger‘ wurden bewacht zu ihrer

Arbeit in die Stadt und abends wieder zu-

rück begleitet.“

5. Baracke am Poetensteig:

Ing. Heinrich Karre

(geb. 1932):

11

„In dieser Baracke waren die Helferin-

nen für die Fliegerabwehr untergebracht.

Es war also keine Gefangenenbaracke und

daher sehr nobel ausgestattet. Nach dem

Krieg diente diese bis zum Abbruch An-

fang der 1960er-Jahre als Wohnbaracke.“

Laut Wikipedia wurden während des

Krieges mehr als eine halbe Million

Frauen als Wehrmachthelferinnen einge-

setzt und leisteten militärische Hilfs-

dienste, so u. a. als Luftschutzhelferinnen.

Ein enges Netz an Luftschutzwarten

diente neben der praktischen und psycho-

logischen Vorbereitung auf einen Luftkrieg

auch der Anleitung der Bevölkerung zum

Selbstschutz während und nach Luftan-

griffen. Das Ausbildungsprogramm um-

fasste das luftschutzmäßige Herrichten

eines Hauses und der Wohnung, Brandbe-

kämpfung, Gasschutz, Erste Hilfe, Melde-

wesen. Zur Teilnahme an den Ausbil-

dungsveranstaltungen konnte durch das

Luftschutzgesetz vom 26. Mai 1935 jeder

verpflichtet werden.

Erika Etzelsberger

(geb. 1939):

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„Ich bewohnte mit meiner Mutter nach

dem Krieg diese Baracke am Wasserrain

(Poetensteig), nachdem wir einige Jahre in

der 8er-Baracke am Grafenanger gewohnt

hatten, bis 1957. Hans Enzi lebte mit sei-

ner Mutter ebenfalls in dieser Baracke,

also insgesamt waren wir vier Personen.

Vor dem Gebäude hatten wir Gemüsebeete

angelegt. Den Einsturz der Schlossbrücke

im August 1951 konnte ich hautnah miter-

leben. Die Baracke daneben diente der

Firma Mayreder für den Neubau der

Schlossbrücke als Lagerbaracke. 1957

ging ich nach Deutschland, kehrte 1959

zurück und bewohnte dann das gelbe Ge-

meindehaus am Anfang der Gemeinde-

straße in der Pfister.“

6. Die Baracken in Leisach:

Elisabeth Aigner,

geb. Schumi (geb. 1924):

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„Aus Erzählungen von meinem Vater

Johann Schumi (1884 bis 1955) weiß ich,

dass in Leisach englische Soldaten inter-

niert waren, die nach Australien ausge-

wandert waren und in den Kriegswirren

als Gefangene über Wolfsberg im Jahre

1942 in den drei Baracken interniert

waren. Eine Baracke war als Schlafraum

ausgestattet, eine als Tagesraum mit

Küche und eine als Waschraum mit Dusche

und Toiletten. Strom hatten sie keinen, nur

Karbidlampen. Das Essen besorgten lo-

kale Frauen. Die medizinische Versorgung

erfolgte durch Herrn Dr. Fuchs aus Lienz,

der sie täglich aufsuchte. Für die zahn-

ärztliche Versorgung war Dr. Haas aus

Lienz zuständig. Dieses Lager zählte

sicher zu den Vorzeigelagern. Die Englän-

der fühlten sich dort den Umständen ent-

sprechend recht wohl. Diese Soldaten

waren Freigänger und wurden vorwiegend

bei der Drauverbauung in Leisach einge-

setzt.

Ich kann mich erinnern, dass in den

Kriegsjahren zwischen 1941 und 1945

eines Tages ein früherer Berufskollege

meines Vaters, Herr Pribil (dieser war vor-

her wie mein Vater bei den Bundesbahnen

beschäftigt gewesen) zu uns ins Hoferhaus

am Rindermarkt kam. Dieser war ziviler

Lagerleiter im Kriegsgefangenenlager für

OSTTIROLER

NUMMER 9-10/2016

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HEIMATBLÄTTER

Die von der englischen Besatzung errichtete Pionierbrücke über die Isel stürzte am

26. August 1951 durch einen überladenen LKW-Zug ein. Bis zum Neubau der Schloss-

brücke wurde der Verkehr über den Poetensteig geführt.

(Zur Verfügung gestellt vom Baubezirksamt Lienz)

Foto: Siegfried Rainer

Baustelle Schlossbrücke, 1953; im Hintergrund die in der Kriegszeit errichtete Baracke

(l.), die nun Wohnzwecken diente, während die Nebenbaracke als Baubaracke genützt

wurde.

(Zur Verfügung gestellt vom Baubezirksamt Lienz)

Foto: Siegfried Rainer