Bekannt wurde Oskar Ladstätter vor
allem durch seine vielen im Osttiroler
Boten
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, im Reimmichl-Kalender und im
„Lienzer Buch“ (1952)
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veröffentlichten
zeitgeschichtlichen und heimatkundlichen
Erzählungen, Verfasser von Theaterstü-
cken und als Kunstkritiker regionaler
Maler wie Franz Walchegger
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und ande-
ren. Er selbst war als Kunst- und Porträt-
maler tätig.
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Weiters war er Chorleiter in
der Pfarrkirche St. Andrä in Lienz
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, ein be-
gnadeter Sänger und Konzertveranstalter
sowie ein ausgezeichneter Schachspieler.
Auch gab er in Lienz im Jahr 1950 öffent-
lichen Musikunterricht.
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Das geschah fast
alles in der Zeit nach dem Zweiten Welt-
krieg bis Ende der 1950er-Jahre.
Da dem Autor öfters die Frage gestellt
wird, von welcher Ladstätter-Linie dieser
Oskar Ladstätter abstamme, soll nun ver-
sucht werden, die Herkunft dieses Defregger
Ladstätter-Zweiges den Interessenten näher
darzustellen. Viele Defregger und Lienzer
kannten Oskar Ladstätter. Obwohl in Wien
geboren, verbrachte er doch viele Jahre sei-
nes Lebens in Lienz und im Defreggen, wo
er durch seine vielen kulturellen und ge-
schäftlichen Tätigkeiten bleibende Spuren
hinterlassen hat. Er war im Osttiroler Boten
sehr oft präsent, doch wurde über sein Ab-
leben nichts berichtet; wie sagt man so
schön – aus den Augen, aus dem Sinn. Viel-
leicht hat es niemand der Mühe wert gefun-
den, das Lokalblatt zu informieren.
Der St. Jakober Heimatforscher und
Chronist Schulrat Hans Ladstätter (1902-
1983) hat in seinen Aufzeichnungen über
die Ladstätter-Stämme in den Osttiroler
Heimatblättern
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und auch in der Ortschro-
nik von St. Jakob vomWanderhändler zum
Kaufmann
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über diesen Stamm nichts er-
wähnt. Weil die Familie in St. Jakob be-
sitzlos wurde und niemand mehr anwe-
send war, wurde sie wohl vergessen.
Vorab ein kurzer Lebenslauf von Oskar
Ladstätter. Der Autor hat ihn persönlich
nicht gekannt und beruft sich daher nur auf
Zeitungsberichte und andere Mitteilungen.
Viele Informationen und Fotos bekam er
von dessen inzwischen verstorbenen
Schwiegersohn Harald Ost, der mit Oskars
Tochter Johanna Ladstätter verheiratet war.
Oskar wurde am 1. Dezember 1904 in Wien
als erstes Kind des Hutfabrikanten Jakob
Ladstätter und seiner Frau Klara Pöschko ge-
boren. Es gab dann noch einen „Nachzügler“
namens Eduard (geb. 31. Dezember 1920),
der ledig blieb und am 25. Mai 1944 im
Zweiten Weltkrieg gefallen ist. Über Oskars
Jugendjahre ist wenig bekannt. In den Lien-
zer Nachrichten stand 1925
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zu lesen, er
habe ein Studium begonnen – der zukünftige
Opernsänger! Ob er dann wirklich ein Stu-
dium absolviert hat, war nicht zu erfahren.
Im Jahr 1936 heiratete er in Wien die St. Vei-
terin Rosa Prast von Guglprast (geb. 1904).
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Der Ehe entstammten drei Töchter und ein
Sohn. Die jüngste Tochter Johanna wurde
am 21. Oktober 1947 in St. Jakob in Kofl-
Unterrotte geboren.
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Der Sohn Christoph
(geb. am 28. Feber 1940, Wien), Badagisten-
Lehrling in Wien, verunglückte tödlich am
11. August 1957 an seinem ersten Urlaubs-
tag in der Heimat seiner Vorfahren in der
Tristacher Seewand bei Lienz zusammen mit
einem gleichaltrigen Freund.
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In dieser Zeit war Oskar Ladstätter be-
ruflich in Lienz tätig. Er war mit seiner Frau
Rosa Prast Geschäftsinhaber von orthopä-
disch-hygienischen Bedarfsartikeln, zuerst
im Grafenanger
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und später, von 1952 bis
ca. 1955, im Haus Alleestraße 10.
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Sein
Lienz-Aufenthalt währte also von 1946 bis
1955, dann zog er wieder nach Wien.
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In
den Sommermonaten kam er aber noch viele
Jahre zur Sommerfrische nach Osttirol, die
er in St. Veit verbrachte. Daran können sich
noch viele ältere Defregger sehr gut erin-
nern. Zum Ableben seines Schwiegervaters
Johann Prast vulgo Gugl-Prast schrieb er
eine sehr gute Lebensgeschichte mit netten
Anekdoten und einer Zeichnung.
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Oskar Ladstätter starb am 13. März
1986 in Wien. Seine Frau Rosa starb
einige Jahre vorher, am 13. Juli 1979 in
Wien.
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So ist mit dem Tod Oskars ver-
mutlich der letzte dieser männlichen Lad-
stätter-Seitenlinie abgetreten und damit ist
dieser Zweig im Mannesstamm erloschen.
Nun zu Oskar Ladstätters Vorfahren.
Fast die ganze Familiengeschichte spielte
sich in St. Leonhard-Großrotte ab, die bis
1818 der Gemeinde St. Veit zugehörig war
und nachher mit St. Jakob vereinigt wurde.
Durch die Großrotte kamen in 42 Häusern
rund 343 Personen
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zur Gemeinde St. Jakob,
was mit ein Grund war, dort eine neue Kir-
che zu bauen.
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Dieser Ladstätter-Zweig ist mit vielen
alten Defregger Familiengeschichten ver-
gleichbar, interessant, typisch für die Re-
gion, durch Generationen sich wiederholend
und immer spannend im Zusammenhang
mit der regionalen Entwicklung.
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Sie ist eng
NUMMER 8/2016
84. JAHRGANG
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Oskar Ladstätter (1904-1986) in jüngeren
Jahren; Aufnahme eines unbekannten
Fotografen, 1937.
(Sammlung Harald Ost, Wien)
Viktor Ladstätter – Defreggen
Oskar Ladstätter (1904-1986) und
seine Vorfahren
Eine ausgewanderte Defregger Familie