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sehen sie sich selbst auch) oder
sie sind Staatsfeinde, Terroris-
ten. Ich wollte nicht in die eine
oder die anderen Schub-
lade greifen, sondern
ohne zu werten ihre
Geschichte aufschrei-
ben.“
Was hat Sie beson-
ders interessiert?
Duregger:
„Was
vier so junge Bur-
schen dazu gebracht
hat, ihr Leben für den
Kampf um die Heimat
aufs Spiel zu setzen.
Das hat mich in erster
Linie interessiert und
deshalb bin ich zu den
Wurzeln gegangen und be-
schreibe das Umfeld, aus
dem sie kommen und das
Zeitgefühl der Menschen im
Südtirol der 1950er-Jahre. Bis
heute ist die Rolle der Puste-
rer Buben in manchen De-
Wodurch unterscheiden sich
Ihre Erzählungen über die
„Puschtra Buibm“ von ande-
ren?
Duregger:
„Es gibt eine
Vielzahl von Büchern über die
Südtiroler Bombenjahre. Es
sind dies zum Großteil Doku-
mentationen, historische Auf-
arbeitungen des Themas. Meine
Herangehensweise war von
Anfang an jedoch eine andere.
Mich haben die Menschen und
die Schicksale dahinter inter-
essiert – und die Frage, wie
wichtig das Thema heute noch
ist, vor allem für meine Gene-
ration. Für viele Menschen
gibt es nur zwei Schubladen, in
die man die Pusterer Buben
stecken kann: Entweder sind
sie Freiheitskämpfer (als solche
tails nicht geklärt. Da bleibt
natürlich Raum für Spekulatio-
nen. Mein Ziel war es aller-
dings nie, jedes Rätsel zu
lösen.“
Wie sind Sie auf die Idee ge-
kommen, über dieses Thema
zu schreiben?
Duregger:
„Ein Nachbar
klingelte im September 2010 an
meiner Tür in Sand in Taufers
und wollte ‚die Journalistin’
sprechen. Er war auf der Suche
nach jemandem, der über die
Pusterer Buben berichten
würde. Mir sagte dieser ‚Be-
griff‘ zwar etwas, aber richtig
viel konnte ich damit nicht an-
fangen. Meine journalistische
Neugier war aber schnell ge-
weckt, als ich anfing ein biss-
chen zum Thema zu recher-
chieren. Denn obwohl die vier
Männer zu den am härtesten
bestraften Südtirol-Attentätern
gehörten, konnte ich nicht viel
Literatur über sie finden.“
Neu ist sicher auch die Art
Ihres Erzählens. Man nennt es
Dokufiktion oder historische
Fiktion.
Verena Duregger (34)
aus Sand in Taufers
bringt die Geschichte
der „Puschtra Buibm“
in ihrem Buch auf neue
Art und Weise heraus.
Dabei rückt sie ins-
besondere auch die
Mutter von Freiheits-
kämpfer Josef Forer,
Maria Forer (†),
in den Mittelpunkt.
PUSCHTRA BUIBM
4
Verena Duregger mit zwei der Freiheitskämpfer – Josef Forer (l.) und Siegfried Steger – nach einem
Gespräch in Ladis. Forer lebt in Ladis, Steger in Telfs (beide Österreich), Heinrich Oberleitner in
Gössenheim (Deutschland) und Heinrich Oberlechner verstarb am 15. Dezember 2006.
PUSTERTALER VOLLTREFFER
JULI/AUGUST 2014
Steckbrief:
Name:
Verena Duregger
Alter:
34
wohnhaft:
Sand in Taufers
Beruf:
freiberufliche Journalis-
tin, Autorin
Ausbildung:
Jurastudium in
Innsbruck und Genua
Sie steckt die „Puschtra Buibm“ ni