INTERVIEW
PUSTERTALER VOLLTREFFER
JUNI/JULI 2011
7
Wo gingen Sie in die Schule?
Seberich:
„Die Mittelschule
besuchte ich in der Schule meines
Vaters. Dann folgte die Ober-
schule in Bozen und hernach, ich
folgte dem Rat der Berufsberate-
rin, begann ich in Innsbruck Me-
dizin zu studieren. Das machte
mich aber unglücklich. Die erste
Anatomieprüfung schaffte ich ge-
rade mit einem Vierer. Als ich
dann das Herz lernen musste,
konnte ich nicht mehr. Ich schlug
das Buch nach drei Semestern zu
und sagte zu mir: ,Ich will vom
Herz und Leben viel wissen. Aber
nicht so!‘“
Und dann?
Seberich:
„Ich düste per Auto-
stopp nach Rom und Florenz.
Dort lernte ich auf der Straße mu-
sizierende Menschen kennen, ge-
sellte mich zu ihnen und spielte
mit. Da packte mich erstmals so
richtig die Lust, über das Theater
und die Musik mit Menschen zu
tun zu haben. Ich schrieb mich
dann in Folge auf der Musikhoch-
schule Wien für Rhythmisch-mu-
sikalische Erziehung ein. Da gin-
gen für mich Tore auf! Parallel zu
dieser Ausbildung absolvierte ich
meine ersten Clown-Kurse. Nach
dem Studium reiste ich nach Paris,
um dort weitere Clownkurse zu
machen. Dort spielte ich auch
wieder auf der Straße! Mit der
Geige in der Hand, am Mont Mar-
tre. Die Leute lachten und gaben
mir Geld. ImWinter spielte ich in
der Metro. Wenn ich 40 Francs
beisammen hatte, konnte ich wie-
der meinen Couscous kochen und
einen Kaffee trinken!“
Sie tanzten auch gerne?
Seberich:
„Allerdings! Ich war
als Rhythmikerin sehr dem Tanz
zugewandt, habe dann auch ein
Stipendium bei den Sommertanz-
wochen in Wien erhalten. In die-
ser Stadt, im 19. Bezirk, gründete
ich gemeinsam mit einer Regis-
seurin aus der Türkei das ,Theater
des Augenblicks‘ und habe dort
bis 1990 als Schauspielerin gear-
beitet. Mittlerweile ist es in ganz
Europa bekannt. Ich leitete damals
auch das Körpertraining für
Schauspieler am Konservatorium
Wien. Damals erarbeitete ich als
,Clown Sigrid‘ auch mein erstes
eigenes Kinderstück.“
Was wollten Sie damals lieber
sein? Tänzerin oder Clown?
Seberich:
„Das wusste ich
nicht so genau. Ich fuhr auf bei-
den Schienen dahin. Und dann
kam die große Schicksalswen-
dung. Über die türkische Regis-
seurin lernte ich meinen jetzigen
Ehemann Ahmet Avkiran, der in
der Türkei als Animateur arbei-
tete, kennen. Er spielte auch
immer wieder Clownrollen und
ich erkannte sofort: Das ist ein
Clown! Er ist so lebendig, so
überraschend, er hat soviel Witz.
Aus einer anfänglichen, kleinen
Liebesgeschichte entstand dann
eine sehr tiefe Partnerschaft, aus
der auch unsere gemeinsame
Tochter Ariadne stammt.“
Was macht Ihre Tochter
heute?
Seberich:
„Sie studiert mittler-
weile Transkulturelle Kommuni-
kation in Graz, wo sie vorher eine
Modeschule absolvierte. In der
Modeschule lernte sie Kleidungs-
stücke jeder Art selbst zu entwer-
fen, die Schnitte zu zeichnen und
zu nähen. Braucht es ein neues
Clownkostüm, eine Beratung für
ein Stück, hat Ariadne originelle
und sehr praktische Einfälle und
kann diese auch in die Tat umset-
zen.“
Begannen Ahmet und Sie nach
Ihrem Umzug nach Südtirol
gleich als Clowns zu arbeiten?
Seberich:
„Richtig. Ich ging
völlig weg vom Tanz, hin zum
Clown-Dasein. Ahmet und ich
waren ja schon in der Türkei ein
erfolgreiches Clownduo. Die Kin-
dersendung „Karamela und Scho-
kola“ – ich bin die ,Karamela‘,
mein Partner ,Schokola‘ – ent-
stand ja auch dort. Ein ganz klei-
ner, privater Sender von Antalya
gab uns den Auftrag dafür.
Clowns waren für die Türkei da-
mals sehr neu. Aber wir landeten
mit unserer Sendung sofort Er-
folge. Tochter Ariadne stand eben-
falls schon bald vor der Kamera.
Mit diesem ,Karamela‘-Produkt
kamen wir nach Südtirol und hat-
ten Glück, dass gerade die RAI
eine Kindersendung produzieren
wollte.“
Interview: Martina Holzer
lschaft wider“
Seberich lebte lange in der
Türkei.
Seberich:
„Sicher ist es toll,
wenn sie lachen! Aber wichtiger
ist es, die Menschen in eine Phan-
tasiewelt mitnehmen zu können,
auf eine gemeinsame Reise, die
bei mir beginnt und beim Publi-
kum endet. Und wenn da viel und
Unvorhergesehenes passiert, wo-
rüber die Menschen lachen kön-
nen, ist das natürlich gut!“
Frau Seberich, in welcher
Umgebung sind Sie aufgewach-
sen?
Seberich:
„Ich wurde als Toch-
ter von Lehrern in Bozen geboren.
Zuhause gab es immer klassische
Musik und großes Interesse am
Theater. Man spielte Klavier,
Blockflöte und Geige. All diese
Instrumente erlernte ich als Kind
auch. Wir wohnten in Gries, im
guten Viertel von Bozen. In einer
großen, alten ehemaligen Pension
im Jugendstil mit riesigen, vier-
einhalb Meter hohen Räumen,
Parkettböden und uralten Möbeln
und Kachelöfen. Der Garten war
ebenfalls riesengroß und voll mit
Efeu, Rosenbeeten, Elefantengras
und Zedern. Dort konnten wir drei
Kinder immer ungehindert spie-
len. “
SONNENSTADT LIENZ
Modell Schöner Leben
Info-Telefon 0676-4333232
Gernot Theurl
Bei jeder Witterung, von 8 bis 17 Uhr
Mit ihrem Mann Ahmet Avkiran.