INTERVIEW
PUSTERTALER VOLLTREFFER
JUNI/JULI 2011
Frau Seberich, was macht das
Clownspiel für Sie so faszinie-
rend?
Seberich:
„In einer Zeit des
Rennens und Eilens schenkt das
Clownspiel Augenblicke des Ver-
weilens durch die Poesie einer
kleinen scheinbar belanglosen
Begebenheit. Clowns leben ihre
Träume und Visionen, so direkt
und authentisch wie Kinder ihr
Spiel ernsthaft spielen. Sie wider-
spiegeln die Gesellschaft und
genau in der Verbindung von
Träumen, Fantasieren und Wider-
spiegeln schaffen sie Visionen,
verrücken das ,Normale‘ und stel-
len Fragen ohne zu fragen.“
Kann man die Erfahrungen
bzw. Erkenntnisse als Clown
auch im Alltag anwenden?
Seberich:
„Allerdings. Man-
chen Lehrern fällt dadurch das
Unterrichten leichter, andere ent-
decken viele neue Möglichkeiten
im berufsbedingten Umgang mit
neunmonatiger Clownkurs. Er
richtet sich an Menschen aller Be-
rufsgruppen, die ihre Lebensqua-
lität und ihr Wirken durch die Ent-
wicklung der eigenen Clownsfigur
verbessern möchten.“
Wann beginnt der nächste
Lehrgang?
Seberich:
„Im heurigen Okto-
ber, er läuft bis Juni 2012. Zuvor
gibt es am 16. und am 25. Sep-
tember noch ein Schnuppersemi-
nar im Kulturhaus Völs am
Schlern. Im Schnupperseminar
werden die Grundzüge der Aus-
bildung vermittelt und praktische
Übungen führen in die Welt der
Clowns (Anmeldung: Verein Tia-
tro, info@tiatro.it, Tel. 335/
5725792).“
Wie viele Absolventen Ihrer
Clownakademie wurden dann
tatsächlich Clowns?
Seberich:
„Pro Clown-Akade-
mie bleiben drei bis fünf übrig,
die dann den Beruf ergreifen. Den
meisten ging es wirklich darum,
durch die Ausbildung Persönlich-
keit, Durchsetzungsvermögen,
Auftreten und Kreativität zu för-
dern. Als Clown treten sie bei Fes-
ten im Dorf, im Freundes- und im
Familienkreis oder für wohltätige
Zwecke auf .“
Ist es für Sie wichtig, dass die
Menschen über Ihre Clown-
Späße immer lachen?
„Clowns spiegeln die Gesel
Sigrid Seberich begeistert seit über 20 Jahren als Clownfrau.
Seberich bietet auch Clownlehrgänge an.
Sigrid Seberich –
Ausbildung
Studierte rhythmisch-musikali-
sche Erziehung an der Musik-
hochschule Wien. Masterthesis
Rhythmik im Clownspiel.
Als Clown tätig seit 1987, mit
Solo-Produktionen, Duostü-
cken. Mitgestaltung der Kara-
mela Kindersendung, war
Clown bei Medicus Comicus.
Leitet Seminare für Körperspra-
che und Körperbewusstsein,
Ausbildung in cranio-sacraler
Behandlung.
Ahmet Avkiran –
Ausbildung
Clown, Schauspieler und Re-
gisseur. Gestaltet die Karamela
Kindersendung für RAI Sender
Bozen, arbeitete auch als
Clowndoktor für Medicus Co-
micus, spielte bei VBB Keller-
theater Innsbruck und NB Vil-
lach, Masterthesis Die Poesie
des Clown, Schweiz
Leitet Schauspielseminare in
der Türkei und Südtirol.
Sigrid Seberich aus Völs
am Schlern ist seit über
20 Jahren mit dem
Clown-Dasein beschäf-
tigt, und sie zeigt immer
wieder, dass Clownsein
eine wunderbare Lebens-
schule ist. Ob Solo, als
Duo mit ihrem Ehepart-
ner Ahmet Avkiran, mit
anderen Clowns, auf
ihrer Clownakademie
oder als „Karamela“ in
der RAI-Kindersendung.
Menschen. Wiederum andere er-
leben den eigenen Alltag plötzlich
als urkomisch, spannend und
jeden Tag neu. Ein Clown gibt nie
auf, im Gegenteil je größer das
Problem, umso besser für das
Spiel, es wird immer interessanter.
Auch diese Erfahrung bringt Zu-
versicht, immer wieder hoff-
nungsvoll von innen nach außen
in neue Richtungen zu blicken.“
Das Clown-Dasein beinhaltet
auch mit allen Sinnen zu leben.
Seberich:
„Ja. Einmal fragte
eine Journalistin, was macht ein
Clown in seiner Freizeit? Worauf
ich antwortete: beobachten,
immer wieder neu, beim Spazier-
gang, an der Haltestelle, beim Du-
schen und beim Kochen, beim
Zeitunglesen, Autofahren und
bei Unterhaltungen mit Freun-
den... es gibt unendlich viele De-
tails über die wir staunen und uns
freuen können, auch wenn sie uns
ärgerlich stimmen. So ist und
bleibt das Leben ein spannender
Weg.“
Sie haben mit Ehepartner
Ahmet im Jahr 2003 die Clown-
akademie gegründet?
Seberich:
„Ja. Das ist ein