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JUNI/JULI 2011
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aufmerksam zu machen“, so Pe-
terlini.
„Sind keine Terroristen“
Tirols Altlandeshauptmann Dr.
Wendelin Weingartner kritisierte
den Historiker Rolf Steininger, der
laut Weingartner die Freiheits-
kämpfer öfters als Terroristen
und die Anschläge als nichtsbrin-
gend bezeichnet habe: „Bei den
Männern der 60er-Jahren handelt
es sich sehr wohl um Freiheits-
kämpfer und nicht um Terroristen.
Ich wünschte mir bei den einen
oder anderen Historikern und Po-
litikern von heute eine ähnliche
Heimatliebe, wie sie diese Män-
ner von damals hatten.“ Zu den
Aussichten meinte ÖVP-Bundes-
rat Helmut Kritzinger: „In der Po-
litik ist alles möglich. Man denke
nur an den Fall der Berliner Mauer
oder den Zerfall Jugoslawiens.“
Mjr. Elmar Thaler, Landes-
kommandant des Südtiroler
Schützenbundes, abschließend:
„Auch Wien, Innsbruck und
Bozen müssen sich endlich klar
werden, dass die Autonomie nur
eine Übergangslösung ist.“
Als Feuernacht bezeichnet
man die Nacht vom 11. auf den
12. Juni 1961, in der in Südtirol
37 Strommasten gesprengt wur-
den. Große Elektrozentralen und
Elektrowerke wurden lahmge-
legt, die Stromlieferung zu den
oberitalienischen Industrien und
zur Bozner Industriezone wurde
unterbrochen. Ziel der Attentä-
ter war es, die Welt auf das
„Südtirol-Problem“ aufmerksam
zu machen. Durch die Spren-
gung der Strommasten (Höhe-
punkt der Anschläge des Befrei-
ungsausschuss Südtirols) sollte
die Energieversorgung der
Bozner Industriezone, einem
Synonym für die versuchte Ita-
lianisierung während des Fa-
schismus, lahmgelegt werden.
Man wurde aufmerksam
Dieses Ziel wurde zwar in der
Feuernacht verfehlt, die Aktion
war aber wirksam. Sowohl im
negativen als auch im positiven
Sinne. Als unmittelbare Reaktion
verstärkte der italienische Staat
massiv seine Polizei- und Mili-
tärpräsenz in Südtirol. Es gab
viele Verhaftungen, es wurde
rigoros, nach Aussage der
Verhafteten auch mit Folter
gegen Verdächtige vorgegan-
gen. Vor Gericht wurden die An-
geklagten beschuldigt, sich die
Wunden selbst zugefügt zu
haben. In Untersuchungshaft
verstarb unter bis heute unge-
klärten Umständen der erst 28-
jährige Franz Höfler. Anderen,
wie etwa Sepp Innerhofer,
wurde verboten, über ihre Haft-
zeit zu sprechen.
Feuernacht 1961
Die UNO befasste sich noch
im selben Jahr erneut mit
Südtirol. Kurz darauf einigte
sich die Südtiroler Volkspartei
(SVP) mit der italienischen Re-
gierung auf die Einsetzung der
Neunzehnerkommission, unter
deren Federführung ein Autono-
miestatut ausgearbeitet wurde,
dessen schrittweise Einführung
zehn Jahre später als Südtirol-
Paket begann. Heute ist die
Meinung der Südtiroler Bevölke-
rung zu den damaligen Ge-
schehnissen gespalten.
Hintergrund
Nach dem Ende des Zweiten
Weltkrieges wurde im Pariser
Abkommen die Wiedereinfüh-
rung des deutschen Schulunter-
richtes, die Gleichstellung der
italienischen und deutschen
Sprache, der Wiedererwerb der
deutschen Vor- und Familienna-
men und die Gleichberechti-
gung bei der Stellenvergabe öf-
fentlicher Ämter festgelegt. Die
Beschlüsse fanden Eingang in
das erste Autonomiestatut
1948. Allerdings war die deut-
sche Sprache weiterhin der ita-
lienischen untergeordnet, bei
der Vergabe öffentlicher Stellen
italienische Bewerber bevorzugt
etc. Ab 1956 bildeten sich in
Folge kleinere Gruppierungen,
die ihre Forderungen auch mit
Gewalt durchzusetzen versuch-
ten. Der Befreiungsausschuss
Südtirol (BAS) unter der Leitung
von Sepp Kerschbaumer ver-
übte erstmals im Jahre 1956
Anschläge.
feier „50 Jahre Feuernacht“