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CHRONIK
PUSTERTALER VOLLTREFFER
JUNI/JULI 2011
3
16. Jahrhundert im Auftrag ve-
nezianischer Holzhändler das
Prinzip der Venezianersägen er-
dachte. Die Bewegungsenergie
des Wasserrades musste in ver-
tikale und horizontale Bewe-
gungen umgewandelt werden.
Waren die Baumstämme end-
lich an Ort und Stelle, wurden sie
einzeln auf die Säge gerollt und
auf einer eigenen Vorrichtung
senkrecht zur Stammachse an
den verschmutzten Enden paral-
lel abgeschnitten (abgekopft).
Restholz für Zäune
Der Stamm (Mussl) wurde auf
dem Laufwagen eingespannt
und vierkantig vorgeschnitten,
bevor dann verschiedene Bret-
terstärken geschnitten werden
konnten. Das Restholz
(Schworschtn) wurde für Zäune
verwendet, die Bretter mussten
noch parallel abgesäumt (ge-
gratlt) werden. Alle drei Vor-
gänge konnten auf der „Lipper-
säge“ nebeneinander laufen.
Über Rollen und Pferdefuhr-
werke wurden die fertigen Bret-
ter zum Besitzer, dem „Lipper“-
Bauer, zu einem Holzhändler
oder direkt zur Pustertaler Bahn
transportiert. In Olang waren
bis in die Mitte des 20. Jahr-
hunderts mindestens sechs Ve-
nezianersägen in Betrieb.
Letzter Säger erinnert
sich ...
Von 1950 bis 1958 war der
„Happacher Seppl“ mit seinem
Vater in der „Lippersäge“ tätig.
Im Vergleich zur kräftezehren-
den Waldarbeit war die Weiter-
verarbeitung in der Venezianer-
säge selbst relativ leicht.
Gearbeitet wurde für drei
oder vier Sommermonate je
nach Wasserstand. „Die Arbeit
begann früh am Morgen und
endete bei Sonnenuntergang.
Unterbrochen wurde sie nur
von der Mittagspause, wobei
man auf dem Herd im ,Zu-
häusl‘ mitgebrachte Mahlzeiten
wärmen konnte“, erzählt der
„Happacher Seppl“. Floss zu
wenig Wasser im Brunstbach,
stand die Säge still.
Über 100 ha Wald
In der „Lippersäge“ wurde
ausschließlich Holz für den
„Lipper“-Bauern geschnitten.
Der „Lipper“ besaß damals
über 100 ha Wald und verkaufte
das Schnittholz öfters an italie-
nische Abnehmer.
In der „Lippersäge“ wurde nur
ein Sägeblatt eingespannt, für
ein zweites war die Wasserkraft
zu gering. Geschnitten wurde
Fichten- und Lärchenholz.
Durch fünf Festmeter Holz
fraß sich einst das Venezianer-
gatter der „Lippersäge“ am Tag.
Schnell für das einstige Zeitge-
fühl, schnell genug für den da-
maligen Bedarf, und der Ge-
schwindigkeit früherer Leben
gerade noch angepasst. Als mo-
derne Technik in die beschauli-
che bäuerliche Welt Einzug
hielt und sich das Rad der Zeit
schneller zu drehen begann,
wuchs Moos über diese Säge.
Selbst Erinnerungen begannen
zu überwuchern. „Vergangenes
Erbe in unsere Zeiten zu retten,
bevor es für immer zu toter Ma-
terie wird, das ist unser Auf-
trag“, ist Günther Pörnbacher,
Amtsdirektor des Forstinspek-
torates Welsberg überzeugt, das
die „Lippersäge“ wieder auf
Vordermann brachte, mit finan-
zieller Unterstützung von EU,
Staat, Land und Gemeinde. Das
benötigte Holz wurde vom Be-
sitzer Uwe Prugger bereitge-
stellt. Am 16. Juli wird die Säge
im Beisein von Landeshaupt-
mann Luis Durnwalder feierlich
eröffnet wird. Beginn ist um 16
Uhr. „Wir bieten in Folge dann
immer wieder Führungen an“,
informiert Pörnbacher.
Erfinder
Das Universalgenie Leo-
nardo da Vinci war es, der im
Mit
viel
Mühe
und
Enga-
ge-
ment
wurde
die
„Lip-
per-
säge“
in
Olang
erneu-
ert.
Debant im Fassl
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www.diogenes.at
QUELL-
FASSUNGEN
&
REGEN-
WASSER-
NUTZBEHÄLTER
Venezianersäge in Olang
geht wieder „in Betrieb“
Am 16. Juli wird die Venezianersäge in Olang wiedereröffnet. Dieses alte,
bäuerliche Kulturgut ist einzigartig im Südtiroler Pustertal.
Der Zustand der „Lippersäge“ vor der Instandsetzung.