Kunst des Geschichtenerzählens
zusammenbringen.“
Wie schwierig ist es, in dieser
Branche zu überleben?
Philipp Pamer:
„Beim Film
zu arbeiten ist der Traum von
sehr vielen. Nur sehr wenige
können davon längerfristig leben
und erfolgreich sein. Das fng
schon an der Filmhochschule an:
400 Bewerber kamen auf zehn
Spielflm-Studienplätze. Und
von diesen zehn drehen vielleicht
zwei einen Kinoflm als Ab-
schluss. Man steckt sein Privat-
leben sehr oft zurück, arbeitet
manchmal 100 Stunden in der
Woche und hat von Projekt zu
Projekt eine große Planungsun-
sicherheit. Aber es ist natürlich
auch spannend, fordernd und
kreativ befreiend Filme drehen
zu dürfen.“
Können Sie von der Filmerei
leben und dauert dieser Prozess
noch eine Weile?
Philipp Pamer:
„Ich habe mir
mit Arbeiten beim Film bereits
große Teile meines Studiums f-
nanziert. Angefangen habe ich
als Kaffeekocher und Produkti-
onsassistent bei einer Werbe-
flmproduktion. Das hilft einem
später sehr, wenn man alle Stu-
fen der Filmleiter selbst durch-
laufen hat. Mit ‚Bergblut‘ habe
ich bis dato noch nicht viel ver-
dienen können, das war uns vor-
her aber schon klar, da wir den
Film auch mit den Schauspielern
mit rückgestellten Gagen fnan-
ziert haben. Aber der große Er-
folg des Filmes hat bereits neue
Werke und Arbeiten angestoßen.
Ich bin zuversichtlich, dass man
im Filmbusiness nicht unbe-
dingt als hungernder Künstler
enden muss.“
Sie engagieren sich beide für
den Filmstandort Südtirol.
Woran liegt es, dass sich Süd-
tirol – trotz seiner tollen Kulis-
sen – bislang noch nicht als
Filmstandort etablieren konnte?
Konrad Pamer:
„Der Film-
standort Südtirol hat sehr wohl
eine lange und sehr erfolgreiche
Geschichte! Die ersten Bergflme
wurde hier Anfang des 20. Jahr-
hunderts gedreht und brachten
Aufnahmen von Südtirol in alle
Welt bis nach Amerika. Leni
Riefenstahl, Luis Trenker,
Roman Polanski und Pier Paolo
Pasolini haben hier bereits ge-
dreht. Da gerade im Zweiten
Weltkrieg der Bergflm ideolo-
gisch aufgeladen und von den
Nationalsozialisten missbraucht
wurde, hatte das Filmland Süd-
tirol danach ein ungewolltes,
schweres Erbe und ist vor vielen
Jahren zwischen grünwiesigen
Heimatflmen und einigen muti-
gen Ausbrüchen in einen Dorn-
röschenschlaf verfallen. Da über-
all in den Nachbarländern um
Südtirol herum auch noch
attraktive staatliche Filmförder-
modelle entstanden, war klar,
dass die Schönheit Südtirols allein
keinen kostenbewussten Produ-
zenten mehr nach Südtirol locken
würde. Endlich hat sich hier
etwas getan! ‚Bergblut‘ wurde
fast beiläufg zum flmischen
Leuchtturmprojekt für ganz Süd-
tirol. Der mutigen Unterstützung
unserer Förderer in Südtirol und
FILM
PUSTERTALER VOLLTREFFER
MÄRZ/APRIL 2011
22
Philipp und Konrad Pamer,
wie müssen Filme heutzutage
produziert werden, damit das
Publikum sie annimmt?
Philipp Pamer:
„Das Publikum
schätzt mittlerweile Filme, die
authentisch sind und wieder echte
Geschichten erzählen. Wenn sie
auch einen Zugang fnden kön-
nen – durch die Themen des Fil-
mes, die lebendigen Figuren oder
die Umgebung – dann gehen die
Leute auch ins Kino. Das hat
‚Bergblut‘ auf eindrucksvolle
Weise zeigen können, da wir
allein in Südtirol 12.000 Men-
schen ins Kino gelockt haben. Auch
solche, die normalerweise nie ein
Kino betreten. Das digitale Zeit-
alter ermöglicht auch uns Euro-
päern hochwertige Produktionen
wie in Hollywood, umso besser
wenn es sich dabei inhaltlich um
europäisches Qualitätskino han-
delt. Hier muss man kreativ tech-
nische Versiertheit und die hohe
Steckbrief:
Namen: Philipp J. (26) und
Konrad (32) Pamer
Aufgewachsen in: Platt,
Passeiertal
Gemeinsames Unternehmen:
Remulus Film
Eltern: Erika (53, Hausfrau),
Josef (57, Handwerker)
Geschwister: Tanya (33, Biblio-
thekarin), Alexander (23, Musik-
lehrer) und Markus (18, besucht
das pädagogische Gymnasium in
Meran)
Philipp J. ist zwar erst
26 Jahre alt, aber hat als
Regisseur und Drehbuchautor
enorm viel Potenzial.
Philipp Josef (26) und Konrad Pamer (32) aus
dem Passeiertal haben es geschafft, sich in der
Filmbranche bereits einen Namen zu machen.
So bewiesen die Brüder vor allem mit der erfolg-
reichen Kinoproduktion „Bergblut“, einem auf-
wändigen Historienepos, jede Menge Potenzial
und Bereitschaft dafür, es mit der internationalen
Filmbranche aufnehmen zu wollen. Die Pamer
Brüder im „PVT“-Interview.
Die beiden Brüder Philipp J. (l.)
und Konrad Pamer sind für die
internationale Filmbranche
gerüstet. Im Bild mit
Schauspielerin
Hildegard Schmahl.
Die Pamer Brüder beweisen ei