
Nummer 5/2004
72. Jahrgang
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
An der Westseite des Kirchturms von
Tristach befindet sich auf etwa 4,5 m Höhe
eine antike Spolie, welche bisher noch
nicht eingehend vorgestellt worden ist
2
.
Der Reliefstein soll von der Ehrenburg
stammen. Diese Burg oberhalb des Dorfes
Tristach diente Kuno von Ehrenburg, der
aus dem Geschlecht der Flaschberger
stammte, in der 2. Hälfte des 13. Jahrhun-
derts als Sitz
3
. Dieser Umstand verleitete
zu einer Interpretation des Reliefsteins als
mittelalterliche Plastik und wurde in
Folge als Grundlage für das Gemeinde-
wappen von Tristach verwendet
4
. Eine
Ausbruchstelle vor dem liegenden Tier
wurde als Sense angesprochen, die Dar-
stellung als ein nach rechts liegender
▲
Die am Turm der Tristacher Pfarr-
kirche eingemauerte römische Spolie;
Aufnahme von 1993.
Foto: Marlene Scheiber, Tristach
Lavant, Gemeindeamt: Architravfragment mit der Darstellung eines Panthers.
Foto: Anton Höck
Anton Höck
Zur römischen Spolie
am Kirchturm von Tristach
1
Löwe, der eine Sense in den Tatzen hält,
gedeutet. Auf diese lokale Missinterpre-
tation machte Gottfried Rainer in einem
Artikel von Tirol aktuell der Tiroler
Tageszeitung aufmerksam
5
. Elisabeth
Walde, die Ausgrabungsleiterin von
Aguntum, spricht den Stein als antik an, ist
sich aber bei der Deutung der Darstellung
(Panther oder Löwe [?]) nicht ganz sicher
6
.
Beim Tristacher Römerstein handelt
es sich um einen weißen, kristallinen
Marmorstein
7
, der einmal so weiß getüncht
war wie der Kirchturm. Eingemauert an
der Westseite des Kirchturms, ist er für
den Betrachter, nur als kleines Relief zu
erkennen. Die noch sichtbaren Maße
des Reliefs betragen 42 cm (Länge) und
15,8 cm (Höhe)
8
. Der Stein ist leicht
schräg zu seiner ursprünglichen An-
sichtsebene eingemauert, wie die Stand-
fläche auf der das hockende Tier darge-
stellt ist, zeigt.
Dargestellt ist ein nach rechts hockendes
Tier mit erhobener linker Tatze, die rechte