GZ Kartitsch Nr. 95
Seite 28 Ausgabe 95 Historisches Die Holzlieferung erfolgte im Winter, mit Pferdefuhrwerk und Muselschlitten taleinwärts, im Dorfertal bis auf die Böden im Talschluss, wo sich Umschlagplätze und Stallungen befanden. Der Weitertransport erfolgte mit Pferde - und Ochsengespann auf die Jochhöhe, 2.094 m, in extremem Gelände wurden auch „ Hanfseilgetriebe “ angewendet. 10) Dazu hielten sich die Tilliacher Muselholzlie- ferer 50 bis 60 Ochsen, die über den Sommer im Tal weideten. 11) Von hier wurden die Musel ins Visdende - Tal „ getrieben “. Ähnlich extrem verlief der Holztransport durch das Valmereital und über das Winkler Joch, 2.248m. Nicht immer lief das Holzgeschäft reibungslos, um 1622 sind auch an Tilliacher verhängte Strafen vermerkt, da sie vermutlich unbewilligt häufig Museln „ denen Walschen “ verkauften oder Ochsen „ ins Walsche “ trieben. 12) Als der Holzverkauf um 1660 wieder gut anlief, wuchs der Unmut innerhalb der Bevölkerung von Tilliach, da nur einige Bauern mitnaschten, während die Schäden durch Wege und Weide von allen zu tragen waren. Die Bedenken stiegen, der Weg auf die Porze könnte zu gut ausgebaut und somit auch mit Kartitscher und Lesachtaler Holz befahren werden, aber auch die Gefahr kriegerischer Überfälle wachse. Vor allem aber würde zu viel Holz geschlagen, womit bei Brandunglücken der Eigenverbrauch nicht mehr gedeckt werden könnte. Die Differenzen führten zu Streit und vier Jahrzehnte dauernden Gerichtsverfahren ohne Ergebnisse. Sie beruhigten sich erst allmählich, als den Nachbarschaften Teilwälder zugewiesen wurden, zu denen Heinfels und Brixen keinen Zugriff hatten. 13) Während der bayerischen Herrschaft (1805 – 1814) wurden die Waldungen des Landgerichtes Heinfels/Sillian stark vernachlässigt und besonders die Tilliacher versuchten durch Raubbau ihrer Wälder die herrschende Armut zu überbrücken. Dabei wurden sie von der italienischen Holzfirma Lazzeri aus Perarolo unterstützt, die den Weg durch das Dorfertal und auf das Tilliacher Joch sanierte. Seit 1820 wurden auf diesem Weg enorme Holzmengen exportiert. Die Tilliacher verdienten durch den Verkauf und den Transport, der Wohlstand stieg und mündete in einen verschwenderischen Lebensstil. Die landwirtschaftliche Arbeit wurde vernachlässigt und dadurch der Ertrag geringer, nicht wenige gerieten erneut in Armut. 14) Raubbau an den Wäldern erfolgte in diesen Jahren aber im ganzen Gerichtsbezirk Heinfels/Sillian, trotzdem das Forstwesen bereits gut organisiert war und für die Waldnutzung dauernd strengere Auflagen galten. Von 1790 bis 1805 wird in Innichen von einem Waldinspektor berichtet, der das dortige Waldamt Pustertal leitete, das nächste Waldamt war in Lienz und Bruneck. Von 1826 bis 1847 und vermutlich länger war in Innichen das Forstamt mit dem Forstmeister und sechs bis sieben Beamten. Zusätzlich unterstanden ihm auch die Förster. Genannt sind: 1 Forstwart oder Förster in Sillian, 1 Förster in Sexten, fallweise Moos oder Kreuzberg, 1 Förster in Kartitsch (von 1823 - 1836), der um 1845 nach Tilliach versetzt wurde. Zumindest jährlich zweimal hatte das Forstamt alle Wälder zu überprüfen. Da, neben zu hohem Holzeinschlag, die Nachpflanzung vernachlässigt wurde, erfolgten um 1814 neue Einschränkun- gen: hohe Strafen bei eigenmächtigem Holzschlag für den Bauer und Käufer, nicht markiertes Holz verfiel an die Gemeinde, für inländische Käufer galt ein Vorkaufsrecht, strenge Regeln für Bann - und Schutzwald, möglichste Verhinderung neuer Sägewerke und vieles mehr, mit wenig Erfolg. Der Holzexport stieg kontinuierlich an und auch in den Tilliacher Wäldern waren die Jahre nach 1824 von Schwarzschlä- gerungen geprägt. Kolonnen von Holzfuhren stauten sich am Eingang ins Dorfertal und Strafen durch die Aufsichtsbehörde schreckten nicht ab. 1824 wurden über den Kreuzbergpass 23.215 Mehrkantilholz - Stücke und 6.000 Musel geliefert und von 1831 verfügen wir über eine örtliche Auflistung. Von den insgesamt vom Gebiet des Landgerichtes Sillian 15) exportierten 31.842 Stück Musel kamen demnach 3.500 von Kartitsch, 1.868 Musel von Obertilliach, 40 von Untertilliach, 3.069 von Strassen, 2.573 von Sillian, 2.289 vom Villgratental, 3.279 von Innichen und 9.065 Musel von Sexten, der Rest von den weiteren Gemeinden. 16) Einem Bericht von 1844 ist zu entnehmen, dass in diesen Jahren jährlich bei 46.000 Stück Mehrkantil- holz und 21.000 Bretter nach Venedig geliefert wurden. 17) Ausgediente Muselschlitten und Laafer Foto Heinz Waschgler
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